Spielemüdigkeit - eine eigene Meinung

Von CoRon3x · 28. November 2016 · Aktualisiert am 29. November 2016 ·
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  1. Dieser Blog basiert als Antwort auf das Video von Daniel und Fritz die sich darüber auslassen, dass Videospiele zu spielen sich irgendwann wie eine Last anfühlen kann, statt den großen Spaß mitzubringen. Diesen Punkt habe ich mittlerweile auch erreicht und möchte demnach meinen Senf dazugeben.

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    War schön, reicht dann aber auch

    Download fertig. Die nächsten fünf Stunden werde ich nichts anderes machen als dieses Spiel zu spielen auf das ich so lange gewartet habe - Motorsport Manager. Argh, DirectX- und VCRedist-Installation. Lasst mich endlich spielen! Na endlich, das Hauptmenü. Saison starten, fleißig das Tutorial durchlesen, mit den simplen Menüs anfreunden, das erste Mal Training und Qualifikation fahren und dann auch schon von Platz 15 ins Rennen gehen.
    Circa 15 Minuten später ist das Rennen vorbei. Ich bin begeistert von dem was ich gesehen habe und schließe das Spiel, weil ich trotzdem genug davon habe.

    Spielemüdigkeit verfolgt mich persönlich ebenfalls schon sehr lange, dabei bin ich nicht einmal in der Branche tätig wie die Beiden im Video. Es ist einfach nur ein Hobby das mich seit über 20 Jahren fröhlich begleitet und ich bin an dem Punkt angelangt, an dem ich alles bereits gesehen habe. Jede Open World verläuft nach Schema F. Jeder Shooter nutzt in etwa die selben Mechaniken. Mittlerweile ist selbst TellTale nichts Neues mehr und jedes ihrer Spiele basiert auf dem selben Prinzip, nur mit anderen Stories.

    Passend zum Release habe ich bei Battlefield 1 zugegriffen. Als Battlefield Spieler der ersten Stunde musste es ja dann irgendwie doch sein, obwohl mir die Beta gar nicht mal zusagte. Und auch wenn ich während des Spielens viele Emotionen zeige, bin ich von dem Spiel gelangweilt, denn es macht auch nichts groß anders als seine Vorgänger. Eigentlich ist es sogar nur BF3/4 mit hübscherer Grafik, anderen Texturen und weniger Inhalt. Im Prinzip spiele ich es nur so viel, weil ich es automatisch damit verbinden kann auf einem Teamspeak zu hocken und mit Freunden zu quatschen die, sobald sie auf einem Server sind, 90% ihrer Aufmerksamkeit diesem Stück Software widmen (hi!).
    Und auch ein wenig, weil ich mir immerhin das Ziel gesetzt habe wenigstens in die Top3 der deutschen Panzerfahrer aufzusteigen. Wenn diese beiden Gründe nicht wären, dann würde ich weiterhin Kästchen auf dem Desktop ziehen.

    Alte Bekannte und die vermeintliche Rettung der Lust

    Dabei ist Innovation gar nicht mal zwingend etwas, was mich aus diesem Loch ziehen könnte. Es gibt genug Indieperlen die alles anders machen, aber denen kann ich häufig nichts abgewinnen oder ich probiere sie gar nicht erst aus. Selbst dann nicht, wenn sie gerade einen riesen Hype durchleben und in höchsten Tönen gelobt werden. Und wenn es dann doch mal passiert, dann habe ich nach 30 Minuten bereits die Nase voll. Blood and Bacon ist so ein Fall.
    Natürlich läuft so etwas immer phasenweise ab. Einmal im Jahr kommt besagte Phase in der ich mir wieder Warframe runterlade und plötzlich 20+ Stunden in der Woche investiere. Nach einem Monat hört das wieder auf, aber für diese vier Wochen hatte ich dann enormen Spaß, obwohl Warframe nichts anderes ist ein gut aussehender Ninja-Grinder. Solch eine Phase gibt es auch bei World of Tanks und momentan hat es mir nebenbei noch Elite Dangerous angetan, das ich mir gerade erst gekauft habe.

    Trotzdem weiß ich bereits jetzt schon, dass irgendwann der Punkt kommt an dem ich Steam öffne, meine installierten Titel anschaue und die Liste mit den einfachen Worten "Nä, mmmh nein, nöö, uff ne." durchkämme. Dabei weiß ich genau an was ich enormen Spaß habe und was mich dazu bringen würde viel Zeit zu investieren, von der ich mehr als genug habe - stark von Kooperation abhängige Spiele.

