An sich existiert das DLC-Zeitalter schon ziemlich lange. Viele heutige AAA-Titel weisen mindestens eine dieser tollen Erweiterungen, Add-Ons, Expansion Packs oder DLCs auf. Oder wie man das sonst auch nennt.
Ich weiß es noch genau, 2010 begann mein Zockerleben. Das allererste Add-On, welches ich jemals spielte, war „Call of Duty: United Offensive“. Es bot so vieles- eine recht große Anzahl neuer Waffen, welche wirklich sinnvoll in das eigentliche Gameplay integriert sind, einige taktische Möglichkeiten wie den Sprint, komplett neue, riesige Karten, welche sogar Panzer und Geländewagen enthielten, drei neue, tolle Spielmodi, welche nicht einfach lieblos zusammengeschustert wurden, sondern wirklich Spaß machen, und für die Leute, die nicht wirklich Lust auf den Mehrspieler hatten, gab es sogar noch eine Einzelspielerkampagne mit langer Spielzeit. Sprich: Der Umfang des Hauptspiels wurde drastisch erweitert.
Ich zähle das Ganze aus einem guten Grund auf: Nehmt dieses Add-On (oder Expansion Pack, wie es auf der englischsprachigen Wikipedia genannt wird) und vergleicht es mit einem heutigen. Was stellt ihr fest? Wenn ihr die gleiche Menge an Geld bezahlt wie damals bei diesem Add-On, bekommt ihr die Hälfte des Umfangs. Wenn alles gut läuft. Oder umgekehrt: Wenn ihr heutzutage ein Add-On erhalten wollt, welches denselben Umfang bietet wie „United Offensive“, dürft ihr gut und gerne mal 30 Euro auf den Ladentisch hauen.
Im Universum der Computerspiele haben Erweiterungen mittlerweile den Platz mehrerer Galaxien eingenommen, auch über diese verdienen Publisher wie Entwickler Unsummen von Geld. Doch auch hier zeichnet sich ein Problem ab: Der Umfang bzw. Sinn der DLCs nimmt stetig ab.
Ich ziehe dafür mal einen Vergleich: „United Offensive“ war nicht das erste Add-On, welches ich spielte. Bald schon kam noch die Erweiterung „Resurrection of Evil“ für Doom 3 hinzu, welche, soweit ich das weiß, in Deutschland indiziert wurde. Auch dieses Add-On fügte eine neue Einzelspielerkampagne hinzu, hielt einige neue Modi für den Mehrspieler bereit und erweiterte obendrein noch das Waffenarsenal, die Gegnervielfalt, das Gameplay an sich. Den Mehrspieler habe ich zwar noch nie ausprobiert, aber allein schon durch den Einzelspieler war ich vollkommen zufrieden.
Oder die Add-Ons zu Half Life- oder eher das erste. Ein parallel zur Hauptgeschichte erzähltes Ereignis, wieder neue Gegner, eine recht lange Spielzeit, neue Waffen, Möglichkeiten etc.
Oder die beiden Episoden zu Half Life 2, welche gameplaytechnisch zwar nichts Neues hinzufügten, aber die Geschichte sinnvoll fortführten, sodass man merkte, dass Valve sich dabei wirklich Mühe gegeben hat.
Oder die Erweiterungen zu Fallout 3, welche zwar nicht die Qualität des Hauptspiels erreichten, aber trotzdem Spaß machten, und das nicht zu lange.
Oder die DLCs zu Borderlands.
Wie auch immer. Fällt euch vielleicht etwas an den Spielen, welche gerade aufgezählt wurden, in irgendeiner Form auf? Genau, sie sind alle mittlerweile schon mindestens 5 Jahre alt. Das letzte Spiel, dessen DLCs mir noch gefielen, war Borderlands 2. Aber auch hier merkte ich bereits Unterschiede zum Vorgänger- die Levelerweiterungen kosten jeweils eigenes Geld (im Vorgänger war die erste noch in einem DLC enthalten, die zweite kam kostenlos per Patch), für einen neuen Charakter musste man zehn Euro bezahlen und allgemein dauerten die Spielzeiten nicht mehr so lange wie noch im Vorgänger.
Vor allem auf GS sieht man ja auch, wie einige Leute über DLCs denken- einige holen sie sich nur, wenn sie gut sind, andere gar nicht. Doch ist die Frage, wann ein DLC nun als „gut“ oder „schlecht“ zu klassifizieren ist.
Bei dieser Sache muss man auch einen Aspekt betrachten, der immer eine Rolle spielt, aber nicht gleich zuerst wahrgenommen wird, nämlich der, wie sehr man das Hauptspiel mochte. So mag an irgendein Spiel spielen und es vielleicht auch mögen, doch hat man es nicht nötig, sich das Add-On zu beschaffen, da man vom Hauptspiel bereits genug hat. Vielleicht kennt ihr diese Situation.
In anderen Fällen jedoch hat einem das Hauptspiel so gut gefallen, dass man das Add-On unbedingt erwerben muss. In diesem Fall denkt man weniger objektiv, denkt vielleicht auch nicht darüber nach, ob das Preis-Leistungs-Verhältnis überhaupt stimmt. So mag das CoD-Kid, welches das Hauptspiel liebte, auch das DLC, obwohl dieses, objektiv betrachtet, einfach nicht gut ist.
