Das Problem mit dem Kopierschutz- etwas subjektiver betracht

Von Bakefish · 4. Januar 2014 · Aktualisiert am 18. Februar 2014 ·
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  1. Seitdem es Software gibt, gibt es auch Softwarepiraterie- und daher auch Kopierschutz. Betrachtet man jedoch mal, wie der Kopierschutz zwischen Spielen, Musik und Filmen ausfällt, erkennt man schon schnell ziemliche Unterschiede. Lege ich einen Film ein, gibt es eine DVD-Abfrage, von der ich nicht einmal etwas bemerke. Das Gleiche ungefähr bei einer Musik-CD.
    Ein Computerspiel bildet den völligen Gegensatz dazu; Online-Aktivierung, welche manchmal nicht funktioniert, Onlinezwang, was bei schlechtem Internet gerne mal für Frust sorgt, der ganze Kram, heute läuft das alles nur noch übers Internet. Fast. Vor einigen Jahren gab es das alles noch nicht; damals schob man einfach die CD ins Laufwerk, gab einen Sicherheitsschlüssel ein, installierte das Spiel und fertig. Vielleicht bin ich auch deswegen Fan solcher Spiele, die mittlerweile 9 oder mehr Jahre auf dem Buckel haben.
    Gleich vorweg gesagt, ich bin überzeugter Gegner des DRMs, Origins und Uplays. Steam besitzt zwar ebenfalls die Aktivierungspflicht, doch macht es dies durch Rabattaktionen und Patch-Support u.a. locker wieder wett, daher ist mir diese Plattform um einiges sympathischer als beispielsweise Uplay. Nun gut, soviel dazu.

    Dass Raubkopierer es leichter haben, dürfte auf der Hand liegen. Als beispielsweise Mass Effect erschien und dieser Mist mit dem alle-zehn-Tage-online-verifizieren los ging, waren die Käufer natürlich frustriert- die Raubkopierer nicht. Schließlich hebelten sie fix diesen Kopierschutz aus und hatten ihren Spaß ohne Onlinezwang. Kein Ärger damit.
    Ein anderes Beispiel: Als das Day-One-DLC für Mass Effect 3 veröffentlicht und kurz darauf bekannt wurde, dass es bereits ins Hauptspiel integriert war. Sorgte bei Käufern für Frust- Raubkopierer schalteten es mit einem einfachen Crack frei und hatten ihren Spaß. Ich kenne einige Leute, die Mass Effect 3 gekauft haben, aber das DLC raubkopierten, weil sie keinen Bock darauf hatten, etwas zu bezahlen, was bereits da ist.
    Das ist das Eine. Wer raubkopiert, muss sich nicht auf irgendwelchen Plattformen im Internet anmelden. Durchaus vorteilhaft, aber nicht immer.
    Und ein Raubkopierer muss natürlich kein Geld bezahlen.
    Dabei darf ich aber natürlich auch die Nachteile nicht auslassen. Cracks usw. führen gerne mal zu Sicherheitslücken im Spiel oder Spielsystem, geschweige denn geht der Support flöten. Onlinemodi kann man damit meistens auch nicht spielen, der Raubkopierer bekommt so gesehen nur einen Teil des Spiels. Was sich beispielsweise bei Multiplayerspielen wie Battlefield oder CoD blöd macht.
    (Okay, dieser Absatz hat sich jetzt hauptsächlich um Spiele gedreht, ich konzentriere mich auch etwas mehr auf dieses Thema)

    Natürlich sind Raubkopierer aller möglichen Software so einigen Firmen, die diese herstellen, ein Dorn im Auge. Aber nicht nur diese gehen dagegen vor, auch die Politiker oder solche Vereine wie die GEMA. Der virtuelle Krieg, der sich daraus entwickelt hat, wächst stetig an.
    Politik, Werbekampagnen (ihr wisst schon, nur original ist legal usw.) und Konzerne gaben dem Raubkopierer schnell sein Porträt- ein durch und durch böser Verbrecher, der nur darauf aus ist, den Entwickler um sein Geld zu bringen und zu schädigen.
    Ich wage es jetzt mal, dieses Porträt als falsch zu bezeichnen. Es gibt nicht DEN Raubkopierer, dies ist ein blankes, unbegründetes Vorurteil.
    Etliche Menschen (gewiss nicht alle, aber doch schon einige) laden einen Film, ein Musikstück oder auch ein Spiel herunter, und nutzen diese Software dann- sie spielen das Spiel an, sehen den Film, hören den Musikclip. Ist diese Software gut, dann sagen sie: „Okay, das war doch ganz nett. Dann kann ich es mir ja kaufen.“ Was sie dann auch tun, beziehungsweise zu ihren Freunden gehen und sagen: „Hey Leute, seht/ hört/ spielt/ nutzt das mal, das ist gut!“ und so geht es weiter. Ist die Software schlecht, wird sie halt gelöscht und das ist es gewesen. Oder man bewahrt sie sich halt noch auf. Und so haben sie effektiv verhindert, in den Laden zu rennen, zu kaufen, enttäuscht zu werden und wieder zurückzulaufen, um das Spiel zu reklamieren. Wenn man fragt, was diese Methode für einen Vorteil hat, dann ist es genau die Antwort: Bequemlichkeit. Oder man hat das Geld einfach nicht und kaufen die Software dann irgendwann später nochmal nach, wenn sie billiger ist.
    Natürlich gibt es auch Raubkopierer, die das Geld nicht ausgeben wollen. Das bestreite ich nicht. Aber wusstet ihr (nicht nur unbedingt die Leser dieses Blogs, sondern auch die da oben von der Führungsspitze) schon, dass Raubkopien den Verkauf von Software fördern? Dass Raubkopien nicht nur einen Fluch, sondern auch einen Segen für die jeweilige Industrie darstellen könnten?

