Eine Ode an die PlayStation

Von ShortSeb · 18. März 2024 ·
Oder: Die lange Geschichte über eine Beziehungspause.
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    Meine ersten, echten Videospielerfahrungen hatte ich als Kind mit der PlayStation gemacht und bin mir ihr quasi auch aufgewachsen. Der Anbeginn meines bis heute beständigen Hobbies war mein Geburtstag im Jahre 1997, als ich von meinen Eltern damals die erste PlayStation geschenkt bekam, mit der sich für mich eine völlig neue Welt eröffnete - besonders aus Kinderaugen gesehen. So schöne Erinnerungen sind mir dabei bis heute im Gedächtnis geblieben. Mein allererstes Spiel dazu: Test Drive 5. Spyro. Tomb Raider. Jade Cocoon (keine Ahnung, warum ich mich gerade an dieses Spiel so gut erinnern kann). Die vielen gemeinsamen Spieleabende mit Medievil und meinem Papa, weil ich mich als Kind alleine beim Spielen dabei immer ein bisschen gruselte. Und noch so viele Spiele mehr. Die Spielebibliothek von meinem Vater und mir dürfte gegen Ende der PlayStation 1 wohl so um die 250 Spiele umfasst haben.

    Und da ich immer ein braver Bub war, folgte pünktlich zu Weihnachten im Jahr 2000 die PlayStation 2. Ich muss gestehen, dass sich meine Erinnerungen an diese Konsole und deren Spiele deutlich prägnanter in meinem Gehirn gefestigt haben, als jene an die erste Konsole. Gran Turismo 3, GTA 3, Mafia, Need for Speed Underground, Stuntman, The Getaway, Kingdom Hearts, Final Fantasy X. So verdammt viele Spiele und so viele verdammt schöne Erinnerungen!

    Obwohl die PlayStation ein derart fester Bestandteil meiner Kindheits- und Jugendkultur war, sollten Sony und mein junges Ich dann plötzlich dennoch viele Jahre lang getrennte Wege gehen.
    Es war der Winter im Jahr 2005. Weihnachten stand vor der Türe und ich musste mir Gedanken darüber machen, was ich mir denn mit meinem, selbstverständlich verdienten, Weihnachtsgeld aus der Familie gönnen sollte. Die einschlägige Werbung beschallte einen damals mit der "Next Gen", der nächsten Generation der Videospiele und Spielekonsolen. Wobei... von denen gab es eigentlich nur eine, und zwar die Xbox 360. Der Lebenszyklus der PlayStation 2 neigte sich langsam seinem Ende zu und verglichen mit dieser sahen die neuen Spiele auf der Xbox 360 absolut beeindruckend aus. Also ich meine wirklich: Absolut beeindruckend! Das Konkurrenzmodell von Sony hingegen sollte noch über ein Jahr auf sich warten lassen. Der junge Shorty musste also eine Entscheidung treffen: Noch ein Jahr lang weiterhin auf der PS2 spielen oder eine Xbox 360 ins Haus holen? Lange Rede, kurzer Sinn: In den Weihnachtsferien saß ich vor meiner neuen Xbox 360 und spielte Forza Motorsport 2, Viva Pinata, Call of Duty: Modern Warfare & Co. Von einem Tag auf den anderen wurde die PlayStation 2 zur veralteten Technik degradiert, wurde aus meinem Zimmer in das Wohnzimmer verbannt und diente dort so lange als elterlicher DVD-Player, bis ich sie mir 15 Jahre später als Erwachsener zu mir nachhause in meine Konsolensammlung holte.

    Im Frühjahr 2006 begann ich aber auch damit, mir meinen ersten PC selbst zusammenzustellen und zu bauen. Der PC Spieler in mir war geboren. Und die Leidenschaft für das Spielen am PC sollte auch so schnell nicht mehr verfliegen. Auch die Xbox 360 blieb immer länger kalt und interessierte mich irgendwann garnicht mehr. Ich war mit meinen PCs glücklich. Über viele Jahre. Irgendwann im Laufe der Zeit hatte ich mir aus einem Angebot bei Amazon noch günstig eine PS3 Ultraslim gekauft, insgesamt mit der Konsole aber mit Sicherheit weniger als 100 Stunden verbracht. Auch der "Red Ring of Death", an dem meine Xbox 360 schließlich starb, juckte mich zu dem Zeitpunkt kaum noch. Ich hatte ja meinen PC.

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    Trotz langjähriger Abkehr von Sony wurden so manche Schätze bewahrt.

