Vlorë und χωριάτικη σαλάτα

Von belerad · 11. November 2022 ·
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  1. Da sind schon wieder drei Monate um und man hört nichts mehr von dem Jungen. Aber er ist immer noch unterwegs, sitzt gerade in Tiflis und lässt es sich gut gehen, was er sich nach 10.000km auf dem Tacho, sowie jetzt stattlichen, sowie amüsanterweise auch passenden 100.000hm, auch verdient hat!
    Der Blog ist mir dabei nicht entfallen und auch hatte hatte des Öfteren daran gedacht ihn früher weiter zu führen, hatte aber im Zelt nicht die Lust, dazu einen ganzen Blogartikel zu schreiben. Jetzt geht es aber endlich weiter, wenn auch erstmal nur bis zum Ende von Griechenland, da es sonst zu viel auf einmal wird. Aber keine Sorge, der nächste Teil kommt schneller als dieser.



    Zurück im Balkan


    Nach der Überfahrt mit der Fähre nach Vlore, war ich körperlich ziemlich geschlaucht. Nicht nur hatte ich die letzten zehn Tage, täglich an die 100 km auf dem Tacho und hatte in der Zeit auch keinen Pausentag eingelegt, auch die Fahrt auf dem Schiff war nicht besonders erholsam. Das Einchecken dauerte schon Stunden und am Ende war das Schiff völlig überfüllt, so dass ich es mir letztendlich auf dem Oberdeck bequem gemacht hatte, wo zumindest der Sonnenaufgang wunderschön anzusehen war.

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    Tollen Farben beim Sonnenaufgang, kurz vor Vlore

    In Vlore angekommen, ging es zur Erholung erst einmal ins Backpacker Hostel, wo ich ein paar nette Tage verbrachte. Gleichzeitig wurde ich wieder daran erinnert, dass Touriziele nur wenig mit dem restlichen Land zu tun haben und mit dem, was ich an dem Reisen an sich so genieße. So wollte ich mal wieder richtig leckeres albanisches Essen für einen günstigen Preis verspeisen, aber letztendlich gab es mittelmäßiges Essen für viel zu viel Geld.
    Im Hostel machte ich mal wieder Bekanntschaft mit der halben Welt, was an solchen Unterkünften immer besonders schön ist. So unterhielt ich mich dieses Mal sehr häufig und sehr lange mit Leuten aus China, Nordmazedonien sowie Afghanistan, wobei mich Letzterer zu sich nach Hause eingeladen hat. Afghanistan stand eigentlich nicht auf meiner Liste der zu besuchenden Ländern und ehrlich gesagt, sogar auf der “Nicht-Besuchen-Liste”. Aber da Milad so freundlich war und auch meinte, dass das Land für Touristen derzeit so sicher ist wie schon lange nicht mehr, da es sich die an die Macht gekommenen Taliban mit den Westen, aufgrund von Hilfsgeldern nicht verscherzen wollen, bin ich dabei, meine Meinung dazu zu überdenken.

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    Kleines, aber feines Hostel in Vlore. Das Restaurant in dem ich war, kann ich aber nicht empfehlen.

    Irgendwann musste ich aber wieder weiter, schließlich ist die Welt größer als die paar Länder, die ich bereits abgeklappert hatte. Die ersten Kilometer verliefen ziemlich ereignislos und auch landschaftlich war es nicht besonders anregend. Das änderte sich aber grob ab Memaljai, wo die Berge langsam wieder näher rückten und ich Richtung Kelcyre abbog. Kurz darauf kam mir ein Wanderer entgegen, mit dem ich mich etwas unterhielt. Thair Abud, ein Grazer, war bereits seit zwei Jahren auf dem Weg vom Nordkap bis zum Kap der guten Hoffnung und das auf Schusters Rappen. Dabei auch nicht auf dem direkten, schnellsten Weg, sondern lässt sich für jedes Land ausgiebig Zeit. So hat er mir auch geraten, umzukehren und zurück nach Gjirokaster zu fahren, da es eine unglaublich schöne Stadt sein soll, was ich natürlich abgelehnt habe. Einerseits bin ich kein Stadtmensch und fühle mich dort immer sehr unwohl und andererseits habe ich auf dem Rad immer den starken Drang voranzukommen und nicht wieder zurück.

