Der unverstandene StarCitizen Backer.....

Von Sir Hurl · 10. Dezember 2014 · Aktualisiert am 10. Dezember 2014 ·
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  1. Es ist schon seltsames Ding mit den Meinungen über das Finanzierungsmodel und das angebliche "Pay to Win" von vielen Damen und Herren in diesem Forum. Es werden Entwickler und Backer beschimpft. Redakteure machen Videos mit unendlich vielen Seitenhieben in Richtung Entwicklungszeit und Finanzierung. Man regt sich über Vorteile von Backern bei Release auf, usw.....

    Komischerweise wird so ein Finanzierungsmodell, in dem der Backer ein kleines Dankeschön erhält, in anderen Spielen nicht so oft angegriffen. Ich vermute einfach, dass es schlichte Unwissenheit ist, was für Vorteile man als "Nicht-Backer" hat, wenn andere Menschen unheimlich viel Geld für die Entwicklung ausgeben. Gerne bin ich bereit diese Unwissenheit aus der Welt zu schaffen... auch wenn es von den Hardcore-Kritikern sowieso ignoriert wird.

    Fangen wir an mit der Entwicklungszeit. Ich frage mich, woher die Überzeugung kommt, dass Star Citizen schon viel zu viel Zeit bei der Entwicklung in Anspruch genommen hat.

    Es ist eher so, dass in extrem kurzer Zeit eine Firma gegründet und strukturiert und gleichzeitig die Entwicklung aufrecht erhalten wurde. In extrem kurzer Zeit wurde das Arena Commander Modul erschaffen und stetig verbessert. Gleichzeitig wird in vielen Studios an allen Elementen des Spiels gearbeitet und die Öffentlichkeit, besonders die Backer, bekommen jede Woche ein Briefing, wie der Stand der Dinge ist. So eine transparente Entwicklung gab es noch nie in der Geschichte der Spieleentwicklung, besonders bei so großen Projekten wie Star Citizen. Gerade durch diese Transparenz ist es mir absolut schleierhaft, wieso man von einer ungewöhnlich langen bisherigen Entwicklungszeit spricht.

    Woran liegt das? Unverständnis über die Entwicklung eines Spiels? Das Ignorieren der Tatsache, dass viel Content, welcher zahlreicher wird, nach Release in das Spiel eingebaut wird und die unbegründete Befürchtung, dass dadurch der Release ins Unendliche verschoben wird? Ich weiß es nicht. Alle Informationen über die Entwicklung sind frei zugänglich und trotzdem werden (absichtlich?) falsche Behauptungen kommuniziert.

    Dies ist ja eigentlich Grund genug, um mit einem Knüppel wild um sich zu schlagen und zu hoffen, dass mancher Treffer die Gehirne wieder reaktivieren wird... falls sie jemals aktiviert waren.

    Es gibt ja noch die nächste Stufe der Empörung des kritischen Spielers: Pay to Win und überteuerte Raumschiffe.

    Da muss ich erstmal tief durchatmen. Diese Behauptungen sind sowas von unüberlegt, dass ich mich manchmal frage, ob man sich nur eine Sekunde lang mit dem Thema auseinander gesetzt hat.

    Auch hier möchte ich gerne zur Aufklärung beitragen:

    Ein Backer, der sich dafür entscheidet sein sauer verdientes, geerbtes, gestohlenes, geschenktes Geld nicht für eine überteuerte Kaffeemaschine auszugeben, sondern für die Entwicklung eines Spieles, damit Nicht Backer in Zukunft in den Genuss des Spieles zu kommen, ist in meinen Augen eine äußerst nette Person und keine Zielscheibe für Beschimpfungen. Ohne sein Geld wäre die Entwicklung niemals möglich gewesen. Stellt euch einfach vor, dass ihr seit Jahren auf eine gewisse Art von Spiel wartet und plötzlich kommt jemand daher, der so ein Spiel entwickeln möchte. Und nun stellt euch weiter vor, ihr trefft auf der Straße eine wildfremde Person und erzählt ihr davon. Dann greift dieser Mensch in seine Hosentasche und holt ein paar Geldbündel raus, die er dem Entwickler zu kommen lässt. Würdet ihr diesen Menschen beschimpfen oder dankbar die Hände schütteln? Aha...

    Aber es geht ja noch weiter. Als Dankeschön bekommt der Backer ein Schiffchen. Die dicken Pötte für 2000 Dollar sind dabei noch extrem schlecht ausgerüstet und unbewaffnet (Dies nur als kleiner Seitenhieb in Richtung "Pay to Win"). Dieses Schiff dient aber nicht nur der Zierde des eigenen Hangars. Diese Schiffe werden auch eingesetzt, um sie in der Entwicklung zu testen und zu optimieren.

    Wir müssten also dem Backer zweimal dankbar sein: Zuerst spendet er eine Menge Geld und dann testet er noch Spielelemente, damit der schimpfende Nicht-Backer, der sich das Spiele mit Sicherheit später kaufen wird, nicht von Bugs erschlagen wird.

