Gedanken zu Kinect...

Von Sir Hurl · 19. November 2010 · Aktualisiert am 21. März 2012 ·
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  1. Kinect ist wirklich ein heißes Thema zurzeit. Die Einen verteufeln das System als überflüssig, weil es die Wii schon gibt. Die Anderen befürchten Spionage und das Ende jeglicher Freiheit in den eigenen vier Wänden.

    Und wieder Andere sind fasziniert von der Technik und vor allem, dass diese Technik auch funktioniert. Zu diesem Personenkreis gehöre ich auch.
    Ich mag das System und ich halte tapfer der Furcht stand, dass ich jegliche Inneneinrichtung in Schrott verwandle, sobald ich wild fuchtelnd und feengleich durch das Wohnzimmer hüpfe.

    Vor allem mag ich „YourShape“. Es eröffnen sich mir völlig neue Erfahrungen meiner Bewegungsmöglichkeiten und ich entdecke unter Schmerzen immer wieder neue Muskelregionen von denen ich nie etwas geahnt hatte. Aber dieses Programm dient bekanntlich nur der Fitness und nicht der leichten Unterhaltung, die man durch diverse Computerspiele erfährt.

    Das größte Manko ist in der Tat die dürftige Auswahl an fordernden Spielen. Sie sind zu seicht, zu einfach und fordern nicht das geringste bisschen an Hirnschmalz. Natürlich kommt es vielen Menschen auf diesem Planeten sehr zu Gute, wenn die Anforderungen an das Gehirn nicht über die Tätigkeit des Atmens und Herzschlages hinaus gefordert wird… aber dennoch will man doch auch mal etwas spielen, was mehr zu bieten hat als nur zu hüpfen.

    Auch ich wünsche mir Spieletitel, die “Core”-Gamer interessieren. Solche Titel kann man leicht mit ein wenig Zubehör (Light-Gun möchte ich als Beispiel nennen) schaffen und mit Sicherheit Begeisterung und hohe Verkaufszahlen ernten. Shooter im Multiplayer, in denen man mit Handzeichen seinen Kameraden Gefahren melden kann. Sich hinter einer Deckung hocken. Vorsichtig um die Ecke schauen oder das Gewehr so halten, dass man nicht direkt seinen ganzen Körper als Zielscheibe anbietet. Bewegungen durch Levels kann man ganz einfach in seinem Wohnzimmer durchführen, indem man auf der Stelle läuft (was automatisch dazu führt, dass man mit seiner Waffe nicht mehr genau zielen kann beim Lauf) und vielleicht die Richtung per „Steuerungseinheit“ an der Waffe verändert. Es gibt unzählige Möglichkeiten.

    Im neuesten „Spieleveteranen Podcast“ (www.spieleveteranen.de), wurde über Kinect diskutiert. Da Boris Schneider-Johne, engagierter Mitarbeiter bei Microsoft und vielen alten Hasen der Spielewelt wohlauf bekannt, an diesem Podcast mitwirkt, bekam man Informationen aus erster Hand.
    Er sagt, dass Kinect dafür gedacht ist den Casual Markt auf der X-Box zu festigen. Kinect sei für diesen Zweck erschaffen worden und wenn man „Core-Titel“ spielen will, ist man momentan wohl gut beraten, einfach die normale X-Box zu benutzen statt Kinect. Natürlich hat man noch einiges vor und verständlicher Weise kann er nicht alle Firmengeheimnisse in Sachen „Zukunft von Kinect“ ausplaudern. Aber dennoch ist es traurig zu sehen, dass man zurzeit kein großes Interesse hat Spieler aller Interessengruppen zu bedienen. Microsoft sieht einfach nur einen Bewegungs-Controller in Kinect. Gerne führt Boris an, dass man einem Shooterspieler kein Lenkrad in die Hand drücken wird, damit er sein Genre spielen kann. Damit hat er recht aber Kinect würde mit seiner Technologie wesentliche mehr Genres abdecken als es zum Beispiel ein Lenkrad jemals könnte.

    Die Leute liegen dem armen Boris ständig in den Ohren, dass man Core-Games wünscht und dies muss nicht unbedingt an der Tatsache liegen, dass man unbedingt nur ein Spiel haben will, in dem man ballern, taktieren oder aufbauen kann.
    Ich glaube eher, dass die Spieler befürchten, dass nicht das gesamte fantastische Potential von Kinect ausgereizt wird. Ja, man kann sich bewegen. Ja, man kann seine Stimme zur Steuerung benutzen. Aber die Kombination und die Vielzahl an Möglichkeiten schreit geradezu nach mehr. Es ist wie ein Geländewagen, den man nur in der 30er Zone in der Stadt fahren kann: Der Motor läuft und man wird von A nach B transportiert. Aber das wahre Potential von dem Wagen wird einfach nicht zu 100% genutzt. Man hat die Sorge, dass dort eine Technologie, die tolle Spielerfahrung birgt, einfach brach liegen lässt.

    Man braucht sich nur 5 Minuten hinzusetzen und seinen Gedanken freien Lauf lassen. Sicher fällt jedem unzählige Möglichkeiten ein, was man aus dieser Technologie herausholen kann… wenn man nur will.

    Ich hoffe auf Einsicht bei Microsoft und hoffentlich erkennen sie das wirkliche Potential, welches weit über einfache Bewegungsspielereien hinaus geht.

    Über den Autor

    Sir Hurl
    Ich spiele seit 1979 Computerspiele und seit 1990 LARP.
    <br/>In Spielen findet man mich unter dem Nick SirHurl.
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