Anno 1800 hat meine Weltsicht verändert. Einerseits hat es dafür gesorgt, dass ich dieses Aufbauspiel ohne mit der Wimper zu zucken als das beste Aufbauspiel aller Zeiten bezeichnen würde. Andererseits lösen die Begriffe Season Pass und Live Service bei mir keinen Ausschlag mehr aus.
Vor Anno 1800 graute es mir geradezu vor dem Gedanken, dass Spiele ohne Ende gemolken und mithilfe halbgarer Updates oder DLCs künstlich am Leben gehalten werden. Und es gibt ja auch viele Beispiele, bei denen dieser kommerzielle Traum im Kern tolle Spiele oder Serien an den Rande des Abgrunds brachte.
Anthem kommt einem in den Sinn. Oder Fallout 76. Doch Anno 1800 hat mich von dieser Angst befreit und damit zumindest in meinen Augen Heikos erste Kritik an dem Konzept gekonnt widerlegt.
Denn meiner Meinung nach ist es gerade der regelmäßige Service, der dafür sorgt, dass Anno 1800 immer besser und besser wird. Und er ist einer der Gründe dafür, warum der Koop-Modus von Anno 1800 inzwischen noch wertvoller geworden ist.
Deshalb appelliere ich an dieser Stelle: Wenn ihr die Gelegenheit habt, spielt Anno 1800 mindestens einmal im Koop - und nehmt euch dafür Zeit!
Der Autor
GameStar-Redakteur Fabiano Uslenghi liebt Aufbauspiele und tauchte das erste Mal mit 1701 in die Anno-Serie ein. Zum Annoholiker wurde er allerdings erst ein wenig später mit Anno 1404, wo er auch seine Liebe für den Koop-Modus entdeckt. In den letzten zwei Jahren hat er regelmäßig Anno 1800 gespielt und dabei zugesehen, wie das Spiel immer besser und besser wurde. Inzwischen würde er Anno 1800 inklusive DLCs als sein liebstes Aufbauspiel überhaupt bezeichnen. Eine Position, die erfahrungsgemäß erst das nächste Anno womöglich wieder ins Wanken bringen könnte.
Wird Anno 1800 zu groß?
Anno 1800 ist mittlerweile ein schlicht erschlagend großes Spiel. Wenn ihr euch alle drei Season Passes zulegt, bekommt ihr ein ziemlich pralles Paket. Es gab immerhin bis jetzt insgesamt sechs umfangreiche DLCs sowie zwei richtig große Erweiterungen mit neuen Regionen.
Früher waren die größten Endgame-Herausforderungen von Anno 1800, dass wir Öl in die Alte Welt transportieren mussten, hochwertige Güter für genug Investoren brauchten, eine Weltausstellung hochzogen und parallel Bahngleise verlegten, die unsere ursprüngliche Stadtplanung auf den Kopf stellte.
Das alles gibt es immer noch. Mit den DLCs kommt aber noch haufenweise Arbeit hinzu. Nebenbei müssen wir uns jetzt noch darum sorgen, dass Touristen immer genug exotische Produkte kaufen können und Zugang zu allen möglichen Sehenswürdigkeiten auf unserer Insel haben.
In unserem umfangreichen Guide erfahrt ihr, wie ihr eure Stadt zu einem attraktiven Touristenziel macht. Unser Anno-Experte Martin Deppe hat sich für euch durch den neuen Reisezeit-DLC gebaut, um die effizientesten Strategien herauszufinden und euch wertvolle Tipps zum Start zu geben. Hier erfahrt ihr alles über Hotels, Restaurants, Cafés, Bars, Rezepte und den imposanten Eisenturm.
Einsteiger-Tipps zu Anno 1800: Reisezeit
Dann errichten wir wahrscheinlich nebenher den Eisernen Turm, der Unmengen an Ressourcen verschlingt. Selbiges gilt für das Forschungszentrum. Zudem verwalten wir zahlreiche tropische Inseln in der Neuen Welt, erledigen Quests im afrikanischen Enbesa und versorgen in der Arktis unsere Forscher auf kargen Eisschollen mit Vorräten.
Schwindel statt Vorfreude
Anno 1800 ist mit allen DLCs so groß geworden, dass mir vor jeder neuen Runde fast schon schwindelig wird. Und das ärgert mich, denn eigentlich halte ich Anno 1800 mit all diesen Erweiterungen für die beste Version seiner selbst. Ich will auf die Abwechslung, auf all die neuen Facetten nicht mehr verzichten.
Trotzdem habe ich bei neuen Runden immer öfter überlegt, welche DLCs ich deaktivieren kann und wie ich die KI so handzahm wie möglich gestalte. Denn andernfalls besteht die realistische Gefahr, dass mein Kopf explodiert.
Eine Lösung gibt es aber, und Anno 1800 hat sie kostenlos mit dem Game Update 6 schon im Dezember 2019 eingeführt. Den Koop-Modus. Allgemein haben die Game Updates ihren Teil geleistet, um Anno 1800 zu dem Brett zu machen, das es heute ist.
