Wider dem Launcherwahnsinn

Von i.z. · 1. Mai 2016 · Aktualisiert am 1. Mai 2016 ·
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  1. Sodom und Gomorra!



    "Ähnlich wie Valve mit Steam und Ubisoft mit Uplay hat sich nun auch Bethesda einen eigenen Launcher zugelegt." So las ich heute mit tief empfundenem Würgereflex den ersten Satz einer News hier auf GameStar:

    http://www.gamestar.de/spiele/fallout-4/news/bethesda,44673,3271836.html


    Aus dem dortigen Kommentarbereich wurde schnell ersichtlich, dass ich nicht der einzige bin, der nun langsam die Nase gestrichen voll hat von immer neuen Launchern. Mehr noch: Während zwar einige Kommentatoren die Ansicht vertraten, die jeweiligen Publisher hätten durchaus ein Anrecht auf einen hauseigenen Launcher, das ganze nähme aber allmählig für den Endnutzer höchst unbequeme Züge an, andere ihnen dieses Recht aber mit Hinweis darauf absprachen, dass sie schließlich den Vollpreis für ein Spiel bezahlt hätten und es ja nicht angehen könne, dass sie damit exzessiver Werbung und Ausspähung der eigenen Hardware abermals Tür und Tor zu öffnen hätten, so scheint doch die Community einhellig in ihrer Ablehnung. Diese richtet sich - und auch das geht aus den Kommentaren hervor - nicht gegen Bethesda im speziellen, sondern gegen das ausufernde "Gelaunchere" der gesamten Branche. Man verliert die Übersicht ebenso wie die Geduld. Darüberhinaus erschließt sich - jenseits aller berechtigten DRM-Vorwürfe - der Zweck einer solchen Anwendung nicht im Falle eines reinen Singleplayer-Spiels ohne jegliche serverabhängige Online-Funktionalität (von denen es immer weniger gibt, aber das ist ein anderes Thema).

    Ohne Frage hat sich Steam etabliert und ist für die meisten PC-Spieler aus ihrem Gamer-Alltag kaum noch wegzudenken (ich selbst verwende es täglich) und auch andere Launcher sind für sich genommen nicht der Tod auf 100MB. Problematisch werden sie aber durch ihre schiere Anzahl. Auf meinem Rechner beispielsweise sind derzeit 3 Launcher installiert - mindestens 4 oder 5 weitere wären ohne großangelegte Google-Recherche problemlos möglich.

    Ich will hier keine große Analyse anstellen, wo dieser "Trend" denn herkommt, denn das ist - meine ich - leidlich offensichtlich. Wer auf Steam Spiele verkaufen will, muss dafür zahlen, und zwar an die Konkurrenz: Valve. Klar, dass jeder rational kalkulierende Publisher, der in der Lage ist einen eigenen Launcher zu unterhalten, einen solchen auch in Erwägung zieht. Einen dritten Weg gibt es nicht, da der Retail-Markt für PC-Spiele zusehens an Bedeutung verliert.



    Rette uns, Rorschach!


    Worum also soll es gehen in diesem Blog? Ich möchte hier eine Idee, die mir wortwörtlich eben gekommen ist, zur Diskussion stellen.

    Machen wir uns nichts vor: Es wird so weitergehen. Was also kann man tun, will man denn mehr tun als nur darüber zu maulen, wie furchtbar doch alles ist? Vielleicht, und so meine Idee, könnte man was basteln. Und was basteln wir? Einen Launcher!

    Bevor ihr nun die Männer in weiß ruft, lasst mich erklären, was mir vorschwebt.



    Launchception!


    Auf die Idee brachte mich der Kommentar von Grove4L (#6) unter oben genannter News. Sinngemäß (und freilich unfrei von Zynismus) forderte er dort einen Launcher für all die Launcher, damit man den Überblick behielte. Und genau das erscheint mir eine gar nicht so dumme Idee zu sein.

    Man stelle sich ein Programm vor, dass nach erfolgter Installation die zugewiesene Distribution nach allen ihm bekannten Launchern durchforstet, deren Spielebibliotheken einliest und zu einer einzigen Bibliothek zusammenfasst. Eine Bibliothek, an einem Ort, auf einen Blick. Und viel mehr müsste es auch fast nicht leisten. Wählt man dann aus dieser Liste ein Spiel aus, so startet dieses Programm (Arbeitstitel Launch², oder Launchception - ich bin aber auch offen für Vorschläge) den zugehörigen Launcher im Hintergrund. Dieser kann dann seinem gewohnten Tagwerk nachgehen, also Updates installieren und dergleichen (wobei aufploppende Werbefenster unerbittlich unterdrückt werden), um dann anschließend das entsprechende Spiel zu starten. Bis auf die entstehende Latenz bekommt der Nutzer von all dem nichts mit.