    Keep talking and nobody explodes war so ein Spiel. Stunden hätte ich investieren können. Selbst die Anleitung habe ich komplett ausgedruckt irgendwo hier liegen. So viel Unterhaltung habe ich schon lange nicht mehr genossen. Jede gelöste Bombe war ein Highlight und wenn man auf den höheren Stufen nach Versuch Nr. 20 es endlich schaffte, dann hat man gemerkt wie einem selbst und auch seinen Mitspielern eine Last von den Schultern fiel.
    Ein Grund mehr warum ich so sehr auf Wildlands und Sea of Thieves von Ubisoft gespannt bin. Das ist genau die Art von Koop-Spielen die ich liebe. Man muss kommunizieren, taktieren, nachdenken, nicht stumpf drauf los (auch wenn das bei Wildlands wahrscheinlich funktionieren wird). Das Problem daran? Meine Freunde begeistern sich nicht für sowas. Und wenn doch, dann nur für kurze Zeit oder es springen kurzum so viele ab, dass man keine richtige Partie mehr zusammen bekommt.
    Mein bestes Beispiel dafür ist der Tabletop Simulator. Ich habe eine Menge Leute dazu bewegt sich zu überwinden und ihn zu kaufen. Trotzdem haben wir es nicht ein einziges Mal geschafft eine Runde Monopoly oder etwas dergleichen anzufangen. Etwas wie Uno in einer Runde von drei Leuten lief problemlos, aber mehr war fast nie möglich. Aber ich selbst habe keine Lust mir für bestimmte Titel bestimmte "Freunde" suchen zu müssen. Mir reicht mein kleiner Kreis von Leuten mit denen ich die Abende totschlage.

    Alte Spiele reißen das Ruder dann auch nicht mehr herum. Ich bin und war immer ein riesiger Final Fantasy Fan. Jeden einzelnen Teil habe ich durchgespielt. FF8 sogar über 20x und FF7, sowie 9 und 10 jeweils mindestens 5-10x. Wenn ich es heute allerdings noch einmal versuche und mich an diese Spiele setze, dann ist die Luft raus. Ich bin genervt davon so viel Text lesen zu müssen, lange Schlauchlevel zu durchlaufen in denen nichts passiert außer ein Random Encounter alle paar Meter und immer wieder auf die A-Taste meines Controllers zu hämmern, weil das schon ausreicht um besagte Feinde zu besiegen.

    Vor vier oder fünf Jahren noch habe ich bei einem Steam Sale mit Sicherheit 10-20 neue Spiele gekauft. Jeder Sale wurde mit Anspannung erwartet. Vor ein paar Tagen merkte ich ganz nebenbei, dass anscheinend wieder ein Sale ist, scrollte zwei Minuten durch die Liste und fand absolut nichts was mich ansprechen könnte. Ich bin gesättigt was das angeht. Mein Pile of Shame ist hoch genug. Da kaufe ich mir lieber nur noch 3-4 Titel im Jahr von denen ich mich dann enttäuschen lasse, bis sie ein halbes Jahr später endlich annehmlich gut gepatched wurden.

    Eine Toiletten-Erkenntnis

    Und während ich zwischen dem letzten Absatz und dem folgenden auf dem Klo saß und eine Offenbarung hatte, wurde mir klar was mir eigentlich genau fehlt - das Kompetitive. Die gute, alte Zeit in der ich Counter Strike auf recht hohem Niveau spielte und jeder Sieg nicht nur nebensächlich sondern wichtig und das einzige Ziel war. Die Zeit, in der ich Battlefield 3 in der ESL spielte. Die Zeit in der man sich 3x die Woche auf einem Voice Server zum Trainieren traf was aber nie klappte, weil irgendein Depp entweder nicht kam oder weil jemand das ganze Training über Granaten schmeißen musste und dabei lachte, bis mir der Kragen platzte und ich mir mit Freude Feinde machte. Das kommt dem oben angesprochenen Koop-Konzept wohl recht nahe.
    Irgendwie habe ich immer noch den Ansporn in gewissen Dingen aufzusteigen und "der Beste" sein zu wollen, nur leider bieten die meisten Spiele so etwas nicht mehr oder ich kann mich nicht genug für sie begeistern um es durch zu ziehen. Der beste, deutsche Tanker in BF1 zu werden ist fast schon greifbar nah, aber was mache ich danach? Wahrscheinlich erst einmal Watch Dogs 2 auf dem PC spielen, weil das einer der wenigen Titel ist, auf die ich mich endlich mal wieder freue. Vielleicht sollte ich mein einstiges Hobby aber auch einfach wieder konkretisieren und zurück in den professionellen eSport gehen oder gar selber spielen. Aber wer will schon sagen, dass er in der Liga "Deutschlands beste Gamer" aka "ESL Meisterschaft" tätig ist? Manches war damals dann eben doch einfach besser (R.I.P. EPS und IFNGs).

