Ehemann, Vater und Gamer?

Von Guuge82 · 5. Juli 2016 · Aktualisiert am 29. Juli 2016 ·
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  1. Einleitung

    Durch meinen Vater mit Computern und Spielen aufgewachsen und seit 1 Jahr selber Vater eines Sohnes, möchte ich meine Erfahrungen als Gamer Kind und Gamer Vater schildern und meine persönliche Meinung zum Thema Kinder und Games aber auch ob sich Famile und Gamen als Vater überhaupt vereinen lässt, wenn man dabei seine Vater- und Ehemannpflichten nicht vernachlässigen will.


    Vergangenheit

    Seit nunmehr 34 Jahren bin ich auf dieser Welt. Mein Vater, seit den 80er Jahren in der Informatik tätig, weckte bereits vor meinem ersten Schultag mein Interesse an Computern. Wie gebannt beobachtete ich als kleiner Knirps den monochromen Display, wärend mein Vater Spiele wie Alley Cat in Rosa auf schwarzem Hintergrund spielte. Anfangs verunsichert, ob es meiner Entwicklung irgendwie schaden könnte, wenn ich dem bösen Kathodenstrahl des Bildschirms ausgesetzt werde oder mein Gehirn durch die flimmernden Bilder nachhaltig geschädigt werden könnte, durfte ich jeweils nur kurz zusehen oder gelegentlich selber ein paar Tasten auf dem Keyboard betätigen. Und doch war mein Interesse an diesen Wunderkisten bereits geweckt. Der Stein war sozusagen ins Rollen gebracht und bewegte sich unaufhaltsam vorwärts. Um eines aber klarzustellen. Ich war auch ein ganz normales Kind der 80er Jahre. In (nach heutiger Sicht) grässliche bunte Pullover und Tshirts gekleidet, verbrachte ich viel Zeit mit Freunden draussen beim Spielen. Anfang meiner Schulzeit bekam ich dann sogar meine festen Spielzeiten am PC. Natürlich streng limitiert und kontrolliert durch meine Eltern. Mit fortschreitendem Alter wuchs mein Interesse unaufhaltsam weiter und Ender der 80er Jahre, war mein Interesse an dem technischen Hintergrund bereits so gross wie an den Spielen selber. Wenn ein neues Spiel nicht lief, schaute ich zu und löcherte meinen Vater mit Fragen, warum es nicht lief und wie man es zum laufen bringen kann. Damals, als man noch verweifelt um jedes Byte Memory kämpfen musste, Autoexec.bat und Config.sys für fast jedes neue Spiel bearbeiten musste um zu entscheiden ob man den Maustreiber denn nun braucht und ob man ihn lieber in den hohen Speicher lädt oder nicht etc. Mein Vater erklärte mir wie PCs funktionieren und bereits im Alter von ca 9 Jahren, lehrte er mich das Hexadezimal- und das Binärsystem und wie man in Basic einfachen Code schreibt. Alles nur damit ich lernte zu verstehen, wie diese Kisten funktionieren und ich zukünftig meine Spiele selber zum laufen bringen konnte.

    Ich machte folglich die ganze Entwicklung mit. Bewusst startete das mit einem 286er und ging über alle Entwicklungsstufen bis zum heutigen i7. Und ich spielte auch alle möglichen Genres, denn ich probierte immer gerne neues aus. Und natürlich war ich auch immer mit der Problematik der Altersfreigaben konfrontiert. Vor allem auch wenn es um Spiele wie Doom (natürlich habe ich auch die Shareware davon gespielt) ging. Es wurde schon damals viel diskutiert ob man sich mit solchen Spielen nicht eine Generation aus Amokläufern und Waffenfanatikern heranzüchtet. Auch mir wurden Spiele verboten, auch ich habe sie dann trotzdem gespielt und auch ich wurde darauf hin mit temporärem PC Verbot bestraft.

