Seite 3: Brexit aus Spielersicht - Warum wir die Briten trotzdem lieben

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Rocksteady

Batman war doch schon immer irgendwie britisch: Ein geschniegelter Wohltätet mit fürsorglichem Butler, monströsem Herrenhaus und noch monströserem Tagesgeldkonto, bei Tag bescheiden und höflich, bei Nacht finster und gerecht - diesen Herrn könnten wir uns statt im düsteren Gotham City auch im, sagen wir, düsteren viktorianischen London vorstellen. Quasi Assassin's Creed Syndicate in cool. Erst recht, weil bislang sämtliche Batman-Kinoregisseure die Innenansichten von Wayne Manor in britischen Anwesen gedreht haben.

Nun stammt der Fledermausmann zwar natürlich aus den USA, in denen der Gedanke an Selbstjustiz traditionell verwurzelter ist als im braven Großbritannien - die besten Batman-Spiele jedoch, die stammen aus London. Nämlich von den Rocksteady Studios. Mit ihrer herausragenden Arkham-Serie demonstrieren die Briten, dass ein Batman-Spiel eben nicht nur Batman-Fans ansprechen muss, sondern dank großartiger Kampfmechanik und packender Story auch generell Maßstäbe setzen und Spieler begeistern kann.

Übrigens: Als »batman« bezeichnet die britische Armee einen Soldaten, der einem Offizier als persönlicher Assistent dient. Wir gehen mal davon aus, dass Rocksteady selbst daraus ein tolles Spiel machen könnte. Nur sollten sie's diesmal gewissenhafter auf den PC umsetzen. Der hat ja im englischsprachigen Raum generell einen schweren Stand.

Total War

Total War: Rome 2 - Test-Video zum Strategie-Spiel Video starten 20:03 Total War: Rome 2 - Test-Video zum Strategie-Spiel

Ja, okay, wir haben Tomb Raider als britischste Serie überhaupt bezeichnet, wegen Herrenhaus und Oberweiten und so. Bei Total War reicht es dann aber für den sicheren zweiten Platz. Und kein Teil der Strategieserie hat das so deutlich gezeigt wie Empire. Das behandelt nämlich just die Glanzzeit Großbritanniens, das 18. Jahrhundert und die Dominanz des britischen Empire, das sich seinerzeit über fast den ganzen Globus ausbereitete, von Indien bis nach Amerika.

Und wie sehr die Entwickler seinerzeit davon schwärmten, dass man Seeschlachten erstmals in Echtzeit austragen könnte - you know, mit Segelschiffen und Kanonensalven und herumfliegenden Matrosen und so! Na klar, das gefällt der Seemacht Großbritannien! Als wir damals für eine GameStar-Titelgeschichte neben Seeschlachtbildern zusätzlich um solche von Landgefechten baten, runzelten die Designer hingegen kollektiv die Stirnen: Wer kämpft denn bitteschön an Land?

Die anderen Teile der Total-War-Serie spiegeln wiederum ein grundbritisches Interesse für Weltgeschichte wieder, das vor allem Menschen kennen, die schon mal in London durch bis unter den Dachgiebel gefüllte Museen spaziert sind. Auch ohne Empire - und wohl bald ohne Europäische Union - sind die Briten global interessiert. Mal sehen, in welche Total-War-Epoche sie uns als nächstes führen, sobald der Warhammer-Abstecher vorbei ist.

Warhammer

Total War: Warhammer - Test-Video: Gelingt die Total-War-Revolution? Video starten 12:22 Total War: Warhammer - Test-Video: Gelingt die Total-War-Revolution?

Wenn wir wollten, könnten wir den Briten sogar für Warcraft danken. Jetzt wird's albern, meint ihr? Klar, Warcraft entstand in den USA, bei Blizzard, wissen wir. Das Vorbild für Warcraft kommt aber aus Großbritannien, nämlich das Warhammer-Universum, vertrieben vom britischen Tabletop-Verlag Games Workshop und entworfen von den britischen Designern Richard Halliwell und Rick Priestley. Dass Warhammer aus Großbritannien stammt, ist kein Zufall.

Denn erstens schrieb der in Südafrika geborene J.R.R. Tolkien dort mit dem Herrn der Ringe das Standardwerk der europäischen Fantasy, zweitens ist die Faszination für Tabletop-Gefechte jenseits des Ärmelkanals stark verwurzelt. Schon lange vor Warhammer entstanden dort die ersten Consims - Brettspiele, die Kriege und Schlachten nachstellten. Die wurden schon im ersten Weltkrieg als antideutsche Propaganda eingesetzt, etwa die Seeinvasions-Simulation »War Tactics, or Can Great Britain be Invaded?«.

In Warhammer kämpften Jahrzehnte später statt Deutschen und Briten dann eben Orks und Imperiale. Und das wiederum inspirierte Jahre später Blizzard zu ersten Entwürfen des Warcraft-Universums, mit seinen überzogenen Rüstungen und Riesenäxten. Und wenn wir den Warcraft-Bezug mal ausklammern, kann Warhammer mittlerweile auch immer besser auf eigenen Beinen stehen, auch im Spielebereich. Denn so viele Warhammer-Titel wie derzeit entstanden noch nie, von Total War: Warhammer bis zum Ratten-Shooter Vermintide. Von Warhammer 40K (Dawn of War 3, Battlefleet Gothic: Armada & Co.) ganz zu schweigen.

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