Ein Kunststück, ein mutiges obendrein: zwei völlig unsympathische Hauptcharaktere in einem Spiel. Future Games (Black Mirror) hat das im viktorianischen Adventure Alter Ego tatsächlich fertiggebracht. Wenn Sie sich allerdings mit dem fiesen Kleinganoven Tim Moore, dem kleinkarierten Gernegroß Detective Briscol, oft umständlichem Hin-und-her sowie einer altbackenen Optik arrangieren können, dann wartet eine leichtgängige und ganz unterhaltsame Knobelei auf Sie.
Die Rätsel
In der englischen Küstenstadt Plymouth ist im Jahr 1894 nicht nur die Leiche eines von allen gefürchteten Adeligen verschwunden, es geschehen auch plötzlich Morde. Detective Briscol, gerade frisch nach Plymouth versetzt, vermutet einen Zusammenhang. Er vermutet richtig. Bis er allerdings auf die Lösung kommt, vergehen einige Stunden, die Sie nicht nur mit Briscol, sondern auch mit dem Taschendieb Tim verbringen. Der möchte eigentlich nur aus der Stadt verschwinden, aber wird gegen seinen Willen in die Mordgeschichte verstrickt. Die beiden Charaktere spielen Sie unabhängig voneinander in eigenen Kapiteln, was für eine hübsche Abwechslung sorgt, auch wenn sich die Schauplätze der zwei zuweilen überschneiden und das Rätseldesign gleich bleibt.
Arge Kopfnüsse sollten Sie in Alter Ego nicht erwarten, vielmehr gilt es für Adventure-Veteranen, ein bisschen umzudenken. Oft lassen sich vermeintliche Knobeleien nämlich durch Gespräche lösen: Eine Schankmaid ist im Keller einer Kneipe verschwunden, die Tür ist blockiert. Statt in der Rolle von Tim nun wilde Gegenstandskombinationen im Inventar auszuprobieren oder nach Aufbrechkram zu fahnden, reicht es, den Wirt um Werkzeug zu bitten. Als Detective Briscol müssen Sie ein Diebespärchen nur so lange belabern, bis die zwei geklaute Unterlagen rausrücken.
Der Rest der Rätsel ist klassisch, die Lösungen größtenteils sehr logisch beziehungsweise naheliegend. Alter Ego bringt es jedoch sehr oft fertig, Sie noch mal einen Umweg laufen zu lassen oder durch einen zuweilen arg konstruierten Zwischenschritt zu schicken. Nach Werkzeug kann Tim den Wirt fragen, ein popeliges Messer, mit dem der Kleinganove das Haupträtsel des Kapitels knacken könnte, hat der Mann aber nicht zu verleihen.
Grafik und Sound
Grafisch unterscheidet sich Alter Ego nicht sonderlich vom nunmehr bald sechs Jahre alten ersten Black Mirror. Die hölzernen Bewegungen der polygonarmen Figuren erinnern an Marionetten. Besonders schlimm wird’s, wenn Sie zwei Figuren in einem Gespräch sehen. Dann fällt auf, dass die Vertonung höchstens mal durch Zufall lippensynchron ist. Immerhin kann man den Dialogen ganz gut lauschen. Die Sprecher haben einen ordentlichen Job für ein ordentliches Adventure abgeliefert, das aber bei Weitem nicht an Future Games Erstling von 2004 heran reicht.
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