Moral in Elex - Wer Omelett macht, muss ein paar Eier zerschlagen

Weder Knights of the Old Republic noch The Witcher 3: Das Moralsystem von Elex setzt nicht auf Gut-Böse-Unterscheidungen oder die Wahl des kleineren Übels. Stattdessen entscheiden wir über das Menschsein.

Elex erscheint am 17.10.2017 für PS4, Xbox One und PC. Elex erscheint am 17.10.2017 für PS4, Xbox One und PC.

»Das sieht ja gar nicht schlecht aus«, wundert sich mein Kollege Hannes über meine Schulter hinweg, während auf dem Monitor vor uns aktuelles Gameplay zu Elex läuft. Seine Überraschung darüber, dass das kommende Spiel von Piranha Bytes bei näherer Betrachtung einen guten Eindruck macht, kann ich nachfühlen. Mir ging es vor Kurzem nicht anders.

Zwar schätze ich Gothic bis heute für seinen im wahrsten Sinne des Wortes in sich geschlossenen Kosmos, aber spätestens seit Risen 3 habe ich von diesen betont ruppigen Spielwelten eigentlich genug. Und ja, auch Elex lebt die Eigenheit des Essener Studios voll aus, wobei es die viel zitierte »Ruhrpott-Fantasy« diesmal mit Sci-Fi-Elementen mischt. Doch in Elex steckt eben noch mehr.

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Mit Creative Director Björn Pankratz sprach ich im Rahmen eines Anspielevents über das Moralsystem, auf dem Elex fußt. Ein Moralsystem, das nicht nur jenseits von Gut und Böse stehen will, sondern auch ein Thema behandelt, mit dem sich schon einige Sci-Fi-Klassiker beschäftigt haben.

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»Kümmert dich das?«

»Elex ist alles.« Mit diesen Worten beschrieb Piranha Bytes die namensgebende Ressource des Spiels schon vor einiger Zeit treffend. Der Rohstoff bricht mit einem zerstörerischen Meteoriten über den erdähnlichen Planeten Magalan herein und prägt die darauffolgende Postapokalypse. Denn den Überlebenden, die sich fortan in mehreren rivalisierenden Gruppen formieren, dient Elex unter anderem als Währung, als Grundlage für Magie oder fortschrittliche Technologie - und als Droge.

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Wer pures Elex nimmt, gewinnt an Stärke und Scharfsinn. Gleichzeitig verkümmert jedoch das vegetative Nervensystem. Viele gehen daran zugrunde, andere entwickeln sich zu einer synthetischen Abwandlung der Menschen. Doch eines haben sie gemein: Sie verlieren ihre Menschlichkeit. An dieser Stelle setzt das Moralsystem von Elex an.

Elex misst unseren Kältegrad, erfasst also, ob wir uns emotional oder gefühlskalt geben. Ein kleines, spoilerfreies Beispiel: Am Anfang von Elex treffe ich den optionalen Mentor Duras, der mich bei meinen ersten Schritten an die Hand nimmt. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zum Lager seiner Gilde. Plötzlich bleibt er stehen. Wir befinden uns kurz vor einer Ruine, erzählt Duras. Vor wenigen Tagen seien Mitglieder einer anderen Gruppe dort von Monstern attackiert und wohl getötet worden. Ein Dialogfenster öffnet sich und stellt mich vor die Wahl.

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Ich könnte ihm nun vorwerfen, nicht geholfen zu haben. Alternativ könnte ich ihn unter anderem fragen: »Kümmert dich das? Sie sind eurer Stadt immerhin ziemlich nah gekommen.« Ich entscheide mich für Letzteres, meine Kälte steigt. Durch den schrittweise Verlust der Menschlichkeit sollen wir allerdings nicht zwangsläufig zu einem Schurken verkommen. Im Interview betont Pankratz, dass man diese Art von Spieler in Elex vielmehr als Pragmatiker versteht.

"Es gibt rationale Entscheidungen, die du triffst - da können auch Leute bei sterben, aber die sind dir ja im Grunde genommen egal, wenn das Ziel passt. Um ein Omelett zuzubereiten, muss man auch mal ein paar Eier zerschlagen."