    Wir machen einen großen Zeitsprung. Einen sehr großen Zeitsprung in das Jahr 2020. Es war das Jahr, in dem meine heutige Frau bei mir zuhause endgültig einzog. Das war für mich nicht nur ein sehr schönes Jahr, dieses Jahr war auch geprägt von COVID-19. Es war also die Zeit von Ausgangsbeschränkungen und dem Arbeiten im Homeoffice. Als Systemerhalter war ich von diesen Maßnahmen nicht betroffen, die Branche, in welcher meine Frau jedoch tätig ist, verzog sich damals komplett ins Homeoffice und somit benötigte sie auch in ihrem neuen Zuhause einen dementsprechenden Platz. Und PC. Meinen PC. Ich überließ ihr damit meine heilige Zockerecke samt PC, Gamingsessel und Allem Drum und Dran. Ihr neuer "Office PC" beinhaltete damit einen flüssig gekühlten Intel i7 sowie eine Nvidia GTX 1080ti.

    Und ich? Nun ja, auch ich musste mir eingestehen, dass ich damals generell bereits weniger passioniert am PC unterwegs war und mich die Umgestaltung meiner ehemaligen Zockerecke in das neue Homeoffice meiner Frau weniger schmerzte als anfangs erwartet. Dennoch musste etwas Neues zum Spielen für mich her. Eine Konsole für das gemütliche Zocken im Bett an meinen dienstfreien Tagen, während meine Frau währenddessen ungestört im Homeoffice arbeiten konnte. Xbox Series X und PlayStation 5 waren damals quasi nirgendst zu bekommen, einzig und alleine eine Xbox Series S war laufend verfügbar. Die Kombination aus Series S und Xbox Gamepass schien für mich damals die perfekte Lösung und ich sollte mich nicht täuschen.

    Bis heute ist der Gamepass für mich ein einmalig gutes Angebot und mit dessen Spieleangebot und der Xbox Series S hatte ich mich binnen kürzester Zeit zum regelrechten Xbox Fanboy entwickelt. So sehr, dass ich in meiner Freizeit sogar mit Xbox Merchandise wie Jacke, Schuhen, Rucksack und Co. rumlief. Ich hatte mich im Xbox Ökosystem pudelwohl gefühlt, Phil Spencer war mein Gott. Und nie werde ich den Tag vergessen, als ich gerade mit dem Auto auf der Autobahn fuhr, am Handy plötzlich die Pushnachricht aus einem Forum auftauchte, die besagte, dass die Xbox Series X gerade von Amazon direkt verfügbar sei und ich daraufhin fast mit einer Notbremsung am Standstreifen zum Stillstand kam, um schnell die Konsole zu bestellen. Knapp fünf Minuten nachdem ich die Bestellung abgeschickt hatte, war die Series X auf Amazon übrigens schon wieder ausverkauft. Ich war als Fanboy mit Leib und Seele dabei.

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    Okay, ein bisschen Fanboy-sein gehört immer noch dazu.

    Bis Ende 2023. Es stand wieder einmal Weihnachten an, doch diesmal sollte nicht ich der Beschenkte sein, sondern meine Frau, die meine Leidenschaft für Videospiele bis zu einem gewissen Grad mit mir übrigens teilt. Sie wünschte sich eine Nintendo Switch. Also lag Weihnachten 2023 auch eine Nintendo Switch unter unserem imaginären Weihnachtsbaum. Okay, genau genommen waren es eine Switch OLED für zuhause und jeweils eine Switch Lite für uns beide für unterwegs, aber das ist eine ganz andere, konfuse Geschichte.

    Bis zu diesem Zeitpunkt war alles außer Xbox doof. Nintendo? - Doof. Sony? - Noch viel dooferer! Mit dem Einzug der Nintendo Switch hingegen begann mein Fanboy Dasein zu bröckeln. Das Ding war schon ziemlich cool... oh, und verdammt! Hatte ich echt schon wieder den ganzen Tag Mario RPG durchgezockt? Die gemeinsamen Mario Kart Abende mit meiner Frau erledigten ihr Übriges.
    Von nun an herrschten bei uns also Xbox und Nintendo. Wobei, ein neues Notebook der unteren Mittelkasse für Strategie- und Aufbauspiele oder Counter Strike hatte ich mir eine kurze Zeit davor auch wieder zugelegt. Also eigentlich war ich zu diesem Zeitpunkt bereits wieder auf drei Plattformen unterwegs.