    Mal zockte ich mehr, mal weniger, mal Shooter, mal Strategie, mal online, mal offline... die ganze Palette eben. Der "Höhepunkt" war sicherlich mein Beitritt in einem Battlefield Clan mit aktiven Trainings und dem Mitspielen in der ESL. Auch Ausflüge in die Welt der Playstation und Xbox habe ich mitgemacht. Und trotzdem habe ich das "Real Life" nie vernachlässigt. Ich war über 10 Jahre aktiver Handballer und habe viele Freunde, die nun gar nichts mit Gamen anfangen können. Dementsprechend ging ich auch an Parties (nein, keine LAN Parties), BBQs am Seeufer, Zelten etc. Halt all diese offline Aktivitäten.

    Das vorläufige und vermeintliche "Ende" meiner Gamerzeit war dann mit Rollenspielen und dem exzessiven Spielen von Elder Scrolls Online gekrönt.

    Gegenwart

    Es verwundert wohl niemanden, dass ich auch beruflich eine Laufbahn als Informatiker eingeschlagen habe und seit über 10 Jahren als System Engineer arbeite. Ich bin auch trotz exzessivem Konsum von "Ballerspielen" weder Amokläufer, noch Waffenfanatiker geworden. Ja, ich bin sogar bekennender Pazifist und habe keinen Wehrdienst geleistet. Und das obwohl ich immer noch sehr gerne Battlefield und Co spiele. Warum das so ist? Weil meines Erachtens nach, die grosse Masse an Leuten, problemlos die virtuelle Welt von der Realität unterscheiden können.

    Die Zeit mit täglichem PC Spielen mit Freunden habe ich sehr genossen. Aber dann klopfte der Ernst des Lebens immer lauter an meine Tür. So mit 30 fragt man sich zwangsläufig mal, ob man sein jetziges Leben bis zum Tod weiterführen will oder ob es doch auch ein Leben ohne Bits und Bytes gibt. Ich entschied mich vorübergehen den Stecker zu ziehen und meinen PC abzubauen. Meine Freundin und ich beschlossen ein Kind zu haben und zu heiraten. Gesagt, getan. Scheinbar führt weder häufiges Sitzen, noch Kathodenstrahlen, weiche Drogen (nehmt ja nie Drogen Kinder!), noch Alkohol zwangsläufig zur Unfruchtbarkeit. Bereits 1 Jahr nach Fassen des Beschlusses war ich verheiratet und stolzer Vater eines gesunden Jungen. Zuvor noch schnell meinen Mitbewohner auf die Strasse gesetzt und das Haus renoviert, hatte ich sowieso keine Zeit zum Spielen. Direkt nach der Geburt hat man dann auch viel besseres zu tun als stundenlang vor dem PC zu sitzen. Doch nachdem sich das ganze Team (Mutter, Vater + Kind) nach ein paar Monaten langsam eingespielt hatte und man widererwarten plötzlich fast täglich wieder ein paar Stunden Zeit hatte, kam dieses Verlangen aus dem Hinterkopf wieder hervorgekrochen. Eigentlich war es wohl nie ganz weg, sondern nur temporär ausgeblendet.

    Die "alte" Gamerkiste wurde wieder aus dem Keller geholt, im Büro installiert und wieder aufpoliert. Und siehe da, die Lust auf Spiele war sogelich wieder neu entbrannt. Seit 6 Monaten zocke ich nun wieder aber ich kann euch sagen, das Gamerleben ändert sich mit Familie und kleinem Kind erstmal gewaltig. Falls sich jemand fragt, ob man ein guter Vater, Ehemann und Gamer zugleich sein kann: Ja, das geht! Aber bildet euch ja nicht ein, dass man wieder wie früher Nächte durchzocken kann. Ein Kind interessiert es nicht ob du bis 2 Uhr früh Overwatch gezockt hast. Der kleine ist pünktlich um 6 Uhr wach, will dann Aufmerksamkeit und legt erst um ca 9 Uhr wieder ein Nickerchen ein. Ich bin auch immer noch auf der Suche, nach den richtigen Spielen für Väter und Ehemänner, da ich bei weitem nicht mehr so viel Zeit investieren kann. Umso wichtiger ist es mir, diese wenige Gamer Zeit mit Qualität zu füllen.

