Chinas Raumfahrtbehörde CNSA (China National Space Administration) veröffentlichte vor wenigen Tagen auf CCTV eine Art konzeptionellen Trailer, wie sie eine Mondbasis errichten wollen.
Zu sehen sind jede Menge Rover, Satelliten, Solar-Panels aber auch Wolkenkratzer. Besonders kurios ist eine kurze Sequenz, die vor allem die Amerikaner stutzig machen könnte. Dazu gleich mehr.
Warum ist das wichtig? Der Mond könnte unser Sprungbrett ins All werden, um zukünftige Deep Space oder Marsmissionen zu realisieren. Glaubt man dem Trailer, könnte vieles davon nach dem Wunsch Chinas bald Realität werden.
- Die Chinesen wollen ein internationales Forschungslabor auf dem Mond errichten.
- Laut dem Video soll das Projekt von Partner mitgetragen werden.
- Zu sehen ist auch eine kleine Stadt mit Wolkenkratzern und jede Menge Solar-Anlagen.
- Kurioserweise startet im Hintergrund einer Sequenz ein Space Shuttle.
Das Video: Hier könnt ihr sehen, wie die Mondbasis aussehen soll. Im Video werdet ihr bei Minute 0:10 eine Rakete entdecken, die dem amerikanischen Space Shuttle verdächtig ähnlich ist:
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Im Detail: Die Pläne einer solchen Basis existieren schon länger. Bereits im Juni 2021 veröffentlichte das CNSA eine Infobroschüre, die Einzelheiten des Projekts offenlegt und einen Baustart für das Jahr 2030 vorsieht.
- Im Video wird kommentiert, dass der Hauptfokus der Basis auf der Forschung liegt.
- Der MDR betitelte die Mond-Ambitionen als Space Race.
- China plant den Bau einer ILRS (internationale Mondforschungsstation), die laut Video allen Nationen offenstehen soll.
Die finalen Ziele dieser Mondmission sind laut dem chinesischen Nachrichtensender CGTN eine Niederlassung auf dem Mond vor 2045. China sieht den Mond als Sprungbrett für spätere Deep-Space- oder Mars-Missionen.
Skepsis und viele offene Fragen
Eine Frage stellt sich direkt: Wird es wirklich ein weltweites Gemeinschaftsprojekt? Laut dem Video will China eine aktive Beteiligung von kommerziellen Raumfahrtunternehmen unter staatlicher Anleitung
fördern und betitelt das Projekt selbst als International Lunar Research Station
(ILRS).
Das ist eine Formulierung mit viel Spielraum für Interpretationen, wie frei westliche Unternehmen oder Regierungen an diesem Projekt mitwirken können.
Nicht nur China, auch Europa und die USA standen in der Vergangenheit laut Deutsche Welle einer möglichen Zusammenarbeit kritisch gegenüber. Ein plötzliches, gemeinsames Ziehen an einem Strang ist zum aktuellen Zeitpunkt, da sich die Fronten zwischen USA und China eher zu erhärten scheinen, wohl eher ein Wunschgedanke.
Wieso enthält das Video ein chinesisches Space Shuttle?
Wer genau aufgepasst hat, entdeckt bei Minute 0:10 ein kleines, startendes Raumschiff, welches dem amerikanischen Space Shuttle zum Verwechseln ähnlichsieht. In diesem Twitter-Post seht ihr das Original, die Challenger:
Link zum Twitter-Inhalt
Wissenswert: Wer sich jetzt fragt, was so ein Space Shuttle auf einer chinesischen Mondbasis zu suchen hat, den wird diese Info vielleicht überraschen.
Der MDR berichtete 2020 über ein fortgeführtes Space-Shuttle-Programm der USA, genannt X-37 von Boeing. Aber auch die Chinesen scheinen an einem ähnlichen Gleiter zu forschen. Dieser soll laut MDR 2023 erfolgreich getestet worden sein. Ganz so abwegig ist die Animation im Video also gar nicht.
Ob so eine Raketenrampe samt startfähigem Space Shuttle zeitnah auf dem Mond umgesetzt werden kann, wie es sich die Chinesen dem Video zufolge wünschen, ist aber fraglich.
Sind Hochhäuser oder Städte auf dem Mond realisierbar?
Noch gibt es keine permanenten Strukturen auf dem Mond. Grundsätzlich ist auch die Mondlandung immer noch eine Herausforderung, die nicht immer zu 100 Prozent gelingt.
Das zeigt zum Beispiel der Absturz eines russischen Landers, der letztes Jahr laut dem Wissensmagazin Spektrum wegen Bremsversagens auf dem Mond zerschellte.
China hatte dem Spiegel zufolge zuletzt im Jahr 2020 Proben von der Vorderseite des Mondes zur Untersuchung auf die Erde gebracht und war 2019 zuletzt mit einem Rover namens Chang’e 4
auf der Rückseite gelandet. China verfügt also über die nötige Technik, um Material auf den Mond transportieren zu können.
Doch Gebäude oder sogar Wolkenkratzer
? Mathias Maurer von der Europäischen Weltraumagentur ESA sieht das laut MDR so:
Man muss eigentlich alles, was man auf dem Mond braucht, dort produzieren.
Realistisch betrachtet, gibt es bereits Projekte wie eins der NASA, die sich laut Golem schon mit einer Vor-Ort-Bautechnik beschäftigen. Zukünftig sollen Häuser aus Mondregolith im 3D-Druck-Verfahren auf dem Mond errichtet werden. Startschuss für eine Versuchsphase ist 2027.
Die Schwierigkeit: Strukturen auf dem Mond müssen den extremen Bedingungen (100 Grad bei Tag, bis zu minus 223 Grad bei Nacht) standhalten können. Außerdem wird für die zukünftigen Bewohner jede Menge Energie und die Versorgung mit Lebensmitteln sowie Sauerstoff benötigt.
Ob die Chinesen oder wir Menschen im Allgemeinen diese technischen Herausforderungen bis 2030 oder 2045 überwinden werden, steht wortwörtlich in den Sternen.
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