    Gehe ich mal etwas spezifischer auf die Rubrik Spiele ein: Auch hier gibt es diese verschiedenen „Gattungen“ an Raubkopierern. Doch hier abstrahiert sich die ganze Sache etwas. Was der genaue Sinn an Online-Zwang ist, verstehe ich bis heute nicht wirklich. Dass Publisher gerne mal unlogisch handeln, ist ja nichts Neues mehr. Dass man allerdings in monatelanger Arbeit mühevoll versucht, einen neuartigen Kopierschutz zu entwickeln, der sowieso nach wenigen Tagen geknackt ist, das ist nicht mehr unlogisch, sondern einfach nur dämlich. Verzeihung für diesen Ausdruck.
    Aber unter anderem an dieser Stelle (also Publisher) liegt der Hase im Pfeffer: Vielleicht mag ich was verpasst haben, wenn ich jetzt sage, dass ich es bisher noch nicht erlebt habe, dass ein Entwickler gegen Raubkopierer gewettert hat. Das taten nur die Publisher, mit teils so lächerlichen Aussagen wie „95 % der PC-Spieler raubkopieren.“ (Zitat Ubisoft)
    Und je mehr sich dieser Kopierschutzwahn entwickelt, desto mehr Leute wird es geben, die dann auch sagen: „Och nö. Jetzt reicht´s mir. Ich lade es illegal. Rutscht mir doch den Buckel runter.“ Was folgt daraus? So betrachtet, führen diese Vorgehensweisen, die EA, Ubisoft oder das Rechtssystem allgemein da ergreifen, nur dazu, dass noch mehr raubkopiert wird, und zwar so, dass man sich das Spiel später nicht nachkauft. Kontraproduktiv also.
    Nur ein kleines Beispiel: Als Ubisoft seine eigene Plattform Uplay herausbrachte, stiegen die Raubkopien für Assassins Creed 2 an. Teils ziemlich.
    Dazu kommt noch die Politik, mit welcher man heute Spiele herausbringt- zu teuer, oder man bringt sie in einem unfertigen Status heraus, oder- was mittlerweile ein ziemliches Problem ist- kaum noch ein Spiel besitzt so etwas wie eine Demoversion.
    Nur so nebenbei, aber am meisten regt es mich auf, wenn man auch noch solche Leute als böse Raubkopierer abstempelt, die auf ihrem Notebook einige Spiele installieren und dann einen No-CD-Crack besorgen, weil sie keine Lust oder keinen Platz haben, die CDs überall mit hin schleppen zu müssen. Die machen das doch nicht mit „bösen“ Absichten!

    Zurück zum Allgemeinen. Nun sind die Gegner der Softwarepiraterie der Ansicht, dass man bösen Verbrechern auch harte Strafen auferlegen muss. Saftige Geldbußen (einem Bekannten von mir wurden 1500 Euro Strafe aufgebrummt, weil man ihn beim Saugen eines Musikalbums erwischt hatte- und das ist noch eine ziemlich niedrige Strafe!) drohen Raubkopierern. Im schlimmsten Fall sind es Freiheits- oder sogar Haftstrafen. Wer erwischt wird, ist also meistens schlecht dran, da Otto Normalverbraucher nicht aus dem Handgreif einfach mal 5000 Euro zahlen kann.
    Eines jedoch fällt auf- bis heute schafft man es nicht, der Lage Herr zu werden. Selbst wenn man Leute, die saugen oder raubkopieren, dabei erwischt, ist dies nur ein Bruchteil der tatsächlichen Masse. Der gesamte Prozess, Raubkopieren einzuschränken, ist bis heute fruchtlos, auch, wenn man hin und wieder professionellere Raubkopierer festnimmt. Wenn man es dann im Bestfall mal schafft, in wochenlangen Prozessen Seiten wie kino.to oder movie2k dichtzumachen, hat das ein Ergebnis- nur wenige Wochen später sprießen Seiten wie movie4k oder kinox.to aus dem virtuellen Boden- vom System her genau dieselben Seiten wie vorher, bloß mit einem leicht abgewandelten Namen. Der ausgestreckte Mittelfinger, der bei movie4k zu sehen ist, verdeutlicht, dass sowohl Justiz als auch Konzerne und Politik zwar vereinzelt und kurzzeitig etwas machen können, auf die Dauer aber machtlos sind.

