Da es gerade auf Gamestar.de eine Artikel-Serie über "Das Böse" gibt, welche ich äußerst interessant finde, möchte ich hier gerne eine Diskussion über dieses Thema starten, welche nicht im Kommentarbereich untergeht.
Ich frage mich immer, wieso böse Charaktere immer so klischeebehaftet sind. Das Böse wird in Filmen und Spielen immer wieder als geisteskrank, tragisch, überdreht, extrem gekleidet, äußerst brutal oder sehr gesprächig dargestellt.
Nehmen wir zum Beispiel einen Killer. Der muss nicht düster schauen, seinen Opfern Monologe halten, verzweifelt sein oder nicht mehr alle Tassen im Schrank haben.
Ein Killer kann seinen Beruf doch als stinknormal empfinden. Er kann sich normal kleiden, ein netter Kerl sein, der mit Freunden in Kino geht oder abends abhängt. Er hält keine ausschweifenden Dialoge, hat keine dramatischen Auftritte, sondern macht einfach schnell seinen Job, damit er Rechtzeitig Mittagspause machen kann.
Nur weil der Zuschauer im Kino oder Spieler alle 2 Minuten daran erinnert werden muss, wer hier das Böse darstellt, entstehen solche Klischees.
Das "Böse" muss ja auch nicht immer "böse" sein. Wir empfinden ja vieles als Böse, weil es nicht unseren Vorstellungen, Erwartungen oder Erziehung entspricht. Wer "böse" handelt, handelt vielleicht so, weil er es gar nicht anders kennt? Vielleicht empfindet diese Person unser handeln als "böse".
Ein extremes Beispiel: Unsere Gesellschaft empfindet einen Massenmörder als extrem böse. Aber vielleicht sieht der Massenmörder uns als das Böse an, weil wir die Erde mit einem extremen Fortpflanzungstrieb überbevölkern. Da der Mensch kaum noch natürlich Feinde hat, kann er sich ungezwungen vermehren, Ökosysteme zerstören, Resourcen auf Kosten anderer Lebewesen plündern, usw... Aus einer neutralen Perspektive sind eigentlich Eltern, die weiterhin Kinder auf die Welt setzen und unser Wunsch einen gewissen Lebensstandard zu halten etwas böses im Sinne unseres Verständnisses von Natür und ökologischen Kreisläufen. Und der Massenmörder vollbringt eigentlich etwas Gutes in diesem Sinne.
Man kann also sagen, dass man niemanden ansehen kann, ob er "böse" ist, weil man das Böse erst einmal genauer definieren muss. Es sei denn, dass man das Böse grundsätzlich flexibel definieren will...je nach Kultur und Erziehung.
Fazit wäre: Jeder ist böse, der meine Erwartungen des "Guten" nicht erfüllt. Und die individuellen Erwartungen anderer zu erfüllen ist das schwierigste überhaupt. Frei nach dem Motto: Tickst du nicht wie ich es gerne hätte, bist du böse!
Was denkt ihr über das "Böse"? Wie definiert ihr es? Würdet ihr euch eher als bösen oder guten Menschen bezeichnen, wenn ihr die Möglichkeit hättet ganz neutral und ohne moralische Vorbelastung euch selbst zu beobachten?
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