Ich würde sogar die These aufstellen, dass die meisten Publisher und Entwickler genau wissen, dass Fans eines bestimmten Spieles auch dann eher dazu bereit sind, Geld für eine Erweiterung auszugeben, wenn dieses qualitativ nicht mit dem Hauptspiel mithalten kann. Und im Laufe der Jahre nahm daher die Qualität immer weiter ab.
Da wir gerade davon reden- der eben genannte Begriff „Qualität“ ist nicht zwangsläufig richtig. Mittlerweile gibt es schon fast verschiedene Unterarten von DLCs, auch abhängig von der Gattung des Spieles. Seien es nun Erweiterungen, welche das gesamte Spiel vom Inhalt vergrößern wollen (wie „United Offensive“), seien es Story-Erweiterungen (wie die Episoden zu Half Life 2 oder Fallout 3: Broken Steel), seien es solche, die eigentlich nur neue Karten bei Mehrspielertiteln integrieren (wie bei Titanfall), seien es DLCs, die neue Gebiete mit eigenen Geschichten und neuen Gegenständen bieten (wie Skyrims „Dragonborn“ oder die Borderlands-DLCs) oder solche, die lediglich kleinere Ausrüstungsgegenstände ins Spiel führen (wie die Waffenpacks bei Mass Effect 2). Bei all diesen Gattungen fällt es mir durchaus schwer, immer von Qualität zu reden. Oder zumindest finde ich es schwerer, zu sagen, dass das „Firepower-Pack“ von Mass Effect 2 scheiße sei, oder dass es gut sei. Es sind nur Waffen bzw. Rüstungsgegenstände. Wenn es größere DLCs wie „The secret Armory of General Knoxx“ von Borderlands sind, fällt es mir wiederum leichter. Schließlich konzentriert sich der Inhalt nicht nur auf neue Waffen, sondern auch ein komplett neues Gebiet, eine neue Geschichte mit neuen Charakteren etc.
Eines kann man in diesem Falle jedoch immer nutzen, nämlich das Preis-Leistungs-Verhältnis. Wenn ich für das Firepower-Pack 1,99 Euro ausgebe, aber für das vom Umfang wesentlich größere Knoxx-DLC nur 9,99 Euro zahle, dürfte klar sein, welches DLC nun das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Diesen Aspekt kann man begrenzt mit der „Qualität“ nutzen. Wenn also die Auswahl zwischen dem überteuerten Mappack zu CoD, dessen Karten lieblos und unlogisch zusammengesetzt wurden, oder dem Add-On „Starcraft 2: Heart of the Swarm“ (das zwar doppelt so teuer ist, aber auch deutlich mehr Inhalt bietet) besteht, dürfte ja eigentlich klar sein, was dann vorzuziehen wäre, oder?
Eben nicht. Jetzt kommt wieder der Aspekt, ob man das Spiel mochte oder nicht. Nicht jeden Titanfall-Fan interessiert es, dass die neuen Karten todlangweilig sind. Nicht jeden BF4-Fan interessiert es, dass maßlos DLCs für dieses Spiel auf den Markt geschmissen werden, obwohl das Hauptspiel immer noch nicht rund läuft. Und auch ich würde mir eventuelle Add-Ons für den nächsten Borderlands-Teil kaufen, auch wenn sie schlecht wären. Möglicherweise haben sich die Publisher diesen Aspekt zunutze gemacht und so über Jahre hinweg den Umfang der DLCs maßgeblich gesenkt. Und trotzdem scheint es immer noch genug Leute zu geben, die es kaufen, sonst gäbe es keinen Grund mehr, weitere „schlechte“ Add-Ons zu produzieren.
Sind Add-Ons nun gut oder schlecht? Eines steht jedenfalls fest: Über Jahre hinweg hat ihr Umfang deutlich abgenommen. So spielte ich „United Offensive“ in etwa 6 Stunden durch, plus 50 Stunden Mehrspieler (mindestens), für einige größere DLCs zu Mass Effect 2 wie „Arrival“ benötigte ich gerade einmal 2,5 Stunden. Und der Preis war ungefähr gleich. Auch, wenn "United Offensive" damals teurer war, weist es somit das bessere Preis-Leistungs-Verhältnis auf, wenn man den Mehrspieler mitzählt.
Auch darf man dabei auch die Verkaufspolitik nicht auslassen. Man denke jetzt nur mal an all die Vorbesteller-DLCs oder an so einen Müll wie Day-One-DLCs, welche einfach nur die Geldgier des Publishers belegen. Doch von „gut“ oder „schlecht“ zu reden… man kann dies fast schon so schwammig beurteilen wie bei Hauptspielen. Der eine Zocker hat kein Problem damit, dass Dead Space 3 deutlich actionreicher ist als die Vorgänger. Der andere Zocker hingegen nicht. Und bei Add-Ons mag der der eine Zocker das DLC als lächerliche Abzocke interpretieren, der andere hingegen mag es lieben. An sich ist das Geschmackssache, die jeder anders sieht.
In einem Blog jedoch soll nicht nur meine Meinung dargestellt werden, ich wäre an dieser Stelle auch gerne mal daran interessiert, zu wissen, was andere darüber sagen. Deshalb freue ich mich auch über jeden Kommentar zum obigen Thema sowie positives und negatives Feedback.
Zumindest hoffe ich, dass obiger Blog euch unterhalten hat und freue mich über Antworten ;-)
Gruß Bakefish
DLCs- schlimm oder nicht schlimm?
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