    Ich hatte Glück und habe einen guten Job, mit sehr guten Arbeitszeiten, ganz in der Nähe meines Zuhauses. Ich komme jeden Tag mest um ca 17:20 nach Hause. Dann widme ich mich erstmal vollumfänglich meinem Sohn, wärend meine Frau das Abendessen zubereitet. Offline mit dem eigenen Kind zu spielen ist eigentlich besser als jedes Spiel was ihr euch vorstellen könnt. Zwischen 18:00 und 18:30 gibt es Abendessen (ja, es ist jetzt wirklich so gut geplant und strukturiert) und zwischen 19:00 und 19:30 muss mein Sohn ins Bett. Das erledigt immer meine Frau und genau da beginnt mein Zeitfenster. Ich mache meinen Sohn "Bettfertig", sprich wechsle die Windeln, ziehe ihm das Pyjama an und putze seine Zähne, bevor ich noch 15min mit ihm im Bett herumalbere, bevor meine Frau kommt und ihn zum einschlafen bringt (bei mir will er "seltsamerweise" nur spielen und nicht schlafen :-p).

    Nun ist also meine Gamer Zeit. Je nachdem ob es noch "Erwachsenen-Dinge" wie z.B. Rechnungen bezahlen, Dinge mit meiner Frau zu besprechen oder änliches zu erledigen gibt, ist diese Gamer Zeit länger oder kürzer. Manchmal bin ich auch einfach nicht in der Stimmung oder habe noch viele dieser besagten Erwachsenen-Dinge zu erledigen und komme deshalb gar nicht zum Spielen oder lasse mich vom TV berieseln. Wenn ich dann aber mal am PC sitze und ein Spiel starte, muss es gewisse Kriterien unbedingt erfüllen:

    1. Es muss Qualität haben! Meine Gamerzeit ist definitiv zu kurz um sie mit stupidem Grinding zu verbringen. Deshalb fallen leider fast alle MMORPGs weg. Sorry Entwickler aber lasst euch mal was besseres einfallen. Grinding ist BILLIGES Endgame und noch schlimmer wenn ich das schon zum Leveln einsetzen muss (siehe Black Desert Online). Elder Scrolls Online bietet da zum Glück sehr sehr seeehr viele spannende Quests, welche im Einzelnen auch nicht zu lange dauern.
    2. Eine permanente Speichermöglichkeit soll es haben. Unter Umständen muss ich das Spiel schneller als Erwartet abbrechen und will trotzdem nicht den Fortschritt verlieren. Auch wenn die Möglichkeit permanent zu Speichern bei vielen Spielen die Schwierigkeit nimmt, weil man ja bei jedem Fehlversuch gleich wieder laden kann, als Vater ist sowas elementar. Sonst ist der Frust zu gross, wenn man seine kostbare Spielzeit in den Sand setzt.
    3. In Häppchen spielbar: In Levels unterteilt, welche nicht länger als max 30-60min dauern. Beispiel: das neue Doom. Wirklich ein sehr vatertaugliches Spiel. Da kann man sich ganz einfach mal schnell 30-60min an den PC setzen und kann für ein Level viel Action geniessen und danach wieder ausschalten und sich besagten Erwachsenen-Dingen widmen.
    4. Wenn man das Game einfach jederzeit pausieren kann, ist das auch sehr hilfreich. Wenn das Kind aufwacht und schreit, kann man es nicht einfach schreien lassen bis Boss XY gelegt wurde.

    Dann gibt es da noch die Gelegenheits- oder Nebenbeispiele. Wenn ich zusammen mit meiner Frau auf dem Sofa sitze, der TV läuft und sie nebenbei auf dem Internet surft, habe ich ebenfalls Zeit für ein Spiel. Aber es muss dann halt was ganz simples für Nebenher oder etwas rundenbasiertes sein, da man ja doch zwischendurch mal mit seiner Frau kommunizieren sollte und hoffentlich will. Gute Beispiele hierfür sind z.B. Civilization oder ein typisches Gelegenheitsspiel wie Door Kickers (finde ich echt super).