Gleichzeitig erinnert er mich daran, dass nicht jede emotionsgetriebene Entscheidung eine gute sein muss. Schließlich könne man ja Figuren aus reiner Boshaftigkeit töten.

Elex führt uns in eine Welt, die Sci-Fi- und Fantasy-Elemente miteinander kreuzt. Elex führt uns in eine Welt, die Sci-Fi- und Fantasy-Elemente miteinander kreuzt.

Das Moralsystem, so fasst es Pankratz zusammen, stelle einen spannenden Testballon dar. So interessiert ihn, ob sich Spieler in der Welt von Elex eher emotional verhalten oder ihr eigener Vorteil in Form von Erfahrungspunkten und Loot an erster Stelle steht.

"Wir haben auch schon verschiedene Spielertypen bei uns getestet, die kommen zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Es ist ein Testballon, wir finden ihn aber ziemlich cool."

»Was bedeutet es, ein Mensch zu sein?«

Doch wozu lässt Piranha Bytes diesen Testballon steigen? Oder anders gefragt: Worauf zielt Elex damit ab? Denn Science-Fiction ist nie einfach nur ein Setting. Das Genre gibt im Kern immer einen Blick auf eine mögliche Zukunft - mal optimistisch, mal mahnend oder grüblerisch. Gleichzeitig trifft Science-Fiction Aussagen über uns Menschen, unsere Gegenwart, zeigt Möglichkeiten, Gefahren oder soziale Missstände auf.

Pankratz zufolge treibt auch Elex ein zentrales Thema an: »Was bedeutet es, ein Mensch zu sein?« Und mit dieser Frage müssen wir uns als Spieler aus einer sehr speziellen Perspektive auseinandersetzen.

Elex - Jede der Fraktionen im Spiel hat ein anderes Verhältnis zur namensgebenden, mächtigen Substanz. Elex - Jede der Fraktionen im Spiel hat ein anderes Verhältnis zur namensgebenden, mächtigen Substanz.

Die Hauptfigur startet als sogenannter Alp ins Spiel, eine Gruppierung, deren Mitglieder regelmäßig reines Elex konsumieren. Er ist »ihr effektivster Feldherr«, wird jedoch schon im Intro hintergangen. So strandet er inmitten von feindlichem Gebiet. Ohne Elex. Zum ersten Mal in seinem Leben muss er sich seinen Gefühlen stellen.

"Und das ist die Message: Bist du die Maschine und sagst »Ich spiel das aus reinem Selbstzweck« oder du bist der Typ, der sagt »Okay, ich gehe nachher die Welt retten«."

Bei diesen zwei Ansätzen soll es aber, wie bereits erwähnt, nicht bleiben. Stattdessen will Elex auch die Facetten dazwischen abbilden und seinen Handlungsverlauf sowie das Ende entsprechend daran anpassen. Wie genau das Spiel diese Aufgabe bewältigt, verrät Pankratz nicht. An dieser Stelle schwebt noch ein großes Fragezeichen über Elex. Auch während der Anspielsession konnte mir aufgrund fehlender Zeit einen maximal oberflächlichen Eindruck davon verschaffen, wie das Moralsystem seine Ambitionen spielmechanisch umsetzt.

Vielleicht regt mich Elex dazu an, über mein Verständnis von Menschlichkeit nachzudenken. Vielleicht dekliniert es auch bloß ein philosophisch angehauchtes Sci-Fi-Einmaleins durch. In jeden Fall will ich aber herausfinden, in welche dieser beiden Richtungen das Spiel beim Release im Oktober steuert. Und das hätte ich bis vor Kurzem nicht erwartet.

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Elex erscheint am 17. Oktober 2017 für PC, Playstation 4 und Xbox One. Um das Releasedatum wurde noch vor Kurzem falsch berichtet - angeblich sollte es noch vor der Gamescom veröffentlicht werden. Bei diesem Datum handelt es sich jedoch um einen Fehler.

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