Nur der Erste ... von gar nicht mal so vielen
Was sich noch über den Bildschirm ergießt, ist dann das Blut von Eddison Tollett, der als erster »wichtiger« Charakter ins Gras beißt, während er Samwell Tarly das Leben rettet. Vielleicht nicht der Tod, der dem Zuschauer am nächsten geht, dafür bleiben zu diesem Zeitpunkt aber noch knappe 60 Minuten und eine ganze Palette an Lieblingscharakteren, um die noch große Tränen vergossen werden.
In der Zwischenzeit werden die Unbefleckten der TV-Serie ihrem Ruf als eine der »effizientesten Elite-Einheiten von Essos« (mal wieder) nicht gerecht und stellen ebenfalls keine besonders effektive Verteidigung gegen die lebenden Toten dar. Sie schaffen es zumindest noch, den Rückzug der Überlebenden zu sichern, sodass Grauer Wurm später seinen großen Moment bekommen kann.
Dass gerade eine Schlacht vonstatten geht und zu jeder verstrichenen Sekunde ein Mann stirbt, den der Nachtkönig in seine eigene Armee einreiht, scheint Melisandre indes niemand mitgeteilt zu haben: In aller Seelenruhe und um den Willen der epischen Inszenierung spaziert sie zu den Gräben, die sie in Brand zu stecken hat. Liegt es an ihrem hohen Alter, das ihr magisches Halsband versteckt? Hätte sie sich beeilt, wäre ihr dann der Allerwerteste nicht so auf Grundeis gegangen, als es dann zu Performance-Problemen beim Wirken von Zaubersprüchen kommt.
Durch den brennenden Graben und den Tod unzähliger Soldaten verdienen sich die Verteidiger von Winterfell eine Verschnaufpause. Dass die jedoch nicht lange anhält, ist dem Nachtkönig zu verdanken, der sich entgegen aller Fan-Theorien nun doch nicht in Königsmund blicken lässt. Auf sein Geheiß springen seine Zombies ins Feuer, um für die übrigen Untoten eine Brücke zu bilden. Und so wandelt sich die Schlacht zur Belagerung und zur Eroberung von Winterfell.
Der größte Moment der kleinen Lyanna Mormont
Während links und rechts namenlose Soldaten sowie die Verteidigungslinien von Winterfell fallen, durchlebt der Bluthund Sandor eine weitere Episode seiner durch Gregor Clegane verursachten Posttraumatischen Belastungsstörung. Da kann Beric Dondarrion noch so sehr nach ihm rufen, letztendlich muss Arya Stark erst in Lebensgefahr schweben, um ihn zurück unter die Lebenden zu holen. Um keinen der beiden müssen wir in dieser Szene allerdings bangen, dafür erwischt es einen völlig anderen Fan-Liebling.
Mit Lyanna Mormont sieht sich gerade die jüngste und vielleicht auch kleinste (Tyrion sitzt in der Krypta) mit einem untoten Riesen konfrontiert. Und entgegen aller Chancen schafft sie es sogar, den Giganten in die Knie zu zwingen: Unter Aufopferung ihres Lebens sticht sie dem Monstrum mit Drachenglas ins Auge und stirbt damit den vielleicht größten Heldentod der Schlacht um Winterfell. Ich salutiere vor der Tapferkeit und Selbstlosigkeit von Lyanna Mormont.
Über den Wolken kommt es dann zu der Auseinandersetzung, die Westeros bereits seit Jahrhunderten nicht mehr bzw. eigentlich noch nie gesehen hat: Zwei Drachen gegen einen Untoten ihrer eigenen Art. Dass der Nachtkönig in der direkten Konfrontation mit zwei gleichgroßen Drachen keine Chance hat, ist ihm bewusst. So nutzt er seinen eigens hervorgerufenen Schneesturm, um aus den Wolken hervorzustoßen und Drogon Feuer unter dem Hintern zu machen. Zumindest jetzt machen Jon Schnee und Daenerys Targaryen nicht den Fehler, ihren Vorteil in der Überzahl vorzeitig aufzugeben.
Doch so schnell dieser Kampf angefangen hat, so schnell ist er auch wieder vorbei: Game of Thrones war schon immer sparsam, was das Darstellen seiner Drachen angeht. Deswegen müssen sich Zuschauer auch bei »Schlacht um Winterfell« mit einem kurzen, aber definitiv beeindruckenden Konflikt dieser drei Kreaturen zufrieden geben.
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Wenn Zombies wieder gruselig sein dürfen
In der Zwischenzeit findet sich Arya Stark innerhalb der Gewölbe von Winterfell und so fast in ihrem eigenen Horror-Film wieder. Doch es ist ruhig. Zu ruhig. Und das nicht unbedingt im positiven Sinne: Eigentlich sollte noch immer so etwas wie eine Schlacht toben, Schreie der Lebenden wie Toten ertönen. Doch es ist so still, dass selbst ein einziger Tropfen Blut auf Stein für Aufmerksamkeit sorgt.
Ignoriert man diesen Umstand ist die Atmosphäre zum Schneiden dicht und Arya darf zeigen, inwiefern sich die Ausbildung zur Gesichtslosen bezahlt macht: Wie in The Last of Us huscht das jüngste Stark-Mädchen von Deckung zu Deckung, weicht den ziellos umherwandernden Untoten aus und versucht die rettende Tür zum nächsten Level zu erreichen.
Eine kurze, aber umso effizientere Szene, von der The Walking Dead seit Staffel 1 nur träumen kann. Dass Zombies doch noch gruselig sein können, zeigt die aktuelle Folge Game of Thrones.
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