    Spätestens jetzt sollte man dem Star Citizen Backer eine Kerze in der Kirche anzünden und in seine Gebete an die Fantasiegestalt/Gottheit eurer Wahl erwähnen.

    Aber das war immer noch nicht alles! Die Backer mit ihren verschiedenen Raumschiffen, die sie ab Release haben, bringen eine Vielfalt an Schiffen in das All. Man sieht also nicht ständig das gleiche Anfängerschiff, sondern erblickt direkt eine Menge anderer Modelle, die von Anfang an neue Herausforderungen und Möglichkeiten bieten. Wäre es nicht blöd, wenn man ohne Sprit im Weltraum treibt oder angeschossen verblutet, nur weil sich noch niemand ein Sanitätsschiff oder einen Tanker erspielt hat? Warum soll man am Anfang des Spiels auf viele Spielelemente verzichten nur weil jeder mit dem gleichen Schiff startet?

    Ich hoffe, ich konnte ein wenig zur Aufklärung beitragen und noch eine Bitte:

    Nörgelt weniger. Freut euch, dass wir heute Spiele spielen oder erwarten können, die vor einigen Jahren undenkbar waren. Spiele sind für den Spaß gedacht und sollten nicht als Plattform für Miesepeter herhalten. Ich bin heute 41 Jahre alt und war quasi mein ganzes Leben lang ein Nerd. Aber was ich heutzutage alles lesen und erleben muss in der Spielergemeinschaft, ist mir in all den Jahren noch nie untergekommen. Man braucht nur ein paar Sekunden über einen Kommentar oder ein Thema nachzudenken, bevor man in die Tasten haut. Es ist ganz einfach... ausprobieren kostet nichts....

    Über den Autor

    Sir Hurl
    Ich spiele seit 1979 Computerspiele und seit 1990 LARP.
    <br/>In Spielen findet man mich unter dem Nick SirHurl.
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Kommentare

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  1. syntax error
    Das ist der Nachteil wenn man bei der Entwicklung selbst mitwirken kann und man im Tagesrhytmus mit Neuigkeiten zugebombt wird.
    Wenn ein normales Spiel 3-4 Jahre braucht bis zum Release kriegt das im Normalfall kaum jemand mit, höchstens die letzten paar Monate wenn die ersten richtig spielbaren Szenen auftauchen auf Spielemessen etc.
    Bei einem Spiel wie SC dessen Entwicklung man jahrelang bis ins Detail verfolgt und wo jeder Mückenschiss als Fortschritt verkauft wird sind diese 3-4 Jahre unendlich lange.

    Für den Ottonormaluser sieht das Spendenmodell nunmal so aus als würde man sich ein Schiff kaufen mit dem man überhaupt nichts anfangen kann außer es im Hangar zu begutachten. Und dass man dafür auch noch z.T. hunderte von Euro ausgegeben hat. Da braucht es einen nicht zu wundern wenn das belächelt wird.
  2. Cd-Labs: Radon Project
    Sehr schöner Beitrag! Ich hab höchsten Respekt vor den Usern, die in StarCitizen, TormentTides, PEternity oder PlanetaryAnnnihilation Tausende Euro gespendet haben.
    Denn genau dieser verschwindend kleine Anteil User ermöglicht es den anderen, diese Spiele zu akzeptablen Preisen zu unterstützen!
    Auch schafft es diese Gruppen auch aus dem "TinyGroup" ein echtes Crowdfunding zu machen!
  3. Forsti 13
    Sehr guter Beitrag, der alle Mythen die so gerne ins Felde gebracht werden, wenn man Star Citizen lobt oder noch schlimmer sich als Backer outet.
    Ich hoffe mal das auch einige Gamestar Redakteure das genauer lesen. Denn auch wenn ich für kritischen Journalismus bin und die Cheerleader, die behaupten Journalisten zu sein, weil sie wissen wie man einen Kugelschreiber benutzt, satt habe, so kann man es meiner Meinung nach auch übertreiben und einfach zu kritisch sein.
    Sprich: Ja man darf hinterfragen ob Chris Roberts da wirklich das abliefern wird was er versprochen hat und auch ob das überhaupt möglich ist. Man darf und sollte natürlich auch das bisher präsentierte kritisch betrachten.
    Was man aber nicht sollte ist direkt P2W zu schreien, nur weil Schiffe kaufbar sind. Man sollte nicht direkt von Abzocke sprechen nur weil Backer viel Geld für ein Spiel ausgeben.
    Zumindest nicht wenn man nicht eindeutig eben beides, also P2W und/oder Abzocke, belegen kann. Was man hier eben nicht kann.

    Denn hier sehe ich die Trennschärfe zwischen "kritisch" und "zu kritisch". Nämlich ob man die eigene kritische Behauptung auch mit Argumenten und Belegen untermauern kann oder ob man einfach nur aufschreit.
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  4. Kai-Uwe Mischo
    Also die Gamestar Videos waren wie immer Geilstens ich würde mir aber eine Bugreport Rubrik wünschen, für mehr Objektiven Spiele Jounralismuss.
  5. Tsabotavoc
    Schade das es anscheinend so üblich geworden ist StarCitizen Backer zu flamen. Ich versteh den ganzen Trubel nicht um ehrlich zu sein. Ich denke die superteuren Schiffe sind ja nicht alternativlos und was ich bisher gelesen habe alles andere als zu stark. Oft sind die Dinger hochspezialisiert und wahrscheinlich kann man sie sich nach ein paar Wochen Spiel ohnehin auch ingame zusammenschrauben.

