Da fehlt doch was...??

Warum muss es immer negativ enden - oder GAR nicht?
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  1. Beim Durchforsten meiner Spielesammlung fallen mir in letzter Zeit immer wieder Titel auf, bei denen ich auf einen echten „Abschluss“ der Story warte. Entweder gab‘ es gar keinen oder er war so offen und vage, dass ich einfach das Gefühl habe, es würde was fehlen.
    Oder aber er war negativ – zumindest aus meiner Sicht – was mich mit einem nicht wirklich guten Feeling zurückgelassen hat. Aufgrund der Thematik warne ich mal an dieser Stelle vor Spoilern, denn evtl. hat ja jemand das eine oder andere Spiel von dem ich spreche noch vor sich…aus dem Grund benenne ich in der Sub-Headline das Game, auf das ich eingehen möchte.


    Ist das euer Ernst?? (RDR1 & 2)

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    Immerhin, beide Spiele wurden zu „Ende“ gebracht was die jeweilige Geschichte angeht. Ich liebte beide Spiele, spielte sie jeweils mehrfach durch und bin nach wie vor ein großer Fan dieses Franchise. Dennoch hätte ich mir gewünscht, ein echtes Happy End erzielen zu können. Obwohl man so viele Stunden mit seinen beiden „Helden“ verbringt und durchaus eine gewisse Verbundenheit aufbauen kann, wenn man möchte…bleibt einem am Ende nur, beim Sterben des Protagonisten zuzusehen. Bei Teil 2 wird man noch ein wenig versöhnt, indem man mit John Marston seine Farm aufbauen und ein paar Missionen erledigen darf…aber der geneigte Spieler weiß ja, was in RDR1 mit John am Ende geschehen wird. Ich hatte nach Teil 1 die Hoffnung, dass in Teil 2 ein bisschen anders verfahren wird. Und nun habe ich jedes Mal den Hochgenuss des Durchspielens und am Ende dann diese leicht depressive Erfahrung, dass ich die Geschichte egal wie ich es auch anstelle nicht zu einem – subjektiv für mich – guten Ende bringen kann. Ich werde Arthur und John ans Storytelling verlieren, komme was wolle…


    Nachgelegt und doch verkackt…(Mass Effect 1 – 3)

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    Mass Effect war von Teil 1 bis 3 ein echtes Fest für SF-Rollenspieler. Das Spiel kam großartig an und auch wenn es wie immer Kritiker gab, waren sich die Gamer in der Breite doch einig: das ist episch. Entsprechend ungeduldig wurden die jeweiligen Releases der Teile erwartet und die Spiele dann regelrecht verschlungen. Die Story nahm ziemlich unerwartete Wendungen, man wechselte – zumindest pro forma – die Seite, kehrte zurück und stellte sich immer wieder neuen Herausforderungen. In ME3 fühlte man sich dann beim Hersteller offenbar dazu berufen, ein besonders außergewöhnliches Ende zu präsentieren, dass mit einem Happy End mehr oder weniger gar nichts zu tun hatte. Als dieses Ende bei einem Großteil der Spieler echte Empörung hervorgerufen hatte, entschied man sich, ein „alternatives“ Ende nachzuliefern, dass dem Spieler ein besseres Gefühl geben sollte. Ganz ehrlich: bei mir hat das nicht funktioniert. Wie schon bei RDR habe ich auch hier nicht wirklich die Möglichkeit, ein positives, wirklich gutes Ende zu erzielen. Mein Protagonist reitet/fliegt in keinem der Spiele in ein „Und wenn sie nicht gestorben sind“-Finale…schade.

    Das war’s dann…offiziell (The Witcher)

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    The Witcher 3 dürfte für nicht wenige Leute DAS Rollenspiel überhaupt sein. Die Größe, die grandiose Technik und das Szenario in der sich alles abspielt sind besonders. Das Spiel bekam 2 Erweiterungen spendiert, von denen eine gut (Heart of Stone) und eine grandios (Blood & Wine) war. Dann kam vom Studio die Aussage, das Thema „Witcher“ sei erledigt, die Story sei erzählt und man brauche nicht auf einen neuen Teil warten. Gut, das ist unerfreulich für die Fans der Reihe…auch ich musste schlucken. Aber wenn es so ist, wieso hat man dann nicht den Mut, der Serie ein echtes Ende zu geben? Wieso zeigt man den Witcher nicht alt bei der Ausbildung neuer Hexer…wieso zieht er sich nicht mit einer seiner Weiber in den Ruhestand zurück? Dann hätte man glaubhaft ein Ende gesetzt und die Spieler könnten mit etwas Greifbaren einen eigenen Abschluss mit der Figur finden?

