Z - wie "Zwänge"

Von Yeager · 2. März 2014 ·
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  1. Was sind eigentlich Zwänge?

    Zum Beispiel die völlig Logik-befreite Angewohnheit nur gerade oder ungerade Treppenstufen zu steigen.

    Aber nicht nur:
    Ein Großteil typischer Umgangsformen, "Guten Morgen", "Auf Wiedersehen", "Gesundheit", "Guten Appetit" - sehe ich als sozial fest integrierte, kollektive Zwänge an.

    Man wünscht seinem Chef nicht wirklich einen guten Morgen.
    Es ist einem egal.
    ER ist einem egal.
    Vielleicht wünschen ihm einige insgeheim eher das exakte Gegenteil >:).
    "Auf('s) Wiedersehen" - was für ein Schwachsinn:
    Natürlich wird man sich wieder sehen, nächster Morgen, gleiches Büro, gleiche Zeit.
    Wenn man nicht vorher von einem Meteoriten getroffen wurde.
    Wovon man nicht ausgeht.
    "Gesundheit (wünsche ich dir)" - Nein, tut man nicht.
    Man sagt es, weil man so erzogen wurde, weil alles andere unhöflich wäre.
    Ein Zwang.
    Erkennt man daran, dass man immer wieder "Gesundheit" sagt - mit jedem Nieser des anderen. Als ob jener zu blöde wäre, es beim ersten Mal schon kapiert zu haben, dass man ihm Gesundheit wünscht.
    Wir nennen diese Beleidigung "Manieren" - und freuen uns über sie.
    Weil wir nicht über sie nachdenken, sie nicht hinterfragen.
    Wie bei jedem Zwang.
    Welchen Sinn soll es haben jemanden einen "guten Appetit" zu wünschen, der soeben mit Futtern begonnen hat?
    Was glaubt man wohl, warum dieser just eine Mahlzeit zu sich nimmt?
    Weil er gar keinen Appetit hat, sodas man ihm jenen erst wünschen müsste?
    Es sind Zwänge, nichts anderes.
    Nicht anders, als das Treppensteigen im Gerade/Ungerade-Prinzip.
    Nur konservativer, etablierter, kollektiver.
    Sie beinhalten eine soziale Botschaft, die da lautet:
    "Ja, ich nehme meine Umgebung wahr, bin ein empathischer Mensch, sozial integriert"
    Noch simpler:
    "Ich nix Feind von du!"

    Der Hand-Shake kommt genau daher.
    Es war ursprünglich kein Zwang, kein Begrüssungs-Ritual, das man einfach "so" machte, weil man es einfach "so" machte.
    Es sollte beweisen, dass man keine Waffen bei sich trug.
    Also wirklich in friedlicher Absicht erschien.
    Im Laufe der Zeit hat diese Umgangsform ihre Funktion eingebüsst.
    Heute ist sie ein gemeinhin erwarteter, höflicher Zwang geworden.

    Doch es gibt nicht nur kollektive, sondern auch individuelle Zwänge:

    Wenn ich eine längere Zug-Reise unternehme mit einem ICE stelle ich mir detailliert vor, wie der Zug zerschellt.
    Wie Waggons auseinandergerissen werden.
    Und ich mit ihnen.
    Weil ich pervers oder lebensmüde wäre?
    Nein - weil ich auf GAR KEINEN FALL will, dass genau das geschieht!
    Denn ein Zwang hat sich bei mir irgendwie eingefressen:
    Der Spruch:
    "'s kommt immer anders, als man denkt".
    Mein Unterbewusstsein scheint diesen irgendwie wörtlich zu nehmen - und tatsächlich - nie geschah genau das, was ich mir da vorgestellt habe.
    Nicht mal im Entferntesten.
    Was irgendwann widerum selbst zum Zwang wurde:
    Bloß nicht vergessen über irgendwas Katastrophales zu denken, wenn man eine Reise unternimmt mit dem Flieger, irgendeinen Absturz, Drama, Tod und Niedergang (im Wortsinne) - damit es ja nicht geschieht.

    Das Absurde daran ist:
    Ich WEISS, dass es irrational ist.
    Bar jeglicher Erkenntnisgrundlage.
    Doch Zwänge können hartnäckig sein.
    Im Kopf stehen sich die Kontrahenten, wie in einem Box-Ring gegenüber:
    In der linken Ecke (Hemisphäre) der Titelhalter, Mr. Ratio, seines Zeichens kühl, Realist, ein furztrockener Pragmatiker mit rasiermesserscharfen Argumenten.
    Sein Herausforderer in der rechten Ecke (Hemispähre) ist Mr. Emotio, ein leidenschaftlicher Panik-Chaotiker, professionelle Heulsuse, impulsiv und unberechenbar.
    Gegen Sie nun ihre Wetten ab!