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    Nachdem ich Vlore hinter mir gelassen hab, ging es erstmal flach weiter, wurde kurze Zeit später aber richtig schön, ohne das die Strecke zu anstrengend war.

    Oh nein, Höhenmeter!

    Nach dem kurzen Gespräch ging es dann aber relativ ereignislos weiter Richtung Griechenland, wobei ich die Landschaft weiterhin sehr genossen habe. Auch sollte ich so langsam zugeben, dass ich seit Sizilien jeglichen Anstieg so gut wie möglich ausgewichen bin. Die Hitze, die mir dort bei den Höhenmetern zu schaffen gemacht hatte, hat sich bei mir im Kopf festgesetzt, weshalb ich in Albanien noch froh war, dass die Steigungen noch gut umfahren konnte.
    Nach dem halb verfallenen Grenzübergang nach Griechenland, konnte ich mich aber nicht mehr lange davor drücken und es grauste mich wahrlich schon vor den nächsten Höhenmetern. Nach Konitsa war es dann schließlich soweit und nach nicht einmal 100hm stellte ich mein Rad ab, setzte mich in den Schatten, las ein Buch und hatte erst einmal die Schnauze voll. Nebenbei schaute ich noch verzweifelt auf meine Kartenapps, ob es nicht vielleicht doch einen Weg um diese Berge herum gibt, oder zumindest mit weniger Höhenmetern, aber keine Chance, entweder zurück oder durch, bzw. drüber.

    Und so stiegen die Höhenmeter langsam immer weiter an und die Aussicht wurde immer schöner. Deswegen und auch aufgrund der immer weiter sinkenden Temperaturen am späten Nachmittag, ließen sich die Höhenmeter immer leichter überwinden und ich hatte plötzlich, wie aus dem Nichts, wieder Spaß an der Sache.


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    Im halb ausgetrockneten Flussbett stellte ich mein erstes Zelt in Griechenland auf. Anschließend ging weiter in die Berge

    Am nächsten Tag erreichte ich das kleine Dörfchen Eptachori und wollte mir etwas Brot kaufen, da mir meine Vorräte fast ausgegangen sind. Jedoch saßen an der Bäckerei zwei ältere Männer, einer davon ein Deutscher, der schon seit 20 Jahren hier lebt und die Bäckerei betreibt, und sagte mir, dass eben diese nur Dienstag und Donnerstag geöffnet hat. Als Alternative blieb mir nur die Taverne gegenüber, wo ich mir dann aber auch gleich mal wieder was richtiges zu Essen gönnte. Griechischer Salat, mit gebratener Wurst und leckerem Brot und vielen netten Gesprächen mit der Wirtin und vielen einheimischen Gästen.

    Als ich dann wieder aufbrechen wollte, hielt mich die Nachbarin nochmal an und fragte, ob ich denn gerne ein paar Pflaumen hätte. Da sage ich natürlich nicht nein und kurze Zeit später hatte ich zwei Tüten voll mit Pflaumen, Zwetschgen, Mirabellen, Paprika, Zwiebeln und mehr, frisch aus dem Garten. Sie selbst benötigt nicht so viel und normalerweise gibt sie diese Reste immer ihren Kindern, aber diese sind schon groß, wohnen in der Stadt und kommen nicht mehr zu Besuch.

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    Ein toller Aufenthalt im kleinen Dörfchen Eptachori


    So ging es jedenfalls weiter, auf kleinsten Landstraßen Richtung Kozani. Das ging zwar erstmal richtig steil bergauf, war aber eine wirklich sehr schöne Strecke, wo ich eine richtig schöne Stelle für das Zelt gefunden hatte, mit toller Aussicht auf den Tsourgirakas und dem Petra. Neben der Aussicht auf die Landschaft kam auch die Fauna nicht zu kurz und so spielte ich am nächsten Morgen unbeabsichtigt Cowboy, als ich eine Herde Pferde, knapp drei km vor mir her gescheucht hatte. Ich hoffe nur der Bauer hat sie wieder gefunden. Auch findet man in dem Bereich Griechenlands noch allerhand kleine Kapellen am Wegesrand, wo es häufig frisches Wasser zum Auffüllen der Flaschen und zu erfrischen gibt.

