Von oben sieht die Schlacht harmlos aus. Fast niedlich, wie Pixel-Panzer über winzige Soldaten rumpeln oder ein Geschützturm reihenweise feindliche Soldaten ins Nirvana pustet. Selbst in den schlimmsten Gefechten der Command & Conquer-Reihe trifft es schließlich nur die Jungs da unten. Dem Echtzeit-General mag wegen taktischer Herausforderungen der Schädel qualmen - vor Gewehrfeuer und Granaten ist er sicher. Dabei hat sich wohl jeder Spieler schon gefragt: Wie wäre das wohl, wenn ich selbst auf dem C&C-Schlachtfeld stehen würde? Dann könnte ich endlich mal zeigen, wie man einen anrollenden Stealth-Tank fachgerecht zerlegt!
Genau das können Sie ab Ende Februar 2002: In Westwoods Ego-Shooter Command & Conquer: Renegade schlüpfen Sie in die Haut eines Elitekriegers der Global Defense Initiative (GDI). Einmal mehr entbrennt in der nahen Zukunft der Kampf um die grüne Wunder-Ressource Tiberium, die unsere Welt in zwei Lager spaltet. Als Nick »Havoc« Parker - er tauchte bereits als Commando in C&C 1 auf - kämpfen Sie in der Ich-Perspektive gegen die terroristische Bruderschaft von Nod. Sie legen feindliche Waffenfabriken lahm, fahren im Panzer zum Feind oder liefern sich Schusswechsel mit den Schergen des kahlköpfigen Nod-Führers Kane. Als eigentlichen Höhepunkt enthält das Programm einen ebenso innovativen wie spannenden Netzwerk-Modus.
Kane schlägt zu
Kane, berüchtigt für mephistophelische Gaunereien, hat wieder zugeschlagen: Ein Team der besten GDI-Wissenschaftler ist ihm in die Finger geraten, darunter der legendäre Doktor Möbius. Nod plant Übles - muss wohl mit dem Tiberium zu tun haben, das schlimmste Mutationen hervorrufen kann. Nun werden Sie damit beauftragt, den rotschwarzen Spießgesellen das Handwerk zu legen und die Forscher zu befreien.
Fans der Strategie-Vorgänger fühlen sich sofort heimisch in dem Action-Programm. Von der Computerstimme bis zu den Soundeffekten, der Farbgebung und vielen Menüs - das gesamte Drumherum passt nahtlos in die C&C-Welt, ohne ballerwütige Actionfans und Strategiemuffel zu stören. Und natürlich begegnen Sie all den bekannten Vehikeln, Symbolen und Truppentypen. Zwischen Ihren Einsätzen treiben Filmsequenzen die Handlung voran. Die entstanden direkt in der 3D-Engine, laufen aber als Video ab, sind kräftig aufpoliert und größtenteils toll geschnitten. Im Test hatten wir übrigens die US-Version; ob die deutsche Sprachausgabe die Soundkulisse genauso gut hinbekommt, erfahren Sie im nächsten Heft.
Grafische Gegensätze
So extrem passiert das selten bei GameStar-Tests: Redakteurs-Kollege A kommt vorbei und guckt 15 Minuten bei Renegade zu. Kommentar: »Wow, sieht ja super aus!« Später erliegt Kollege B seiner Neugier. Seine Einschätzung: »Bä, wirkt ja übel!« Beide haben Recht - denn die Grafik auf Basis einer Westwood-eigenen 3D-Engine wirkt mal hui, mal pfui. Umgebungen wie die Insel, das Dorf, ein Wüstental oder die spektakulären Stationen mit Kraftwerk, Kaserne und Waffenfabrik sehen toll aus. Wenn dann noch Flugzeuge und Hubschrauber durch die Luft sausen, verzeiht man die etwas polygonarme 3D-Landschaft. Fast schon peinlich wirken dagegen Locations wie ein Schiff, das im Inneren lieblos graue, detailarme Wände birgt. Auch das Gelände um einen riesigen Staudamm ist nicht gelungen, obwohl der doch allein schon aufgrund seiner gewaltigen Ausmaße beeindrucken sollte.
C&C Renegade - Screenshots ansehen
Immerhin hat Westwood die Figuren durchweg ordentlich hinbekommen. Die Texturen, vor allem von Verbündeten, sind schön detailliert; Gegner wie Kameraden bewegen sich glaubwürdig. Insgesamt überwiegt also der positive Gesamteindruck - sodass Rengade in der Grafik doch noch auf ein »Gut« kommt.
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