    Zukunft

    Mein Sohn findet natürlich sämtliche Lichter (egal ob LEDs oder leuchtende Bildschirme) total spannend und toll. Wir wollen aber nicht zu Eltern werden, die überall ihr Kind ruhigzustellen indem sie ihm einfach ein Tablet mit einem Film oder Game in die Hände drücken. Dafür hat das Leben einfach noch zu viel nebenbei zu bieten und er soll auch zukünftig klassisch mit Klötzen und später auch mal Legos spielen. Ich denke aber nicht, dass der frühe Kontakt zu Technologie etwas schlechtes ist. Nur ein gewisses Mass muss natürlich eingehalten werden und natürlich ist es unsere Verantwortung für den richtigen Inhalt zu sorgen. Ich denke sogar, dass es in der heutigen Zeit wichtig ist, seinem Kind so früh wie möglich den verantwortungsbewussten Umgang mit Technologie beizubringen. Davon fernhalten kann man sie im 21. Jahrhundert sowieso nicht. Und Verbote führen nur dazu, dass es noch interessanter wird.

    Natürlich ist das leichter gesagt als getan und dieser Weg liegt noch vor meiner Frau und mir. Aber mit gesundem Menschenverstand werden wir auch dieses Kind noch schaukeln. :-p

    Abschliessend

    Ja, man kann ein guter Vater sein (Selbstbeweihräucherung), ein guter Ehemann und trotzdem noch am PC gamen. Man darf nur seine Real Life Pflichten nicht vernachlässigen und Gamen kommt halt einfach an letzter Stelle. Man wird auch nicht mehr bei Call of Duty bei jedem Match in den Top 5 sein und man wird auch viel viel länger brauchen um ein Spiel zu Ende zu spielen. Aber man muss sich nicht vom Gamen verabschieden. Natürlich kann ich nicht für alle sprechen. Ich hatte Glück im Leben, habe einen guten 8 bis 5 Job und einen Arbeitsweg von nur 20min. Andere haben es bestimmt schwieriger und keine Zeit mehr für Spiele. Aber manchmal bedarf es auch einfach nur einem besseren Zeitmanagement.

    Und wärend ich früher wahre Hochgefühle erlebte, wenn ich zusammen mit Freunden ein ESL Spiel gewann, ein neuer bahnbrechender AAA Titel mich zum ersten Mal für Tage an den Monitor fesselte oder ich mit meinem Team zusammen eine Prüfung in einem MMORPG bestanden habe, so reicht es heute schon wenn ich nach Hause komme und das strahlende Gesicht meines Sohnes sehe, wenn er Papa nach einem ganzen Tag wieder sieht. Das kann einem kein Spiel dieser Welt bieten. Und trotzdem werden Computer Spiele wohl immer ein Teil meines Lebens bleiben, auch wenn es nie mehr so wie früher sein wird. Mein Sohn wird sehr wahrscheinlich auch den Technologien verfallen und wir als Eltern stehen vor der Herausforderung, ihm den verantwortungsbewussten Umgang damit beizubringen.

    Dazu sage ich nur: Challenge accepted!

Kommentare

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  1. Karvon
    Gut geschrieben! Zu mir: 28, mit meiner Freundin 10 Jahre zusammen, mein Sohn ist 3,5. Selber zocke ich nicht nur sondern bin Youtuber mit über 23k Subs. Wie beim Blogschreiber ist es machbar. Ich kann mittlerweile sogar wieder alles Spielen wie ich will ABER mein Sohnemann ist 3,5. Als er letztens ins Zimmer kam wo ich gerade noch aufgenommen habe sagte ich ganz leise zu ihm er soll bitte noch kurz leise sein, dass ich die Folge noch fertig machen kann. Er war es auch und flüsterte mir zu, dass er gerne Lenken (Logitech g920 und Landwirtschafts Simulator) würde. Ich konnte ganz angenehm noch die 8 Minuten fertig aufnehmen und er wartete geduldig bei mir.