Kommentare

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  1. Father_MaGGus
    Ein ganzer schöner Blog, Daumen hoch!

    Ich kenne es ebenfalls, dass ich in meine Steam Bibliothek oder sonst was schaue und einfach nichts finde, was ich jetzt wirklich spielen will. Dann wird was halbherzig angemacht, nur um dem Spiel mal wieder eine Chance zu geben.
    Ich glaube, dass ist das "Frauen stehen vor einem vollen Schrank und haben nichts zum Anzeihen" equivalent.

    Ich kenne ebenso die Phasen, in denen dann doch mal wieder die Freude uns Spannung ansteigt. Dabei habe ich jedoch den herausgefunden, was diese Phasen triggert: Besondere Spiele.

    Es gab und gibt bei mir immer mal wieder Spiele, die mich dann auf einmal wieder so reinziehen, dass die Faszination wieder kommt.
    Das war beispielsweise bei Assassins Creed Black Flag der Fall. Auf einmal konnte ich mich nicht mehr losreißen. Und dann kam die allgemeine Faszination auch wieder und wurde auf andere Spiele übertragen.
    Danach folgten noch weiter solche Spiele wie zum Beispiel The Witcher 3 oder Far Cry 4.

    Und so bewege ich mich eigentlich von Welle zu Welle und halte nach dem nächsten Titel Ausschau, welcher die Faszination wieder zurück bringt.

    Und wenn nichts in Sicht ist?
    Dann ist es falsch, sich vor den Rechner zu sezten und den Ersatz zu suchen. Das wird selten was. Besser ist es, die Maus mal länger liegen zu lassen und was anderes zu machen.
  2. TheVG
    Danke für deinen Blog, ich hatte wirklich oft dieses "kenn ich"-Gefühl.

    Für mich persönlich ist es in letzter Zeit eher die Verschiebung von Interessen und der Zeitfaktor, die mich so ein wenig von den Spielen fernhalten. Ich spiele ja auch noch, aber bei der Sammlung von Titeln sitzt man da und wägt ab, welches denn jetzt die nächste Zeit meine Freizeit totschlagen darf.

    Mir fehlt es mittlerweile an so einigen Kleinigkeiten, die mich damals so richtige Luftsprünge tun ließ. Ich will jetzt nicht mal sagen, dass es am Alter liegt, sondern eher am Angebot. Es ist einfach öde zu sehen, dass bei einem Erfolgskonzept der Markt mit Nachahmern überschwemmt wird. Na ja, und da Erfolgsrezepte sich auch beim Original irgendwann totspielen, ist man sozusagen in einer Spirale gefangen. Man will Neues und keine Lust, zwei, drei oder mehr Jahre immer denselben Mist zu spielen.
  3. CoRon3x
    Zeit ist für mich kein Problem. Davon besitze ich genug.

    Ich kenne den e-Sport aus erster Hand. Ich gehörte vor ein paar Jahren für gute drei Jahre der EPS im Bereich Counter-Strike 1.6 und Source, sowie FIFA und Quake an, allerdings im Management und nicht als Spieler. Von daher bin ich mir auch darüber im klaren, dass man sich ab einem gewissen Grad von Rang kennt (und über sehr viele andere unschöne Dinge die dort stattfinden).

    Letztendlich ist es wahrscheinlich das was du sagst. Mich stört der Mainstream. Alles ist zugänglicher geworden. Jeder 14-jährige kommt, wenn er es wirklich will, irgendwie an das Spiel seiner Wahl und kann sofort mitspielen, während ein "smartes Matchmaking" ihn mit Leuten meines Alters (fast 29) zusammenwürfelt, die davon dann sofort genervt sind.
    Ich nehme an, dass ich es nur vermisse, dass sowas wie kompetitives Spielen mal eine Randerscheinung war und es wie eine kleine Familie wirkte und der Begriff heute sehr ausgedehnt betrachtet werden kann.
  4. Ritter des Herbstes
    Also trifft dich im "ESport" quasi der Mainstream?
    Weil diese Probleme erwachsen ja einfach nur aus der weitaus größeren Community.
    Und löst sich ja in den oberen Rängen zunehmenst.
    Ich hab die Anektdote die Tage schonmal unter Petras Kolumne zum verschwinden der Server gebracht, aber sie passt hier auch, also:
    Ich hab vor ein paar Wochen nach ewiger Pause mal wieder Hots, das halbgare Moba von Blizzard rausgekramt (hauptsächlich aus Zugzwang)und mal wieder regelmässig in streams reingeschaut.
    Und tatsächlich konnten die "skilligeren" Streamer auch in den meisten Matches sagen, wer wo spielt, wer wie lange schon in dem Elo-Bereich sitzt- worauf ich hinaus will, die oberen Paar hundert kennen sich in solchen Spielen natürlich.
    Der Weg dahin führt halt durch tausende von anonymen Kerlen, die deine Mutter sehr gut zu kennen scheinen oder dir Vorschläge, wie man ein Seil nutzen könnte.