    Der schöne Teil der Strecke endete nach Megaro. Zwar war es landschaftlich immer noch schön, aber die von mir geplante Tour wurde ab hier richtig anstrengend. Es ging nur noch steil bergauf, um anschließend wieder bergab und wieder steil bergauf zu gehen, was mich ordentlich geschlaucht hat. So war ich richtig froh, dass die restliche Strecke bis nach Kozani dann erst einmal flach verlief.

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    Die Landschaft und die Menschen im Norden Griechenlands waren echt beeindruckend.

    Am nächsten Tag kam aber mit dem Kastania Pass, der nach reinen Daten, der anstrengendste Aufstieg, der mich in Griechenland erwarten sollte. Aber aufgrund der tollen Aussicht und meiner guten Laune war dieser echt leicht zu bewältigen und ein paar Bilder später war ich auch schon auf der anderen Seite, beinahe auf Meereshöhe in Veria angekommen. Eine sicherlich schöne Stadt, aber wie immer in Städten, hat mich der Verkehr, die vielen Menschen und die Hitze auch sofort wieder vertrieben. Als ich noch kurz bei der Tankstelle anhalten musste, da meine Benzinvorräte sich langsam dem Ende zu neigten, drückte mir der Tankstellenward ebenfalls eine Tüte frischen Obsts in die Hand. Einfach so, ohne mit ihm vorher ein Wort gewechselt zu haben. Ich war bar der Freundlichkeit echt baff.​

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    Der letzte schöne Streckenabschnitt in Griechenland neigte sich dem Ende zu.


    Auf dem Weg nach Thessaloniki, dem nächsten Etappenziel, kam es, wie es kommen musste. Keine Berge mehr, nur noch flach an begradigten Flussläufen und der Autobahn entlang. Die Versuche, dieser Ödnis auszuweichen, endeten damit, dass ich an endlosen Feldern entlang fuhr, ohne den Hauch von Abwechslung. Auch wenn es nur wenige Stunden waren, reichte es für mich aus, am Abend im Zelt eine andere Route zu planen.


    Am nächste Tag erreichte ich zwar wie vorher geplant Thessaloniki, fuhr dann aber nicht wie zuvor geplant direkt nach Osten und Richtung Griechenland weiter, sondern ich machte erst mal wieder einen Schlenker nach Norden, wo ich Nordmazedonien auf den EuroVelo 13 einscheren und bis in die Türkei weiterfahren wollte.


    Wie ihr euch sicher schon vorstellen könnt, war auch diese Stadt wieder ein Graus für mich, so dass ich hier nichts anderes als wieder raus wollte. So reichte die Zeit an dem Tag noch, um bis nach Drymos zu kommen, wo ich auf einer Bergkuppe, direkt am Sportplatz mit toller Aussicht, mein Zelt aufgeschlagen hatte. Was mir dabei nicht in den Sinn gekommen ist, war, dass dies ebenfalls ein ziemlich romantischer, abgelegener Platz zu sein scheint. So hatte ich des Nachts mehrmals Autos, die einige Meter vor der Kuppe anhielten und die anschließend "Autountypische" Geräusche machten. Für mich war das jedenfalls eine sehr unruhige letzte Nacht in Griechenland…

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    Zu meiner letzten Nach in Griechenland gab es doch nochmal eine schöne Aussicht zu genießen, dafür war es trotz, oder eben wegen dieses abgeschiedenen stückchen Lands, ziemlich laut in der Nacht.

    Über den Autor

    belerad
    Baujahr 1982, 30 Jahre Videospielgeschichte und jetzt Abstinent, gehe ich auf Weltreise und versuche Menschen mitzunehmen, die neben dem Zocken, auch auf wirkliches Abenteuer Interesse haben.
    Shieky, Bakefish und Stachelpflanze gefällt das.

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