    Aber ich werde ihn 100%ig davor bewahren, dass er kein 24/7 Facebook Zombie wird. Durch meine Tätigkeiten im Internet die ich seit 4 Jahren betreibe neben meiner Arbeit, weis ich welche eigenartigen Meinungen und Verblödungen sich dort rumtreiben und ich selber habe mich sowohl nebenberuflich als auch privat von Facebook abgemeldet.

    Meinungen kann man sich auch selber bilden und sollte nicht auf den Blödsinn der Medien hören, wie auch Facebook ein Medium ist.

    Generell aber zur Kindererziehung. Ich gehe 38,5h pro Woche arbeiten. Meine Freundin 15h. Uns gehts super. Sie geht ihren Hobbies nach und ich meinem. Da wird kaum diskutiert. Wenn beide frei haben wird Junior bespaßt. Wir sind nur zu zweit. Keine Eltern in der Nähe die uns aushelfen könnten, da ich beruflich damals weggezogen bin. Folgerechtlich gehn wir zwar nicht fort (Drinken, feiern,...) aber dafür haben wir einen gesunden Sohnemann, dem es wunderprächtig geht =)

    Ich werde meine YT Tätigkeit noch bisschen weitermachen, solange bis ich merke, dass es mir keinen Spaß mehr macht. Generell aber dient es als Hobby um den Kopf freizukriegen. Was man als Elternteil auch immer wieder mal braucht. Wir waren am Wochenende den ganzen Samstag unterwegs und ich wollte meinem Sohn schon einen Lederfußball kaufen, leider war ihm der noch zu hart zum schiessen, also müssen wir weiterhin mit Plastikball spielen...das ist mit das schlimmste ;D
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  2. foxpwn
    Schön, über dieses Thema mal auf GameStar zu lesen! Insbesondere auch schön, die Kommentare der Gaming-Papa/Ehemann Generation zu lesen. Zum Artikel zunächst mal: etwas simpel gehalten, aber der Kern trifft es! Ich muss wohl allerdings sagen, dass Sie eine extrem tolerante Frau zu haben scheinen, der es nichts ausmacht, wenn Sie zocken und die Frau sich um das Kind kümmert. Und ob gemeinsames Rasseln jetzt mehr Spaß macht als ein Mittendrin-Effektfeuerwerk in 27" und Surround, würde ich auch mal noch in Frage stellen ...

    Dennoch reihe ich mich hier ein in die Vater-Kommentare: Jahrgang 85, mit 16 Monate altem Sohn und ca. 1.5 Jahre verheiratet. Noch während des Studiums war ich dem Gaming teils exzessiv verfallen , manchmal online (Dark Age of Camelot!), manchmal offline. Mit jeder Freundin die so auftauchte wurde das Zocken jedoch jedes mal schlagartig langweilig - und auch mit meiner jetzigen Frau lief es so. Nach dem Zusammenziehen (es hatte jeder sein eigenes Zimmer) war allerdings schon noch der ein oder andere Zockerabend drin, aber es war schlicht nicht mehr wichtig, hatte keine Priorität mehr. Alle Spiele mit Story waren dann auch nicht mehr ideal, da man nicht mehr schön in die Welt eintauchen konnte, bzw. irgendwie der Faden verloren geht wenn man nur sporadisch spielt. Für mich waren in der Phase Online Shooter a la Battlefield 3/4 das perfekte Spiel für Zwischendurch: ordentlich Action, bombastische Inszenierung und in der Spielzeit beliebig "skalierbar" - egal ob 15 Minuten oder 2 Stunden.

