Faszination von Kriegsspielen...

Von Sir Hurl · 15. Oktober 2011 · Aktualisiert am 20. Februar 2013 ·
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  1. Vor Kurzem las ich auf einer Spieleseite einen Artikel über die erstaunliche Begeisterung von Kriegsspielen bei Spielern, wobei es immer beliebter wird, das Gezeigte in realistischen Bildern darzustellen. Man sollte ja eigentlich erwarten, dass der Mensch eher entsetzt über die Möglichkeit wäre, besonders realistisch einen Krieg am Bildschirm erleben zu können, da man sich lebhaft vorstellen kann, wie grausam ein Krieg ist... solange man nicht ein ungewöhnliches Hobby hat, wie zum Beispiel harmlose Teenager im Wald aufzulauern und sie fachgerecht in einem dunklen Keller zu zerstückeln. Aber solche Tendenzen finden sich, meiner Meinung nach, eher selten unter der Allgemeinheit der Spielerschar.
    Was also fasziniert den Spieler an realistischen und meist brutalen Szenarien des Krieges, die er am Monitor erleben kann?

    Ich denke, dass die Faszination für Kriegsspiele eine Kombination aus vielen Dingen ist.

    1. Man hat die Möglichkeit, bei Shootern und Strategiespielen, die ermöglichen, einen Plan zu entwerfen, zu taktieren und zu sehen, dass dieser Plan aufgeht..oder scheitert. In Kombination mit anderen Spielern entsteht so ein Wettkampf, der einem ein Überlegenheitsgefühl gibt. Wenn alles funktioniert oder wir Ordnung in ein chaotisches Szenario bringen, was uns zum Schluß zu einem Sieg verhilft, fühlt man eine Art Befriedigung.

    2. Durch die schnellen Reaktionen, die man bei einem Shooter haben muss, kommt ebenso ein Wettbewerbsgedanke auf. Man ist gut in dem, was man spielt... und jeder kann es im Multiplayer sehen. Man präsentiert sich als Held und wird für seine Aktionen belohnt. Das stärkt das Ego.

    3. Die technische Faszination spielt auch eine Rolle. Jeder weiß, wie schrecklich der 2. Weltkrieg war und dennoch sind die meisten Leute, die sich mit dem Thema befassen, von der Technik, sei sie noch so tödlich, fasziniert. Man benutzt in Spielen machvolle Instrumente, um Ziele zu erreichen, die erbahrmungslos und machtvoll den Gegner unterdrücken und kann für kurze Augenblicke andere Spieler mit seiner bloßen Präsents in die Flucht schlagen. So zum Beispiel, wenn man mit einem Panzer die Kameraden, die irgendwo festsitzen, unterstützt und der Feind den Rückzug antritt.

    4. Was stark zur Faszination von Kriegsspielen beiträgt ist natürlich eine Sache, die man immer wieder erlebt: Schaulust.
    Brutalität hat die Menschheit immer erschüttert und dennoch schaute man mit einem Schauer auf dem Rücken immer wieder hin.
    Hinrichtungen mutierten zu Volksfesten.
    Im 19. Jahrhundert organisierte man ein Picknick am Rande des Schlachtfeldes, um sich mit der Familie die Schlacht aus sicherer Entfernung anzuschauen.
    In den Weltkriegen gruselten sich die Schaulustigen über die Leichen, die irgendwo lagen und verwesten.
    Und heute schaut man Nachrichten, Dokus und steht im Stau, weil Schaulustige einen Unfall begaffen müssen.
    Daher will der Spieler immer realistischere Szenarios, oft auch mit brutalen Szenen, weil er sein Bedürfnis nach erschreckenden Bildern befriedigen will. Er weiß, dass der Mensch, würde es real sein, im Spielfilm oder Spiel elende Qualen erleiden müsste, wenn Gliedmaßen herausgerissen, Eingeweide auf dem Boden verteilt oder jemand nieder geschossen wird. Aber dennoch schaut er hin und kann seinen Blick nicht abwenden.

    Die Kombination aus all dem und diverse weitere psychologische Faktoren, die vor allem Jungs Krieg spielen lassen, könnten die Erklärung dafür sein, warum Spieler gerne Kriegsspiele konsumieren.

    Für weitere Ideen bin ich offen...

    Über den Autor

    Sir Hurl
    Ich spiele seit 1979 Computerspiele und seit 1990 LARP.
    <br/>In Spielen findet man mich unter dem Nick SirHurl.
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