    Als essenziell für das Gelingen eines solchen Projekts erachte ich, dass ein Programm wie oben beschrieben nicht nur nicht mehr zu leisten braucht, sondern darüberhinaus auch nicht mehr zu leisten vermag. Soll heißen: kein Shop, kein Community-Bereich, kein Mod-Workshop, keine Sammelkartenspiele, Bonuspunktekonten, Achievements oder Minispiele. Nur eine Bibliothek, sauber, ordentlich, aufgeräumt und damit vor allem eines: übersichtlich. Ach und Open Source und kostenlos sollte es freilich auch sein. Am besten ohne eigene Onlineanbindung - die braucht es nicht.

    Wann immer man das Bedürfnis verspürt, die altbekannten und "liebgewonnenen" Features in Anspruch zu nehmen, wendet man sich wie bisher an den eigentlichen Launcher. Allgemein soll die Arbeit der Launcher, was Achievements oder Multiplayer-Funktionalitäten betrifft, nicht beeinträchtigt werden. Der Nutzer soll es bloß nicht sehen müssen, wenn er nicht will.

    Natürlich müssen die jeweiligen Launcher nach wie vor installiert werden, nehmen also Speicherplatz ein und müllen selbigen mit Updates zu. Da sich das aber (bislang) alles im Megabyte-Bereich abspielt, sehe ich da keine Notwendigkeit einzugreifen.



    Ran, der kann nüscht!



    Warum schreibe ich dafür nun diesen Blog, anstatt stattdessen einfach das oben beschriebene Programm zu schreiben? Ganz einfach: Ich kann es nicht. Denn ich bin hauptberuflicher Träumer ohne jegliche Fachkompetenz. Deshalb soll dieser Blog ein Diskussionsanstoß sein und ich möchte die folgenden Fragen stellen:

    • Ist ein Programm, wie oben beschrieben, realisierbar? Welchen Aufwand würde man betreiben müssen?
    • Gibt es vielleicht sogar schon ein Programm, dass all das (oder zumindest einen Teil davon) leistet?
    • Kennt jemand jemanden, der jemanden kennt, der sowas entwickeln könnte?



    Lasst uns darüber reden und - wenn ich so grenzenlos optimistisch sein darf - das Ganze auch realisieren. Denn besser können wir uns nicht wappnen wider all der Lancher, die da noch kommen mögen!

Kommentare

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  1. b0i
    Ich sage mal so, die Launcher wie z.b. der von steam haben auch ihre guten seiten. Früher musste man noch jedes mal die CD/DVD einlegen während ich heute das game einfach starten kann ohne die passende CD/DVD einlegen zu müssen.
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  2. syntax error
    Kann man ja so machen wenn man es so mag. Aber ich meine für irgendwas muss die große leere Fläche ja gut sein. Der Desktop wurde eigentlich nicht erfunden damit man hübsche Wallpaper bewundern kann sondern damit man damit arbeitet. Bei mir ist der Desktop quasi ein erweitertes Startmenü, in etwa vergleichbar mit dem was Windows 8 mit den Kacheln versucht hat.
  3. Takamisakari
    Wenn alle Betreiber damit einverstanden wären, dann könnten sie sich auch gleich zu einer großen Plattform zusammenschließen. Steam ist die Macht auf dem Markt und 99 % aller Spieler würden ihre Spiele dann über Steam laufen lassen.

    ---

    btw: Bei Steam kann man auch Steam-fremde Spiele hinzufügen. Dadurch haben wir quasi schon sowas wie Launchception.
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  4. Jackhammer
    Ich denke das beste wäre, wenn die Plattformen, die DRM-Schutz bieten können (Steam, Uplay, Origin, aber nicht Gog), gesetzlich dazu verpflichtet werden ( und oder das Recht haben), das Angebot der Konkurrenz über ihren Launcher laufen zu lassen.

    Warum gesetzlich?: Weil die Anbieter ihr Daten"späh"monopol verlieren würden und seit man weiß, wie reich google und facepoesiealbum mit Nutzerdaten geworden sind, wird man das mit allen Mitteln verhindern wollen.

    Auf welcher Grundlage?: Die freie Marktwirtschaft. Früher musste man sein Spiel im Laden kaufen, aber es war halt nicht so, dass man Zelda nur im Mediamarkt bekam, während Call of Duty nur bei Karstadt zu finden war. Man konnte sich seinen Vertragspartner frei wählen. Sicher hinkt der Vergleich, denn auch damals kam Zelda schließlich immer von Nintendo und auch heute steht es mir frei bei welchem Händler ich den Key und somit das Spiel erwerbe. Was früher (zum Glück) fehlte war schlicht die Notwendigkeit mir für Zelda und CoD zum Starten zwei verschiedene Nutzernamen und Passwörter merken zu müssen.(Hier bin ich Jackhammer, wie auch auf anderen Portalen, aber auf manchen war Jackhammer schon vergeben -> 2 Nicks; Steampasswörter erfordern keine Großbuchstaben, Origins schon -> 2 PWs). Unabhängig vom Spielebereich haben die meisten eh schon über 4 Accounts (mail, fratzenbuch, youtube, ebay, paypal, amazon, twitter, skype, google, gamestar, etc.). Da brauch es nicht noch Accounts für dutzende Spiellauncher, die aus Verbrauchersicht alle ähnliches leisten (Steam, Origin, Uplay, Battle.net, R* Social Club und von mir aus auch noch (bedingt) GfWL & GoG).