    Ergebnis:
    Patt.

    Die Zwänge siegen nicht.
    Aber sie verlieren auch nicht.
    Sie bleiben, werden belächelt, ignoriert, fristen ein unbedeutsames Schattendasein.
    Aber sie bleiben.

    Erinnert sich noch jemand an das Spiel "Z"?

    Es war ein Echtzeit-Strategiespiel.
    OHNE Basisbau!
    Für seine Zeit also revolutionär.
    Doch mir persönlich zu revolutionär.
    Denn ich habe Basen immer gern gebaut in RTS-Games, galt als der klassische Bunkerer.

    Am schlimmsten aber ist:
    Ich fühlte mich auf eine völlig abwegige, vollkommen irrationale Art und Weise persönlich dafür verantwortlich, dass "Z" ohne Basisbau erschien.
    Weil ich mich damals auf das Spiel gefreut habe - und mir Basen wünschte!
    Überzeugt war, es wäre genau das Richtige für mich, würde genau meinen Nerv treffen.
    Gemütliches Bauen, dann ein paar Einheiten erstellen, ein paar Türmchen hier, Zäune da, Upgrades dort - und irgendwann die Gegnerbasen rushen, alles nieder mähen.
    Doch "Z" war anders, ganz anders.
    Schnell, brutal, ohne Basen.
    Ich verlor.

    Hab mir geschworen, mich nicht mehr auf ein Spiel zu freuen.
    In der Hoffnung, es wäre dann vielleicht wirklilch etwas für mich.

    Dasselbe bei Silvester:
    Jedesmal, wenn ich mir denke, das wird ne Party! - ist es langweilig und öde.
    Jedesmal, wenn ich denke, öh, hmm, tja, keine Ahnung, ist mir egal - wird es gut.

    Geht es sonst noch jemanden so?
    Kennt das ausser mir noch jemand?
    Nicht, dass das am Ende alles nur Fehler in der Matrix sind, man weiß es ja nicht... >:)

    Warum ich das alles hier schreibe:

    Tja, demnächst kommt Age Of Wonders 3 heraus.
    Ich habe seine Vorgänger geliebt.
    Und daher ist es logisch, dass ich mich sehr darauf....(VORSICHT!) - NICHT freue!

    Richtig, ich freue mich NICHT darauf!
    Es wird eine Katastrophe, ein beschissenes Möchtegern-Heroes für Fünfjährige!
    Keinen Cent wert, sogar umsonst noch zu teuer!
    Ein dummes, blödes Spiel, voller Bugs, das keinen Spaß macht, seinem Namen nicht gerecht wird und nur völlig zurecht in der Kritik zerrissen werden wird.

    ...war das überzeugend?

    Mr.Ratio in mir schüttelt nur den Kopf und murmelt irgendwas von "Spinner..."
    Mr.Emotio lächelt hingegen nur böse.
    Aber er sagt nichts.

    Wir werden sehen...

    Wer mir nun einen Kommentar der Form "Du brauchst professionelle Hilfe" reinwürgen möchte, dem sei gesagt "Ja, sehe ich genauso".
    Ich meine natürlich "Nein, dem ist nicht so"

    Ich verliere den Überblick... :)

    Über den Autor

    Yeager
    Chuck Yeager durchbrach als erster Mensch die Schallmauer.
    <br/>Ich stolperte über seinen Namen als damals noch kleiner Junge beim Gucken von "Der Stoff aus dem die Helden sind".
    <br/>Sein Name gefiel mir, wurde zum Nick und blieb es.

Kommentare

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  1. xdave
    Ganz ehrlich? Ich beobachte häufiger dieses shizophrene Verhalten im Internet. Es scheint inzwischen modern zu sein zu "haten". Einfach nur so. Entweder im stillen Kämmerlein oder aber im großen Stil...aucf Facebook "Gefällt mir" klicken und dann jeden Beitrag der auf der Wall erscheint irgendwie negativ kommentieren und die Leute dort rundmachen.

    Es gibt für das Phänomen der Vorfreude oder der Erwartung eine ganz einfache Lösung:
    Das Beste hoffen und das Schlimmste erwarten!
  2. Yeager

    Leider sind die anderen Kommentare hier verschwunden, hab die GS angeschrieben, aber passiert ist noch nichts.

    Daher bin ich mir jetzt nicht sicher, ob ich dich verstehe - oder du mich, xdave.

    Von "Haten" hab ich nichts geschrieben, es auch so nicht gemeint - oder hast du dich auf etwas anderes bezogen?
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