Brilliant, wenn man sich die Arbeit teilt
Ich war schon zum Release des Koop-Modus ein großer Freund davon. Denn dass Anno auf diese Weise ziemlich viel Spaß macht, das hat bereits Anno 1404: Venedig bewiesen. Schon damals war es eine große Erleichterung und sorgte für witzige Diskussionen, während wir praktisch als Doppelspitze über unser Inselreich herrschten. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Wirklich notwendig war das in Anno 1404 nicht, sondern eher ein netter Gag.
Anno 1800 fühlt sich für mich mittlerweile so an, als könnte ich es ohne Koop-Partner kaum noch bewältigen. Klar, unmöglich ist es nicht. Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich einfach mehr Spaß, wenn die ganze Arbeit nicht nur an mir hängen bleibt. Ich habe das Aufbauspiel in der Regel mit zwei Freunden gespielt, und selbst dann gab es noch mehr als genug für jeden von uns zu erledigen.
Allein die Möglichkeit, all die verschiedenen Regionen auf einzelne Spieler aufzuteilen, bietet einen einzigartigen Reiz. "Mach du die Neue Welt, ich übernehme die Arktis!" Teilweise fühlt es sich wie ein Erholungsreise an, mal in die Welten der anderen Spieler reinzuschnuppern und sich um Kleinigkeiten zu kümmern, die einem gerade auffallen. Man kann sich allerdings auch einfach mal Zeit nehmen, alles ganz genau in den Blick zu nehmen.
Mehr Auge fürs Detail
Anno 1800 strotzt nur so vor kleinen Details. Details, die mir solo selten auffallen. Ich hab dafür schlicht nicht den Kopf. Im Koop flaniere ich dagegen auch einfach mal in der Egoperspektive (STRG + Umschaltaste + R) durch die Gassen eines enbesischen Dörfchens, das ein Mitspieler mühselig hochgezogen hat und denk mir dabei: Ach, hier kommt also der ganze Hibiskustee her, den meine Gelehrten auf der Hauptinsel wegsaufen.
Wusstet ihr beispielsweise, wie ausgefeilt der ursprünglich nur als Easter Egg gedachte Ego-Modus inzwischen ist? Es gibt in Anno 1800 etwa kleine Aufgaben im Ego-Modus, mit denen ihr neue Fähigkeiten freischaltet. Ihr könnt dann etwa Wasser verschießen, wenn ihr der Feuerwehr helft. Oder schneller rennen. Im Koop-Modus könnt ihr sogar euren Mitspielern begegnen und dann ein wenig gemeinsam durch eure Städte spazieren und euch alles zeigen lassen. Mit Reisezeit dürft ihr auch als Passagier im Bus mitfahren. Alles Dinge, die mir allein nie aufgefallen wären.
Es ist auch viel mehr Zeit für Mechaniken, die einen sonst eher egal oder zu mühselig waren. Ich war nie ein Sammler in Anno, sondern hatte immer besseres zu tun. Doch mit Koop-Unterstützung war es eine wahre Freude, auf Expeditionen zu gehen, Items zu kaufen oder zu erforschen, um die Effizienz zu erhöhen und vor allem Zoo, Museum oder Botanischen Garten aufzustocken. Selbiges gilt für den Schönbau. Nie zuvor habe ich mir so viel Zeit genommen, um einen richtig prachtvollen Palast zu errichten.
Anno 1800 - Screenshots aus Fabianos Koop-Runde ansehen
Eine grandiose Spielerfahrung - aber nicht für jeden
Ich kann mich nicht erinnern, wann ich jemals zuvor dermaßen Spaß an Anno hatte. Und das sagt viel, denn Anno war schon immer grandios. Der Koop-Modus in Kombination mit allen DLCs setzt dem aber einfach die Krone auf.
Doch es gibt auch Nachteile: Alle Spieler müssen sich einzeln die DLCs oder Season Passes kaufen. Es reicht nicht, wenn nur der Host darauf zugreifen kann. Das kann in seiner Summe schon arg ans Geld gehen. Die Investition lohnt sich in meine Augen zwar, da die Season Passes ihren Preis wert sind, aber am klügsten wäre es trotzdem, auf einen Sale zu warten.
Und ihr solltet darauf achten, dass ihr genug Zeit dafür mitbringt. Auch das werden gerade berufstätige Annoholiker, die vielleicht sogar Kinder haben, nicht immer garantieren können. Ich rate in dem Fall dazu, vielleicht einen Termin für einen kompletten Tag zu suchen und den dann voll auszukosten, anstatt regelmäßig kurze Termine zu vereinbaren.
Ich bin auf jeden Fall froh, ein paar Mal Anno 1800 auf diese Weise erlebt zu haben. Es hat meine Zeit mit einem ohnehin schon famosen Aufbauspiel vollkommen vergoldet.
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