    Das hilft natürlich kaum, die allgemeine Lustlosigkeit zu bekämpfen.

    Am Ende ist der Punkt mit dem Alter vielleicht gar nicht so verkehrt. Wobei ich eher sagen würde, dass man mit zunehmendem Alter einfach Zeit anders bewertet- und viele Spiele fühlen sich grade eben grade wie Zeitverschwendung an.
  5. CoRon3x
    Ja und nein. Viele der neuen/aktuellen Titel die sowas bieten liegen mir nicht. Das stimmt. Ich habe mich beim "alten Kram" immer Zuhause gefühlt. CS 1.6 und von mir aus auch Source nach vielen Patches. Dann ab in die ESL Ladder und/oder ins IRC und Gegner suchen. Die Komponente fehlt mir.
    Es fehlt die Arbeit dahinter. Es ist mir zu simpel einfach ein Spiel zu starten, dort auf Ranked Game zu klicken und schon werde ich mit irgendwelchen Menschen aus dem Internet in einen virtuellen Raum gesperrt, mit denen ich wahrscheinlich überhaupt nicht kommunizieren werde.

    Wenn heute in einem Spiel einer anfängt den Chat zu benutzen dann weiß man, dass die Person zur Mettwurst mutiert ist die gleich deine Mutter beleidigen wird, denn Gott sei Dank ist man in Zeiten von Matchmaking immer noch halbwegs anonym. Damals kannte man sich aber, wenn man täglich seine 5 PCWs gespielt hat und auf die immer gleichen Gegner traf.

    Ich habe so unfassbar viele Spiele ausprobiert und auch immer überlegt ob es da irgendeins gibt bei dem ich nochmal die Mühe aufbringen möchte mich nach oben zu kämpfen, aber da kommt einfach nichts mehr. Kein Dota, Overwatch, BF3/4/1 (diese Reihenfolge...), Battlerite, Rocket League und wie sie alle heißen. Vielleicht liegt es aber auch am Alter, doch dazu habe ich bereits einen Blog verfasst.
  6. Ritter des Herbstes
    Erstmal danke für den Beitrag, ironischerweise konnte ich mich unter dem entsprachenden Podcast nicht dazu aufraffen, über die fehlende Bereitschaft zum Aufraffen, wieder Spaß an Spielen zu haben, zu lammentieren- dann also hier.^^

    Und weil Systematik überbewertet wird, fangen wir mit einem Zitat von ganz unten an.
    Oder sie liegen dir nicht, wie du ja auch geschrieben hast. Ich würde sogar sagen: Die liegen dir hauptsächlich nicht.
    Heutzutage kommt doch wirklich jeder Driss mit Ladder daher, der Punkt grenzt ja irgendwo an Selbstbetrug.

    Kommen wir mal zu den Punkten, wo Konsens herrscht: Das "mehr vom gleichen Scheiß" Problem.
    Die ewig gleich funktionierenden Open World Titel sind langweilig in ihrer Durchschaubarkeit.
    Schlimmer, sie sind halt repetative Arbeit. Und ganz ehrlich, wenn ich ewig das Gleiche am PC machen will, zahl ich dafür keine 60 Euro, sondern mach Überstunden.
    Ich glaube, das ist so ein Problem des Jahrelangen Spielen- man erkennt halt die Muster und Mechaniken, und bei den Stangen-Beschäftigungswelten der letzten Jahre springen die einem halt doppelt so schnell ins Gesicht als sowieso schon.
    Ich finde es fürchterlich ärgerlich, wie belanglos diese Spiele dann auch noch geschrieben sind.
    Denn erkennbare Mechaniken sind ja erstmal nichts schlechtes- die meisten Kompetativen Titel profitieren ja von leicht lesbarer Mechanik- aber ein narratives Werk, dass sich zur Beschäftigungstherapie runter bricht... ich finde das etwas schädlich.

    Der Nächste Punkt ist ganz klar die soziale Komponente- Je mehr ich mir einbilde, zu verstehen wie Spiele mechanisch funktionieren, um so mehr weiß ich es zu schätzen, wenn ich nebenbei ein paar Leute im TS zum Dummzeug reden hab.

    Ansonsten sprichst du ja auch das alberne "Ich hab ja nichts zu spielen" Phänomen an. Kenne ich, ärgert mich- hab diesen Sale trotzdem wieder drei Titel gekauft, und mir bangt schon vor Weihnachten.
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