Drei Handys mit 50 Megapixel im Kamera-Vergleich: Der Test widerlegt einen weit verbreiteten Irrglauben

Ich habe die Hauptkameras von Nothing Phone 2, Samsung Galaxy A35 und Nokia G22 miteinander verglichen. Das Ergebnis: Megapixel ist nicht gleich Bildqualität.

Drei Handys mit 50 Megapixel: Samsung Galaxy A35, Nothing Phone 2 und Nokia G22. Drei Handys mit 50 Megapixel: Samsung Galaxy A35, Nothing Phone 2 und Nokia G22.

Beim Kauf eines neuen Handys stehen wir oft vor einer Vielzahl von technischen Spezifikationen, die uns beeindrucken sollen. Eine dieser Spezifikationen, die oft im Mittelpunkt steht, ist die Anzahl der Megapixel, die die Hauptkamera des Handys bietet.  

Hier sage ich euch: Lasst euch nicht blenden. Die Megapixel-Zahl bei Smartphone-Kameras ist bei weitem nicht so wichtig, wie viele es glauben. 

Dafür habe ich in diesem Artikel drei Handys miteinander verglichen, die alle eine Hauptkamera mit 50 Megapixel haben. Und obwohl sie dieselbe Auflösung haben, unterscheiden sich die Ergebnisse sehr stark voneinander.

Drei 50-Megapixel-Handys steigen in den Ring

Meine drei Versuchskaninchen für dieses kleine Experiment waren das Nothing Phone 2, das Samsung Galaxy A35 und das Nokia G22. Alle drei besitzen eine Hauptkamera mit 50 Megapixel und sitzen in unterschiedlichen Preisklassen:

  • Das Nokia G22 kostet etwa 120 Euro.
  • Das Samsung Galaxy A35 liegt bei etwa 350 Euro.
  • Das Nothing Phone 2 kostet aktuell noch etwa 580 Euro.

Mit diesen drei habe ich Bilder von denselben Motiven aufgenommen und sie dann miteinander verglichen. Hier seht ihr die Vergrößerungen der Fotos, damit wir speziell den Detailgrad vergleichen können.

Wie ihr sehen könnt: Die Bildqualität unterscheidet sich stark voneinander! Obwohl alle drei Handys einen Bildsensor mit 50 Megapixel besitzen, ist der Detailgrad der Fotos nicht identisch. 

Ein überraschendes Ergebnis: Die Fotos mit dem höchsten Detailgrad lieferte das Samsung Galaxy A35 und nicht das teurere Nothing Phone 2. Das sehr günstige Nokia G22 schnitt am schlechtesten ab. Hier sind viele Details recht matschig und nicht mehr erkennbar.

Warum Megapixel nicht alles ist 

Die Megapixel sagen in erster Linie nur aus, wie viele einzelne Pixel sich auf einem Sensor befinden. Theoretisch können mit mehr Pixeln auch mehr Details abgebildet werden, jedoch gibt es noch weitere wichtige Faktoren, die bei der Bildqualität eine Rolle spielen:

  • Sensorgröße: Je kleiner ein Sensor ist, desto kleiner müssen die Pixel sein, um darauf zu passen. Kleine Pixel haben weniger Fläche, um Licht aufzunehmen. 
  • Objektivblende: Sie bestimmt, wie viel Licht durch das Objektiv auf den Sensor durchgelassen wird. Bei den meisten Handys ist sie nicht variabel. 
  • Bildverarbeitungsalgorithmen: Jedes Foto wird direkt nach der Aufnahme von einem Prozessor verarbeitet, bevor es euch als fertiges Bild angezeigt wird. Je nach Verarbeitung kann die Bildqualität stark voneinander variieren. 

Wenn ihr also Handykameras untereinander vergleicht, verrät euch die Megapixel-Zahl erst einmal nicht, ob ihr eine gute Bildqualität erhalten werdet. Es ist nur eine Größe, die für die meisten Konsumenten einen Vergleich leichter macht. 

Nur zeigt sich hier: Megapixel alleine als Vergleichswert zu nehmen, reicht nicht aus. 

Flaggschiff-Handys wie das Samsung Galaxy S23 Ultra besitzen absurde Megapixelzahlen, die allerdings nicht die gesamte Geschichte erzählen. Video starten 2:53 Flaggschiff-Handys wie das Samsung Galaxy S23 Ultra besitzen absurde Megapixelzahlen, die allerdings nicht die gesamte Geschichte erzählen.

Warum haben Handys so viele Megapixel?

Im Gegensatz zu den meisten professionellen Systemkameras, verwenden Handys eine clevere Methode, um mehrere benachbarte kleine Pixel zu einem großen zusammenzuführen. Dieses Verfahren nennt man Pixel-Binning. 

So funktioniert Pixel-Binning. (Bild: Samsung) So funktioniert Pixel-Binning. (Bild: Samsung)

Dadurch können die Nachteile der winzigen Pixel und kleinen Sensorgrößen teilweise ausgeglichen werden. Außerdem wird damit ein effektiver Digitalzoom mit wenig Qualitätsverlust ermöglicht. Mehr dazu könnt ihr in meinem Artikel zu dem Thema lesen: 

Warum haben Smartphones so viele Megapixel - und ist das gut?

Kurz gesagt: Je mehr Megapixel ein Handy hat, desto mehr Daten hat es zur Verfügung, um das Pixel Binning-Verfahren effektiv einzusetzen. 

Allerdings: Je mehr Megapixel auf einen Sensor gequetscht werden, desto größer sollten die Maße von diesem sein, damit die Pixel nicht zu winzig werden, was wiederum schlecht für die Bildqualität ist. Es muss also eine Balance getroffen werden. 

Wie entscheide ich, welches Handy die bessere Kamera hat?

Ganz einfach: Ihr lest die Spec-Sheets von jedem Handy genau durch! 

Ich mache nur Spaß. Letztendlich ist es sehr schwer anhand von nackten Zahlen die Bildqualität einer Kamera oder eines Handys zu beurteilen - in Zeiten von KI und »Computational Photography« sowieso. 

Haltet beim Handykauf am besten Ausschau nach Features, die ihr benötigt und die zu eurer Art der Fotografie passen. 

  • Leider kann man nicht mit Sicherheit sagen, dass die Bildqualität mit steigendem Preis besser wird. Das sieht man sogar hier in meinem kurzen Test. Es trifft allerdings oft zu.
  • Am besten zieht ihr für euch interessante Geräte in die engere Auswahl und lest individuelle Testberichte, um ein besseres Bild von der Fotoqualität zu bekommen. 

Auch nicht unwichtig bei der Entscheidung: Wo werdet ihr die Bilder betrachten? Werden die Fotos groß ausgedruckt? Oder werdet ihr sie ohnehin größtenteils nur auf dem Handy-Bildschirm betrachten? 

Sollte letzteres auf euch zutreffen, ist die bestmögliche Bildqualität vielleicht gar nicht so wichtig. Für diesen Zweck machen fast alle Handys von heute einen passablen Job – ganz unabhängig von der Megapixel-Zahl. 

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