    Wie so oft trifft man eine „finale“ Aussage – nur um sich dann eine Hintertür offen zu lassen.


    Die „Cliffhanger-Mentalität“ moderner TV-Serien setzt sich durch…

    Wenn man den Blick auf andere Medien richtet, zeigen sich deutliche Parallelen.

    Auch in Serien schaffen die Autoren oft gewollt oder ungewollte keinen vernünftigen Abschluss. Was im schlimmsten Fall daraus werden kann sah man beim unausgegorenen Ende von Game of Thrones. Aber auch in anderen Serien nimmt die Handlung sehr oft nicht nachvollziehbare Wendungen, Figuren verschwinden ohne Not oder Neue tauchen auf, die weder sinnvoll noch brauchbar erscheinen.

    Hier wie dort geht es offenbar darum, Türen offen zu halten oder aber auf Teufel komm raus „kreativ“ zu erscheinen. Mir ist schon klar, dass nicht wenige Menschen morbide Verläufe oder Enden mögen, das ist eine Tendenz, die sich seit vielen Jahren abgezeichnet hat. Die Grenzen zwischen „Gut“ und „Böse“ verschwimmen und nicht selten ist der Bösewicht in Filmen eigentlich der Coolste.

    In Spielen fühlt es sich aber noch einmal etwas anders an, wenn die Story ein morbides oder eben generell „negatives“ Ende findet. In diesem Fall habe ich ja selbst aktiv mitgewirkt, habe einen oder mehrere Charaktere mit teilweise enormem Zeitaufwand durch eine Geschichte begleitet und war stets darauf bedacht, das Beste für meine Figur(en) herauszuholen.

    Natürlich ist mir klar, dass jeder Spieler eine ganz individuelle Empfindung besitzt und man bei 100 Zockern 100 verschiedene Aussagen bekommen würde. Für mich ist es subjektiv betrachtet unbefriedigend und sehr schade, wenn mich das Spiel nach langer Zeit intensiven Miterlebens mit einem für mich nicht positiven Ende zurücklässt. Ich wollte nicht sehen, wie Arthur und John sterben nach all den Wendungen. Ich wollte nicht erleben, dass Commander Shepard diffus im Nebel der Story verschwindet, ohne dass man mir erklärt, was nun eigentlich aus ihm wird.

    War nicht mehr Auswahl?

    Ich würde mir generell wünschen, dass einem die Hersteller solch epischer Geschichten am Ende eine positive Alternative anbieten würden. Wenn ein Charakter sowieso nicht mehr „gebraucht“ wird in eventuell folgenden Teilen, warum muss man ihn zwingend sterben lassen oder aber in unnachvollziehbare Enden stürzen, die mehr Fragen als Antworten aufwerfen? Und sei es nur ein einfacher Klick, welchen Weg ich einschlagen will, kurz vor dem Ende der Geschichte. Für mich würden so viele Geschichten sich positiver und erfreulicher anfühlen. Einfach runder. Ich könnte ein noch positiveres Fazit ziehen und würde mich deutlich besser unterhalten fühlen.

    Zum Ende hin kann ich nur das Fazit ziehen, dass mit Fortschreiten der „Geschichte“ der Videospiele offene Enden und morbide Abschlüsse deutlich mehr geworden sind. Das kann einem gefallen – muss aber nicht. Vielleicht spielt das Alter des Spielers eine Rolle dabei oder aber welchen Lebensstil er pflegt. Aus welchen Verhältnissen er stammt…welche Musik er hört…keine Ahnung.

    Ich, 44…Psychiatriekrankenpfleger…aus entspanntem Elternhaus, Biker und Metal-Fan…ich würde mir wünschen, dass ich Spiele positiv beenden darf.

    Carry on ;)

    Über den Autor

    Roadwarrior
    1975 auf die Welt losgelassen bekam ich 1982 von meinen Eltern zu Weihnachten ein Atari 2600 überreicht - seitdem nahm die Spirale ihren Lauf. Ich bin seit inzwischen etwa 40 Jahren "ingame". Durch verschiedene Berufe, Beziehungen, eine Ehe, Wohnorte und Weltanschauungen hindurch waren in meinem Leben in den letzten 25 Jahren nur 3 Sachen konstant: Motorräder. Heavy Metal. Gaming.

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