    Welche Folgen?: Die Leute würden alle spiele nur noch über ihren bevorzugten Launcher zocken. Die Launcher würden einen Qualitätssprung erfahren, da man plötzlich mit Ergonomie und Fairness statt mit einem üppigen Portfolio Kunden gewinnen muss. Spieler wären froh, Entwickler könnten plötzlich Spiele an Leute verkaufen, die vorher grundsätzlich bestimmte Launcher abgelehnt haben, nur die Launcherbetreiber würden kotzen, weil sie plötzlich einem Knallharten Konkurrenzkampf unterliegen(den Stand jetzt wohl Steam gewinnen würde).

    Erfolgschancen?: Die Wahrscheinlichkeit, dass so etwas (egal ob gesetzlich oder freiwillig) in den nächsten 10 Jahren umgesetzt wird liegt wohl bei 0,1% bis 3%. Schade eigentlich.
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  5. i.z.
    Ok, da hab ich vielleicht intuitiv - ohne es zu bemerken - von mir auf andere geschlossen: Ich lege nur temporär wichtige Dinge auf dem Desktop ab. Dauerhaft genutzte Verknüpfungen kommen maximal in die Taskleiste. Alles andere muss irgendwo verschwinden (seltsamerweise lege ich diesen Ordnungsfimmel ausschließlich bei meinem PC an den Tag).
  6. i.z.
    Danke für deine Expertise.
    Eine weitere "Funktion", auf die ich im obigen Blog nicht ausdrücklich hingewiesen habe: Man sieht dann auch die wöchentlichen Steam-Sonderangebote nicht mehr. D.h., vor allem willensschwache Individuen (so wie ich), die zur Bildung eines ansehnlichen Pile of Shame neigen, könnten dadurch Geld sparen.

    Dass Steam irgendwann genügsamer wird, daran mag ich allerdings nicht so ganz glauben. Dafür ist die Resonanz gegenüber den anderen Launchern einfach zu mies. Den einzigen ernstzunehmenden Konkurrenten, den ich sehe, ist GoG.com. Allerdings meine ich mal gelesen zu haben, dass die außerhalb Europas noch kaum bekannt sind. Weiß da jemand näheres?
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  7. syntax error
    Verstehe das Problem nicht so ganz. So einen Launcher gibt es bereits, der heißt WINDOWS. Auf meinem Desktop befinden sich schön in Ordnern nach Genre sortiert die Verknüpfungen zu meinen Spielen. Wenn ich davon eins starte das einen anderen Launcher als Steam benötigt (Welches bei mir als einziger Launcher beim Systemstart lädt) dann startet der passende Launcher dazu automatisch. Da ist es mir wurscht ob der Origin, Uplay oder sonstwie heißt. Das einzige Manko ist dass man zu seinen 80 Internetaccounts wieder mal einen mehr anlegen muss aber das fällt nun auch nicht mehr ins Gewicht.
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  8. i.z.
    Es würde stets nur der jeweils benötigte Launcher laufen. Immerhin hat man ja kaum mal mehr als ein Spiel am Laufen. Beendet man das Spiel, kann ja unser Launcher den anderen auch wieder ausknipsen.
    Die Updates müssten allerdings tatsächlich überall auf automatisch gesetzt sein, was nicht immer gewollt ist (z.B. für Skyrim mit 153 aktiven Mods).

    Danke für den Link! Ich schau's mir mal an.
  9. Takamisakari
    Die einzige Funktion, die der Launchception bieten würde, die nicht auf anderem Wege möglich ist, ist lediglich das Zusammenfassen als eine gemeinsame Spiele-Bibliothek. Und selbst dafür müssten all die anderen Launcher entsprechende Schnittstellen bereitstellen, damit der Launchception die Account-gebundenen Bibliotheken auslesen kann (er muss also die Login-Daten kennen).

    Rein zum Starten haben viele ohnehin die Spiele irgendwo zusammengefasst (und sei es nur auf dem Desktop).

    Im Endeffekt wäre also viel Aufwand für keinen nennenswerten Nutzen notwendig.

    ---

    Zwar sind all die Launcher eine Seuche, aber vielleicht führen sie ja auch dazu, dass Valve die Hand nicht mehr so weit aufhält, sodass sich für andere Publisher der Aufwand eines eigenen Launchers (Programmentwicklung und Bereitstellung der notwendigen Server) nicht (mehr) rechnet.
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