    Mit dem Kind hat sich aber alles geändert: Das "Arbeitszimmer" ist jetzt Kinderzimmer, der Schreibtisch dem Kinderbett gewichen, der PC im Schrank eingemottet. Manchmal weine ich meinem Hobby noch ein wenig nach, aber so richtig vermissen tue ich es nicht. Nun ist halt ein neuer Abschnitt und die wenige Zeit die einem neben Beruf und Kind noch bleibt verbringe ich dann wirklich lieber mit meiner Frau oder anderen Dingen als Zocken. Ich hätte auch jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn meine Frau sich um das Kind kümmern müsste (das muss Sie ja ohnehin schon immer!) während ich zocke. Sie musste schließlich genauso Hobbys und Lieblingsbeschäftigungen aufgeben. Auch ist zocken auf dem Laptop einfach nicht das gleiche - auch wenn ich aus purer Nostalgie mal AoE 2 HD Edition installiert habe. Und womit rechtfertigt man im gemeinsamen Budget eine ca. 1000€ teure Gaming Maschine? ;)

    Danke für den Beitrag!
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  3. Daibola
    Vor knapp 10 Jahren dachte ich auch so, aber irgendwann tickt auch beim Mann die biologische Uhr. Man fragt sich halt, ob es das jetzt gewesen ist. Und meine kleine Tochter, wenn sie so hämisch mit ihren 3 Monaten grinst und ein quiekendes Geräusch rausbringt und sich über Papa freut, dann sag ich "Nein, das war es nicht. Das war erst der Anfang. Das wahre Abenteuer kommt erst jetzt".
    Ich möchte meine Tochter nicht mehr missen und freue mich auf die Zukunft (ob schön oder stressig) mit diesem kleinen Wesen....:)
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  4. ChristophK
    Da ich gerade erst auch Vater geworden bin, kommt dieser Beitrag genau richtig! :)

    Vielen Dank für den tollen Beitrag! Hat mir sehr geholfen!
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  5. vvv
    @therapygs
    Bei mir verlor das Zocken auch ohne Kids (sogar ohne festes Mädchen) an Stellenwert. Früher war der Spieleblechsack gefühlt das zentrale Element meines selbstbestimmten Daseins. Fußball und daheim die Daddelkiste, höhere Kultur konnten die Eltern für sich behalten, Instrumente erlernen? Zählen denn Koordination von Maus und Tastatur nichts? Dann kam irgendwann die Jugendlichkeit mit ihren fiesen Fängen, Frauen, Bier, Führerschein, Geld, Möglichkeiten aller Art, am Wochenende war man unterwegs, keine ewigen Rollenspiele den ganzen grauen Sonntag über. Parallel zu Lehrbuch und Kursen kam die Rolle des Internets, welche den PC erweiterte und erstmals echte Konkurrenz im selben Gehäuse entstehen ließ. Offene Augen haben schon davor dafür gesorgt, dass man mit der Zeit andere Wege des Zeitvertreibs fand und sich (gern an weitere Personen gebunden) auf Neues einließ, seinen Horizont erweiterte. Reisen waren durchs Budget, nicht durch Eltern eingeschränkt. Aber auch mit wenigen Talern bleiben die Optionen stets vielfältig. Was als Kind noch grau erschien, war auf einmal interessant. Mehr und mehr bekam die gute alte Spielekiste Konkurrenz von allen Seiten - Arbeit und (schöne wie dröge) Pflichten in der Partnerschaft noch nicht mit eingerechnet. Im gleichen Atemzug verringerten sich in meinem Umfeld jene Personen, die ausgedehnt spielten: Da verstaubt dann sowohl der Exe-Wald im PC als auch die Konsole in der schnieken TV-Bank, der Beamer zeigt heute eher Spotify als ein Strategiespiel, welches man damals doch so sehr mochte. Schwupps ist man auch ohne Kinder, eine der wohl zeitfressendsten Formen des Erwachsenendaseins, in einem Zustand des "abnehmenden Gamens". Denn die Prioritäten setzt jeder für sich, die Zeit fühlt sich immer mehr als Flaschenhals an, nicht die Grafikkarte oder ein Prozessor. Wenn ich heute spiele, dann weniger und mit anderen Anforderungen (es muss mir qualitativ passen, mich einfangen, endlose Spiele verlieren schnell ihren Reiz, wenn sich Wiederholungen als solche anfühlen, was widerum gefühlt in der Regel schneller passiert*).
    Bereuen mag ich das nicht, es ist ein Teil von mir, Gamen erlebte irgendwann zwischendrin seine Renaissance gegenüber manch nächtlichen Ausflügen, aber den Stellenwert von damals bekommt es nicht mehr.
    Es ist wie so oft: Die Mischung macht's, Frau, Kind, Tier (je nach Inventarliste) und der Ernst des Alltags gehen vor, der große Rest balgt sich um die übrige, knapp bemessene Zeit.
    *Keine Ahnung wie z.B. sowas elendig gleichförmiges wie PES mich hin und wieder täuscht! Vielleicht, weil man es nach 2 Spielen weglegen kann!?

