Der Film und ich: Superschurken Double Feature

Von Rand al'Thor · 18. März 2012 · Aktualisiert am 19. März 2013 ·
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  1. Zwei Filme, ein Thema, zwei unterschiedliche Herangehensweisen, zwei unterschiedliche Wertungen:


    Despicable Me (Ich - einfach unverbesserlich)

    Gru ist ein Bösewicht alter Schule, dem von anderen aber langsam der Rang abgelaufen wird. Also plant er den Mond zu stehlen, um seinen Ruf wieder herzustellen. Blöderweise befindet sich der dazu benötigte Shrink-Ray im Besitz des aufstrebenden Nerd-Superschurken Bill Gates...Verzeihung...Vector, also besorgt sich Gru drei Keks-verkaufende Waisenkinder, um Zugang zu Vectors Hightech-Festung zu bekommen. Die Mädchen haben aber ungeahnte Nebenwirkungen für Grus Persönlichkeit...

    Despicable Me ist Film Nr. 1 des "Superschurke wird reformiert"-Double-Features und wählt den bedächtigen Ansatz (weniger nette Leute würden "biederen", ganz unfreundliche Leute "langweiligen" sagen). Die erste halbe Stunde passiert eigentlich nicht viel, außer dass Gru seinen Plan ins Rollen bringt. Interessant ist das nur mäßig, witzig fast gar nicht.

    Dafür geht es mit seiner Veränderung umso schneller, Grus Persönlichkeit dreht sich nach anfänglichem Status Quo innerhalb von 2 Minuten relativ unmotiviert ins Gegenteil. Wirklich interessiert ist der Zuschauer daran aber ohnehin nicht.

    Der wartet eher auf den nächsten Auftritt von Grus Minions. Die sind es nämlich, was den Film vor dem totalen Mittelmaß rettet, denn die Minions sind knuffige kleine Knuddelwesen, die dem sonst recht drögen Film mit Slapstick-Humor und "Simlisch"-Geplapper etwas Schwung verleihen. Dabei ist der Film nicht wirklich schlecht, nur einfach sehr bieder und hinsichtlich Charakterentwicklung seltsam beliebig, eine echte emotionale Bindung fehlt. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass das ein Minions-Film ist, der ständig von Grus Geschichte ausgebremst wird...

    6/10



    Megamind

    Double-Feature, zweiter Teil. Die Grundprämisse ist die selbe: Ein Superschurke wandelt sich zum netten Kerl, doch die Herangehensweise ist ganz anders.

    Das beginnt schon damit, dass Megamind als Figur viel besser ausgearbeitet ist, was sich auch in einer viel glaubwürdigeren Charakterwandlung niederschlägt. Vor allem aber ist der sympathisch inkompetent-kompetente Bösewicht mit seinem Hang zur Theatralik und hingebungsvollen Treue an etablierte Superschurken-Standards (Mädchen entführen, in geheimes Observatorium bringen, Todesfallen, Alligatoren, Kampf mit Megaman, Niederlage) viel interessanter als sein Kollege aus Despicable Me.

    So steht Megamind denn auch prompt vor einem großen Problem, als einer seiner verrückten Pläne eines Tages ausversehen funktioniert und er Megaman ins Nirvana pustet. Anfänglicher Triumph weicht schnell der Ernüchterung: Was soll er jetzt bloß mit seiner Zeit anfangen, wo er keinen würdigen Gegner mehr hat und sich einfach nehmen kann, was er will?

    Der existentiellen Sinnkrise folgt schnell der ebenso logische wie bescheuerte Plan: Ein neuer Held muss her. Gesagt getan wird der neue Superheld gezüchtet, ausgebildet und auf die nächste Konfrontation mit Megamind ausgerichtet. Es gibt nur ein Problem...der neue Held denkt gar nicht daran, seine Kräfte für das Gute einzusetzen. Und Megamind muss sich plötzlich fragen: Bin ich zum Superhelden genauso geeignet wie zum Superschurken und kriege ich vielleicht diesmal am Schluss das Mädchen?

    Megamind macht dabei alles richtig, was Despicable Me falsch macht. Das Erzähltempo ist höher, der (Held? Schurke?) Protagonist interessanter und sympathischer, die Inszenierung fetziger (Bad to the Bone, Back in Black, Highway to Hell, Welcome to the Jungle) und der Charakterwandel glaubwürdiger und nicht so abrupt. Stellenweise hätte der Film noch witziger sein können, Leerlauf entsteht aber zu keiner Zeit und so geht Megamind als klarer Sieger aus seinem Duell mit Kollege Gru hervor.

    9/10

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