    Betrachten wir das Ganze mal anders herum: Angenommen, es gäbe keine Raubkopierer mehr und all diese ehemaligen Raubkopierer wären Leute gewesen, die niemals auf den Gedanken gekommen wären, sich Spiele nachzukaufen. Und jetzt, da sie weg sind, fällt eines auf- gibt es keine Raubkopierer mehr, die Spiele nicht sowieso nicht kaufen würden, bedeutete dies dann, dass die Gewinne steigen? Die Antwort ist simpel: Nein, die Gewinne stiegen nicht an. Dass Raubkopierer einen immensen wirtschaftlichen Schaden verursachen, ist ein Märchen, genauso wie die Behauptung: „Wir müssen unsere Preise wegen der Raubkopierer hochtreiben!“

    Liebe Politiker, liebe Konzernchefs, liebe GEMA und liebe andere DRM-Befürworter: Seht es doch ein. Je fanatischer ihr versucht, Raubkopierer von der Fläche zu fegen, desto mehr wird es im Endeffekt geben. Softwarepiraterie gab es schon immer und wird es auch für immer geben, gleichzeitig geht ihr damit der ganzen restlichen Community (vor allem in der Gaming-Branche) auf die Nerven. Glaubt ihr, dass so eine „Kollektivbestrafung“ wie ein „wir müssen den Preis für das Spiel anheben, weil so viele raubkopieren!) wirklich etwas bringt? Könnt ihr euch nicht vorstellen, dass es Seiten wie GOG gibt, die Spiele vollkommen ohne DRM anbieten und dass dort ständig Spiele gekauft werden? Dass etliche Indie-Entwickler oder auch normale Entwickler kein DRM einbauen, weil sie ehrlichen Kunden keine Piraterie unterstellen wollen? Dass es Spieler gibt, die manchmal Spiele auch wegen ihres nicht vorhandenen Kopierschutzes kaufen? Dass es Leute gibt, die Spiele erst raubkopieren, weil sie viel zu teuer sind, und dann später doch noch kaufen? Denkt ihr wirklich, dass ihr Piratebay, eine der führenden Seiten dieser Branche, dichtmachen könnt, wenn ihr es bisher nur erreicht habt, sie für einige Tage offline zu schalten? Sprechen die um 50 Prozent gestiegenen Uploads nicht für sich? Wisst ihr, dass es Firmen gibt, die Musik-CDs verkaufen und dabei bewusst einen Kopierschutz ablehnen? Dass Interpreten manchmal Hand in Hand mit illegalen Fileshare-Seiten arbeiten?
    Warum muss man, wenn man nun tatsächlich erwischt wurde, einen Anwalt hinzuschalten, weil die GEMA die Strafe viel zu hoch setzt, was eigentlich auch dem Gesetze widerspricht? Warum kriegt ein Raubkopierer bis zu 5 Jahre Haftstrafe, ein Kinderschänder hingegen nur einige Monate?

    Fragen über Fragen, die bis heute entweder gar nicht oder nur unzureichend beantwortet wurden. Selbst wenn ich in den Augen der Gesellschaft mit meinen Ansichten völlig daneben liege, eines dürfte wohl stimmen: Raubkopierer werden wir niemals komplett „ausschalten“ können, es ist eine Sache, mit der man halt leben muss. Ich möchte niemanden zum raubkopieren zu verleiten. Aber mittlerweile hat mich das ganze Thema einfach so sehr frustriert, dass ich es in etwas emotionalerer Fassung in den Blog geschrieben habe. Und ich weiß, dass ich nicht das einzige DRM-feindliche Mitglied dieser Seite bin :-P

    Spaß beiseite, wahrscheinlich weise ich in meiner Argumentation auch einige Lücken auf und habe einiges nicht beachtet, und bestimmt argumentiere ich auch subjektiv- daher die Überschrift. Aber mir geht es in diesem Blog hauptsächlich darum, Gamer und weitere Softwarenutzer mal zum Diskutieren anzuregen. Oben stehender Text ist meine Meinung und ich bin froh, sie mal aussprechen zu dürfen. Vielleicht seht ihr es ähnlich, bestimmt auch anders.
    Nun gut, egal, ob ihr jetzt rote oder grüne Daumen darauf gebt, ich bedanke mich für das Lesen dieses Blogs und hoffe, euch wenigstens etwas zum Nachdenken angeregt zu haben. Und nein, das hier war kein Aufruf zur Revolution ;-)
    Gruß Bakefish

    Über den Autor

    Bakefish
    Schwimmen, viiiiele Bücher, Zocken, Radfahren, Leichtathletik, die Natur genießen.

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