Brave New World

Von Yeager · 27. November 2013 · Aktualisiert am 29. Januar 2014 ·
Kategorien:
  1. Computerspiele zeigen doch selten die Realität, wie sie wirklich ist, nicht wahr?

    Ich meine, Krieg ist sicher anders, als er in Command & Conquer oder Call of Duty dargestellt wird.
    Längst nicht so pflegeleicht, so sauber und heroisch.
    Mit klar verteiltem Gut und Böse.
    Oder einer schlauchartigen Welt, in der Orientierungsnöte per Definitionem nicht auftreten könnten. Auch nicht bei der Panik, die beim Granatbeschuss entstehen mag.

    Drachen gibt es in der Welt, wie wir sie kennen auch nicht.
    Und als es sie gab, vor 65 Mio. Jahren, spuckten sie auch kein Feuer und terrorisierten auch keine Menschen.
    Weil diese damals noch nicht einmal ein Fliegenschiss auf dem Konzeptpapier der Evolution waren.
    Und weil Feuerspuckerei doch recht viele Kalorien und eine sonderbare DNA-Zusammensetzung erfordern dürfte.
    Gar nicht davon zu reden, dass ein zig Tonnen, zig Meter Koloss auf solche Beeindruckungsmaßnahmen sicher nicht angewiesen war.

    Jeder weiß auch, dass das reale Leben, auch und gerade das zwischenmenschliche, nicht so wie in "Die Sims" geschieht.
    Man wird selten innerhalb ein und dessselben Tages angestellt, gefeuert und dazwischen befördert.
    Selten entstehen Liebesbeziehungen, indem man Nachbarn zum gemeinsamen Tanzen vor der eigenen Stereo-Anlage einlädt.
    Noch unwahrscheinlicher ist die Verringerung des eigenen Blasen-Drucks, bloß weil man ein High-Tech-Klo besitzt. Gar nicht davon zu reden, dass ich nicht weiss, welchen Zweck diese Hochtechnologie hierbei erfüllen sollte.
    Wird dann das Wasser auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt, sodass etwaige Exkremente aufgrund der Aufprallenergie bis in den subatomaren Bereich bereinigt werden?
    Nebst der vollständigen und weiträumigen Zerstörung der Umgebung, die einer Megatonnen-Atombombe entsprechen dürfte?
    Ein sehr ... endgültiges ... Klo-Hightech-Erlebnis dürfte das sein.

    Crafting im RL funktioniert auch etwas anders, als in MMOs.
    Ich habe bisher noch nie jemanden 124 Ikea-Regale hintereinander aufbauen sehen, der anschliessend, ohne jeglichen Schweiss auf der Stirn (und auch ohne jegliche Aufbau- oder Verständnisprobleme bezüglich der koreanischen Anleitung) hocherfreut ausruft, er habe soeben völlig neue Bauanleitungen gelernt und nebenbei den Meister-Schein fürs Schreinern erhalten.

    Kurz:

    Uns allen ist bewusst, dass Computerspiele Computerspiele sind und mit der Realität wenig bis gar nichts gemein haben.
    Sie sind ein schöner Zeitvertreib, ein Hort der auslebbaren Phantasie.

    Und da das so ist, habe ich einen Wunsch aus aktuellem Anlass:

    Liebe Game-Designer,
    wie wäre es, wenn ihr ein Spiel macht, in dem man Politiker spielen kann, die es ernst meinen? Die Idealisten und keine feigen Karriere-Schnösel sind.
    Die man abwählen kann, wo Koalitionen Sinn machen, wo Versprechen eingehalten werden müssen.
    Wo es keine Königin gibt, die sich für Politik gar nicht interessiert, für den Erhalt ihres Macht-Sessels umso mehr.
    Und keine Rauten-Parteien, die erst im nächsten Jahrhundert in diesem Jahrhundert angekommen sein werden.
    Ein Spiel, wo ich als Spieler die Garantie habe, dass das, was ich gewählt haben sollte - so es denn die Mehrheit bekam - dann auch regiert.
    Statt dass sich Bündnisse invertierter Art auftun, die so ganz und gar nicht meinem Wählerwillen entsprechen.
    (Obschon ich die Erzengel-Gabriel-Partei nicht gewählt habe, von den anderen beiden ganz zu schweigen).
    Ein Spiel, wo der Fisch nicht vom Kopfe her stinkt.
    Wo am Ende zufriedene Leutchen auf den Strassen der simulierten Welt rumlaufen, die hochzufrieden sind. Nicht nur einige davon, zufälligerweise jene, denen es eh schon seit Jahr und Tag gut geht.
    Wo man einstigen Bündnispartnern, die Einen ausspionieren auch einfach mal den digitalen Stingefinger zeigen kann und am Ende selbst den Friedensnobelpreis dafür erhält.
    Oder doch zumindest irgendein Achievement namens "Mutig, mutig" oder so.
    Ja, es hätte nichts mit der Realität zu tun, das weiss ich.
    Vielleicht wäre es nicht einmal spielerisch zu Ende gedacht, würde konzeptionelle Schwächen aufweisen.
    Ist das was Besonderes?
    Inwiefern würde sich das dann von Rome 2 oder Sim City unterscheiden?
    Darin sehe ich also kein Problem.
    Aber es wäre doch mal toll dies WENIGSTENS in der Phantasie laufen lassen zu können, sich daran zu erfreuen.

    In diesem Sinne:

    Danke für Vorratsdatenspeicherung, liebe CDU-, CSU-, SPD- und Nichtwähler.
    Danke für diese Brave New World.

    Wenn ich recht überlege, ist Sims vielleicht doch gar nicht so schlecht....

    Über den Autor

    Yeager
    Chuck Yeager durchbrach als erster Mensch die Schallmauer.
    <br/>Ich stolperte über seinen Namen als damals noch kleiner Junge beim Gucken von "Der Stoff aus dem die Helden sind".
    <br/>Sein Name gefiel mir, wurde zum Nick und blieb es.

Kommentare

Um einen Kommentar zu schreiben, melde dich einfach an und werde Mitglied!
Top