Es ist eine Frechheit, was sich Telekom, Vodafone & Co. beim mobilen Datenvolumen erlauben

Meinung: Was passiert, wenn man sein mobiles Datenvolumen aufbraucht, geht gar nicht, findet unser Autor Nils Raettig - auch wenn es meist nicht soweit kommen muss.

Ich weiß, ich weiß: Es lässt sich meist leicht verhindern, das mobile Datenvolumen völlig aufzubrauchen. Schließlich kommt in der Regel spätestens bei einer Nutzung von 80 Prozent eine Warnung vom Provider. Aber wenn es dann doch einmal passiert, ist der Begriff Drosselung in meinen Augen einfach nur eine dreiste Untertreibung.

Was genau ich damit meine? Ich habe kürzlich aus Versehen auf meinem Handy daheim das WLAN ausgeschaltet. Schon mit dem Schauen von ein paar Youtube-Videos war mein Datenvolumen in Windeseile verbraucht. Seitdem kann ich mit meinem Handy praktisch nichts mehr online machen.

Zum schnellen Datenverbrauch ein Beispiel: Ich mag HandOfBlood sehr gerne und vor allem seinen Zweitkanal HandOfUncut. Die Videos dort sind allerdings meist ungefähr eine Stunde lang. Allein sein jüngstes Werk zu League of Legends bringt so in Full HD schon 1,5 Gigabyte auf die Waage.

Klar, wenn man so verpeilt ist, wie ich es in diesem Fall war, dann muss man grundsätzlich mit der vertragsmäßig geregelten Drosselung leben. Der Haken an der Sache: Es handelt sich meiner Erfahrung nach eher um eine Abschaltung des mobilen Internets als um eine Drosselung.

Nils Raettig
Nils Raettig

Nils ist mit seinem Einstieg im Jahr 2013 der dienstälteste Mitarbeiter im GameStar-Tech-Team, begonnen hat seine Arbeit als Tech-Redakteur aber nochmal drei Jahre früher bei der altehrwürdigen PC Praxis. Sein erstes Smartphone (nicht Handy), war das berühmte HTC Touch Diamond. Er kann sich noch sehr gut an den ehrwürdigen Moment erinnern, als er zum ersten Mal damit online eine Pizza bestellt hat - so sah Fortschritt für ihn damals aus! Bei gedrosselter Verbindung könnte man das allerdings auch im Jahr 2023 immer noch vollkommen vergessen, was Nils nicht in Ordnung findet.

Mobiler Alleskönner wird zum Briefbeschwerer

Der jüngste Fall hat mir sehr deutlich vor Augen geführt, das vom Smartphone nur noch das Phone übrig bleibt, wenn man durch eine gedrosselte Verbindung praktisch keinen Internetzugang mehr hat.

Mal eben einen Begriff Googlen? Keine Chance. Kurz den Teams-Status anpassen, weil man bei der Post mal wieder etwas länger braucht? Fehlanzeige. Mails checken? Von wegen.

Ich erwarte ja gar nicht, dass ich mit einer gedrosselten Internetverbindung noch online Videos schauen oder Musik hören kann. Aber zumindest so etwas Grundlegendes wie eine kurze Frage bei Google zu beantworten sollte doch wohl noch drin sein!

Abschaltung statt Drosselung

Sobald die Mobilfunk-Drosselung einmal greift, kann ich mit meinem o2-Tarif ohne WLAN dagegen fast gar nichts mehr online auf meinem Handy machen, auch wenn auf dem Papier zumindest etwas Internet bleibt: Je nach Anbieter liegt das gedrosselte Tempo offiziell bei etwa 32 bis 64 KBit pro Sekunde.

Wir reden hier also ungefähr von ISDN-Geschwindigkeit. Dass einigen von euch der Begriff ISDN vermutlich nichts sagt, dürfte bereits deutlich machen, um was für eine Geschwindigkeit es sich hier effektiv handelt.

Google aufzurufen sollte zwar noch möglich sein, de facto klappt bei mir mit Drosselung aber praktisch keine Aufgabe mehr, die Internet voraussetzt. Allein das Starten eines Speedtests spuckt mehrfach Netzwerkfehler aus, bevor die Messung überhaupt mal startet:

Wenn schon der Speedtest derart mies abläuft, kann man sich denken, wie gut das Surfen noch klappt. Wenn schon der Speedtest derart mies abläuft, kann man sich denken, wie gut das Surfen noch klappt.

Das Kind beim Namen nennen

Was mich dabei am meisten stört: Es fehlen klare und sofort ersichtliche Aussagen von den Mobilfunkanbietern dazu.

Sicher gehört es bei einem begrenzten Datenvolumen dazu, dass es in Form einer Drosselung Folgen hat, wenn ich diese Begrenzung überschreite. Man erfährt aber praktisch immer erst auf einen zweiten Klick, wie genau dieses Drosselung aussieht.

Erschwerend hinzu kommt der Umstand, dass vermutlich viele mit einer Geschwindigkeitsangabe wie 64 KBit pro Sekunde wenig anfangen können. Und dann fällt die Surfpraxis meiner Erfahrung nach ja sogar nochmal deutlich schlechter aus, als sie es mit den angegebenen Datenraten eigentlich sein sollte.

Eine Erfahrung, die nicht nur ich mit o2 gemacht habe. Im Team gab es gleich mehrere Wortmeldungen, die trotz anderer Anbieter von ähnlichen Surf-Bedingungen berichtet haben, wenn ihr Datenvolumen einmal aufgebraucht war. Eine Zumutung.

Wie eingangs erwähnt lässt es sich zwar meist gut und zuverlässig verhindern, das gesamte Datenvolumen aufzubrauchen. Das ändert aber nichts daran, dass die Hersteller in meinen Augen nicht klar genug kommunizieren, was dann passiert - von dem Umstand mal ganz abgesehen, dass ich eine derart krasse Drosselung im Jahr 2023 längst nicht mehr für zeitgemäß halte.

Wie schätzt ihr die Lage ein? Ist eine Drosselung auf wenige KBit pro Sekunde auch 2023 noch absolut in Ordnung? Sollte die gedrosselte Datenrate höher liegen? Oder fändet ihr sogar eine komplette Abschaltung des mobilen Internets okay, solange die Hersteller sie klar kommunizieren? Und habt ihr bereits selbst Erfahrungen mit einer gedrosselten Mobilfunkverbindung gemacht? Schreibt es gerne in die Kommentare!

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