    Welche Plattform fehlte dann also noch im Bunde?
    Die Überlegung war lange und schwer. Abgesehen von Gran Turismo gab es eigentlich kaum ein PlayStation Exklusive, welches mich wirklich reizte. Der absolut enttäuschende Release vom neuen Forza Motorsport jedoch weckte bereits immer mehr den Drang in mir, endlich den Zündschlüssel in Gran Turismo 7 umzudrehen. Und dann kündigte Sony plötzlich die PlayStation 5 Slim an. Entgegen der Meinung vieler, besonders was die neue Version mit dem abnehmbaren Laufwerk betrifft, finde ich das neue Design rattenscharf. Die alte Fettversion hingegen wollte mir tatsächlich nie so wirklich gefallen.
    "Ach, komm!", dachte ich mir dann irgendwann Ende Dezember, "Machen wir die Glückseeligkeit des Multiplattform Gamings perfekt und schließen die heilige Dreifaltigkeit des Konsolengamings!"
    Das Auspacken der neuen PS5 war wie... ein großes Nachhause kommen. Und dieser Controller! Dieser wunderschöne Controller! Versteht mich nicht falsch, ich liebe meinen Xbox Elite 2 Controller schon sehr, aber der Dual Sense von Sony ist schon ein verdammt geiles Stück Technik, meine Güte! Es ging ans erste Einrichten. Sämtliche Menüs waren klar strukturiert und aufgeräumt, ich fand mich auf Anhieb überall zurecht. Auch die mobile Begleitapp fürs Smartphone, welche ich wie auch die Xbox App zu 99% nur für das Extrahieren von Screenshots nutze, lief von Anfang an problemlos, was ich vom Xbox Pendant leider nicht immer behaupten konnte.

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    PlayStation und Xbox in friedlicher Koexistenz.

    Die ersten Tage und Nächte wurde natürlich ausschließlich Gran Turismo 7 gespielt, ganz klar. Und es tat so unheimlich gut, wie ich hier in einem weiteren Artikel bereits ausführlich geschildert habe. Danach konnte ich einigen weiteren Exklusives natürlich doch nicht widerstehen. Es folgten im Anschluss Spiderman, mit dem ich jedoch nicht so warm wurde, und natürlich Horizon (erst mal Zero Dawn). Ich war verliebt! Ich liebe die Spielwelt und Lore von Horizon einfach!

    Und hatte ich schon erwähnt, wie sehr ich diesen Controller anbete!?
    Also, es ist jetzt nicht so, dass ich die Xbox von heute auf morgen schlecht finde und auf dem Papier liefert die Series X sogar mehr rohe Grafikleistung, aber in puncto Hardware, Design (Hard- und Software) und generell dem gewissen Gefühl von Wertigkeit ist Sony hier deutlich überlegen. Ebenso überlegen ist in dieser Preisklasse das PULSE 3D Headset. Hier merkt man einfach, dass auch hier immer noch die Soundspezialisten von Sony dahinter stehen. Natürlich darf man bei einem kabellosen Headset für 99 Euro keine Studioqualität erwarten, dennoch empfinde ich sowohl Tragekomfort als auch Soundqualität als eine Klasse über dem entsprechenden Xbox Headset.

    Abschließend muss ich gestehen: Seit dem ersten Einschalten der PlayStation 5 blieb die Xbox bei mir aus. Wobei ich mir fest vorgenommen hatte, bald auch wieder mal einen Ausflug ins Xbox Universum zu unternehmen. Schließlich wartet Sarah Morgan hier seit vier Monaten vor dem Altar auf mich. Außerdem muss ich in Forza Motorsport doch noch einmal ein paar Runden über die dort nun endlich erschienene Nordschleife drehen, um sie adäquat mit der Abbildung in Gran Turismo vergleichen zu können. Aber die Zeit, die Zeit! Wie auf jeder anderen Plattform auch wächst mein Pile of Shame auch auf der Playsi mit rasanter Geschwindigkeit.

    Fanboy Dasein, Konsolenkriege, Exklusives oder die Diskussion, ob auf dem PC wirklich alles besser ist als auf der Konsole, können mir heute jedenfalls gestohlen bleiben, seit ich nun auf allen Plattformen gleichermaßen unterwegs bin. Ja, natürlich ist das Luxus. Aber ein sehr schöner Luxus. Dennoch war die Entscheidung, mir wieder eine PlayStation zuzulegen, wie ein schönes Heimkehren in eine gewärmte und kuschelige Hütte und ich bin heute noch damit beschäftigt, die vielen negativen Äußerungen, dich ich damals als verblendeter Fanboy gegenüber Sony und der PlayStation getätigt habe, richtig zu stellen. Aber vielleicht hat mir auch das Schreiben dieses Artikels dabei geholfen, damit nun endgültig abzuschließen.

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    Nintendo, PlayStation und Xbox vereint.

    Über den Autor

    ShortSeb
    ShortSeb hatte seine ersten, ernsthaften Erfahrungen mit Videospielen wohl 1997 mit der ersten PlayStation gesammelt. Über seine Kindheit blieb er dieser Plattform (nicht zuletzt dank Mama und Papa) auch weitgehend treu, bis er als Jugendlicher schon damit begann, seine eigenen PCs zusammenzubauen und sich hauptsächlich diesen zu widmen. Heute hingegen ist "Shorty" überzeugter Multiplattform Gamer und mit Vollblut auf jeder Plattform zuhause, egal ob PC, Xbox, PlayStation oder Nintendo.

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