    @Guuge82
    Daumen hoch!
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  6. therapygs
    Ehrliche Frage: Gibts hier auch Leute in dem Alter, die langsam aufhören mit zocken?

    Wieso ich frage: Ich bin so grob in der gleichen Altersklasse aber ohne Frau und Kind und mitterlweile kommt es häufiger vor dass ich einfach die Schnauze voll vom Zocken habe, weil es einfach nicht mehr so befriedigend ist, wie früher als man Teenager war.

    Zudem hab ich mittlerweile große Skrupel die typischen Zeitfresser wie MMORPGs zu spielen, weil ich nach 4 Stunden einfach das schlechte Gewissen habe, nix wertvolles getan zu haben. Früher war mir sowas komplett egal.

    Ich hab zwar weiterhin Lust was zu spielen, aber immer häufiger bereue ich einfach die investierte Zeit.
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  7. MrEdge


    Man kann Die Dark Souls-Spiele einfach beenden, dann kann man beim nächsten Mal laden an der selben Stelle weiter machen, außer bei Bossen, da wird man vor dem Kampf wieder abgesetzt. Nur wenn man stirbt muss man wieder beim letzten Bonfire/Speicherpunkt anfangen. Finde ich vollkommen okay.
    Und wenn man einfach jederzeit speichern könnte, würde das nicht gut mit dem Rest des Spiels harmonieren, die Elemente der Souls Spiele sind einfach sehr gut aufeinander abgestimmt, diese Änderung würde einfach vielen dieser Elemente schaden. Und wenn man lernfähig und geduldig ist stirbt man auch nicht mehr so oft und spart sich dann auch Laufwege.
    Außerdem muss nicht jedes Spiel jedem Spieler gefallen, es gibt genug Spiele die man locker zwischendurch oder in kleinen Portionen spielen kann. Wenn man sich nicht mit dem Design der Souls-Spiele anfreunden kann, gibt es noch genug andere tolle Spiele, die vielleicht besser für einen geeignet sind.
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  8. Link1309
    Gerade für das was du beschreibst ist ein Nintendo 3ds perfekt. Man kann ihn jederzeit zuklappen und das Spiel später Fortsetzten. Dazu ist er auch perfekt zum nebenbei zocken :)
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  9. Kubikfranz
    Das ist der Grund wieso meine Freundin und ich beide keine Kinder haben möchte. Wir sind beide Vollblutgamer und wollen uns in unserem Hobby nicht einschränken durch ein oder mehrere Kinder. Wenn ich spielen möchte wenn ich Feierabend habe, dann möchte ich spielen, und wenn es 5 Stunden sind. Auch in anderen HObbies die wir haben möchte ich keine Einschränkung, aber hier sind wir ja beim spielen.

    Respekt aber an jeden Vater/an jede Mutter, die das HObby stark einschränken oder sogar aufgeben muss, im Wohle für das Kind!
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  10. Daibola
    Ich bin jetzt 34 und habe vor 3 Monaten zusammen mit meiner Freundin (im November wird geheiratet) unsere kleine Tochter bekommen. Meine Beweggründe sind ähnlich wie die Deinen und ich kann es ganz gut verstehen, was Du meinst. Leider habe ich beruflich nicht soviel Glück gehabt und hatte einen Burnout vor knapp 2 Jahren. Beruflich hänge ich in einem Loch und frage mich, wie ich meine Tochter gescheit fördern soll. Videospiele sorgen dafür, dass ich den ganzen Stress und das ganze Theater mal vergessen kann.
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