    Ich habe ebenfalls einige Spiele gebackt und wurde dafür nie von der Comm an die Wand genagelt. Eher das Gegenteil. Gerade im Xenonauts-Forum war ein reger Austausch zwischen Leuten die es kaufen wollen aber noch unsicher sind und Leuten wie mir die es eben haben.

    Aber wahrscheinlich liegt es an der Onlinekomponente. Wenn man sich etwas kauft: P2W. Wenn man sich etwas erspielt: Hartzer.

    Ich persönlich seh es wie der Autor des Blogs: Jemand der ein Spiel weit vor Release unterstützt und kauft, kauft nicht nur die Katze im Sack. Oft kauft man nur das Versprechen das sich in dem Sack eine Katze befinden wird. Es ist das denkbar Unvernünftigste was man machen kann. Aber ohne uns die eben an Visionen glauben würde es viele Spiele erst gar nicht geben!

    Das wundervolle Xenonauts oder Stardrive (Das ich - stellt mich an den Pranger - super finde) wäre ohne die Leute die sich durch unfertige Alphas quälen und dafür auch noch zahlen nie möglich gewesen.
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  6. Takamisakari
    Dass die Entwicklungszeit einem so ewig lang vorkommt, liegt einfach daran, dass man bei "normalen" Spielen nicht mitbekommt, wie lange diese in der Entwicklung waren. Selbst wenn eine Serie im Jahrerhythmus erscheint, heißt das nicht, dass dafür nur 1 Jahr benötigt wurde. Und gerade Projekte wie SC spielen inhaltlich in einer anderen Liga, als viele der "normalen" Spiele, weshalb es sich noch länger hinziehen kann. Und weil das Projekt auch von der Community getestet wird, kommt auch noch die Zeit für die Bugfixes hinzu, wo bei "normalen" Spielen oftmals "gespart" wird.

    Der Nachteil vom Crowdfunding ist halt, dass man frühzeitig scharf darauf ist, aber das Warten auf die Fertigstellung zur Qual werden kann ... vor allem für Außenstehende, die nicht mitfinanziert haben.
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  7. Hugark
    Guter Bericht, spricht tatsächlich Sachen an, die mir bis dato noch nicht bewusst waren und hat mich um einiges umgestimmt!
    Trotzdem werde ich mir das Spiel erst zum Release kaufen.
    Nur das "Spätestens jetzt sollte man dem Star Citizen Backer eine Kerze in der Kirche anzünden und in seine Gebete an die Fantasiegestalt/Gottheit eurer Wahl erwähnen." fand ich ein bisschen zu übertrieben und hochgegriffen, aber ansonsten: Höbsch!
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  8. Sir Hurl
    Ach... habe gar nicht darauf geachtet. Dachte immer, dass das Wort "baken" als backen gedacht war. Nach dem Motto: Wir backen uns ein Spiel. Ich ändere das sofort.
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  9. -zwecki-
    Da sprichst du ein Problem an, dass es heute in vielen Bereichen gibt.

    In der Spielebranche werden wir heute beispielsweise mit einer solchen Hit-Dichte zugebombt, dass es viel einfacher fällt, sich über jede Kleinigkeit zu beschweren. Das Internet bietet ja auch eine wunderbare Plattform dafür.

    Es wird sich über Fehler in Spielen beschwert, die sicher nicht schön sind, aber waren die Spiele früher wirklich fehlerfreier? Zu einem nicht unerheblichen Teil ganz sicher nicht, nur musste man zu dieser Zeit mit den Fehlern leben. Patches gab es mangels weiträumiger Internetanbindung schlichtweg nicht.

    Vor allem aber denke ich, dass viele einfach auf den Hatetrain aufspringen, weil es so schön einfach ist, ohne sich vorher überhaupt richtig zu informieren (ich ertappe mich sogar selbst manchmal dabei).

    Natürlich ist das nicht immer so und natürlich ist berechtigte Kritik immer gut, aber man sollte zumindest informiert sein, bevor man los legt und sich vielleicht auch überlegen, wie man seine Kritik äußert. Es macht einen Unterschied, ob ich sage, dass ich etwas nicht gut finde oder ob ich behaupte, das wäre ja alles total scheiße und würde das ganze Franchise zerstören. Ich glaube, bei High5 haben sie das Thema letztens kurz gehabt (da war es auf den neuen Star Wars Teaser bezogen).
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  10. -zwecki-
    Ich hab den Blog-Eintrag noch nicht gelesen (werde ich gleich tun), dennoch schon mal der erste Hinweis: Backer schreibt man mit "ck".
    Ich will hier nicht den Grammar-Nazi spielen, aber das tut beim Lesen etwas weh, da man Backer wie Becker spricht und Baker wie Beyker. :D
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