One Piece: Mir war der Manga total egal, ich komme aber nicht mehr von der Netflix-Serie los

Alex hatte keine Ahnung von One Piece und hatte nie großes Interesse daran. Aber die Realserie hat ihn zum echten Strohhutpiraten bekehrt.

One Piece: Der Trailer zur Realserie Video starten 3:07 One Piece: Der Trailer zur Realserie

Ich fand es grauenhaft. Als ich den Trailer zur Realserie von One Piece gesehen habe, hätte ich kaum desinteressierter sein können.

Jede Figur sieht völlig absurd und übertrieben aus, die Figuren wirken bereits in diesen drei Minuten wie Klischee-Abziehbildchen und diese Effekte sehen doch einfach billig aus - seht euch mal die Möwe bei Minute 0:36 oben im Trailer an! Ich dachte schon, ich werde vielleicht nie die Faszination von One Piece verstehen.

Jetzt habe ich die erste Staffel durchgeguckt, sehe mir zur Vorbereitung dieses Artikels den Trailer nochmal an und merke: Der ist ja total genial!

Meine Kritikpunkte aus dem Trailer haben sich zwar bewahrheitet, sind jetzt aber Pluspunkte der Serie. Also los ihr Landratten, entert den Artikel und erfahrt, wie es dazu kam!

Alexander Bernhardt
Alexander Bernhardt

Alex' einziger Berührungspunkt mit One Piece war seine beste Freundin, die ihm seit zehn Jahren erzählt, wie toll Manga und Anime doch sind. Trotz der vielen Lobpreisungen ist er den Strohhutpiraten bisher gekonnt aus dem Weg gegangen. Hätte er halt mal auf seine Freundin gehört, denkt er sich jetzt nach der Realserie.

One Piece ist völlig absurd

Rosa gefärbte Schiffe, Kapitäne, die sich wie Clowns verkleiden, Morgensterne mit Schweinchenkopf. One Piece ist im Kern natürlich noch immer ein schräger, bunter Anime. Das als Realserie umzusetzen, kann nur lächerlich wirken - dachte ich.

Aber weit gefehlt.

Auch wenn die Realserie sicherlich im Vergleich zu den endlosen Möglichkeiten eines Mangas und Animes Abstriche machen muss, funktioniert diese Absurdität erstaunlich gut! In One Piece ist komisch sein nämlich die absolute Norm - niemanden interessierts.

Es gibt eben einen Piraten, der sich als Clown verkleidet und gerne Zirkus spielt. Wieso? Völlig irrelevant. (Quelle: Netflix) Es gibt eben einen Piraten, der sich als Clown verkleidet und gerne Zirkus spielt. Wieso? Völlig irrelevant. (Quelle: Netflix)

Hier fällt zum Beispiel kein einziger Kommentar zum Marine-Captain mit Schnurrhaaren und Katzen-Ohren. Kein dämlicher Schmusekätzchen-Witz, kein Schmunzler bei der ersten Begegnung, nichts. Jeder nimmt ihn nur für seinen Charakter wahr, egal wie er aussieht und was er trägt. Irgendwie beneidenswert, wenn man mal drüber nachdenkt.

Dadurch freue ich mich auf jede neue Begegnung, weil ich jedes Mal gespannt bin, was für ein kreativer Schwachsinn (im guten Sinne) als nächstes auf mich wartet.

Allzu kindlich bleibt die Netflix-Serie aber sicher nicht, in One Piece kann’s überraschend brutal zugehen. Als Zorro einen Gegner mit seinen Schwertern in zwei teilt und der Oberkörper von den Beinen rutscht, da musste ich erst mal schlucken. Damit hatte ich sicher nicht gerechnet.

Klischee-Figuren in einer Gut-Böse-Welt

Die Strohhutpiraten sind da auf den ersten Blick noch die unscheinbarsten Figuren in der ganzen Serie. Sie wirken anfangs sogar ein bisschen zu einfach gestrickt. Ruffy ist in etwa der naive Optimist, Zorro dagegen der schweigsame Schwertkämpfer. Alles schon gesehen.

One Piece weiß das aber auch und treibt es an die Spitze: Alle haben einen lebenslangen Traum, den sie seit ihrer Kindheit nacheifern. Eine Fähigkeit, die sie ausmacht. Und es wird sehr deutlich zwischen Gut und Böse unterschieden.

Die Strohhutpiraten sind zwar sehr simpel gestrickt, sympathisch sind sie aber dennoch. (Quelle: Netflix) Die Strohhutpiraten sind zwar sehr simpel gestrickt, sympathisch sind sie aber dennoch. (Quelle: Netflix)

Ich habe daher nicht das Gefühl, dass One Piece plump ist, sondern einfach nur leicht verdaulich. Ich zerbreche mir nicht nachts im Bett noch den Kopf, welche Motive die Figuren insgeheim haben.

Stattdessen freue ich mich einfach auf die Gefühle und Werte, die mir die Folgen vermitteln: Freundschaft, Abenteuerlust und Freiheit. Klingt abgedroschen, ist es auch, aber funktioniert trotzdem absolut überragend.

Die Effekte

Hier hat sich mein Ersteindruck nach dem Trailer nur bedingt verändert. Manchmal sehe ich einfach klar, dass der Schauspieler von Ruffy hier nur im Studio steht, weil der Hintergrund so unwirklich erscheint. Das hat mich immer wieder mal aus der Immersion gerissen. Und die Möwe aus dem Trailer sieht noch immer grauenhaft aus.

In solchen schwachen Momenten überrascht es mich dann aber doch wieder, wenn One Piece kurz darauf mit spannenden Kamerafahrten, kreativem Kostümdesign und besonders toller Maskenarbeit überzeugen kann. Da sieht man wenigstens hin und wieder, wieso die Serie so teuer für Netflix ist - auch wenn hier die Qualität wie ein alter Kutter schwankt.

Fazit der Redaktion

Alexander Bernhardt
@GameStar_de

Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sage, aber: Ich will jetzt den Anime zu One Piece nachholen. Die Netflix-Serie hat mich trotz einiger Skepsis abgeholt - und das mit genau den Punkten, bei denen ich dachte, dass es mich stören wird.

Das wird aber sicherlich nicht jedem so gehen: Ja, es ist bunt. Ja, es ist absurd. Ja, es ist simpel. Ich konnte das letztlich jedoch zu schätzen wissen.

Am liebsten würde ich mich den Strohhutpiraten anschließen, in einer simpleren Welt Abenteuer erleben und meinem Kindheitstraum hinterherjagen. Mehr will die Serie nicht bieten und mehr muss sie nicht, um mich für sie zu begeistern - auch ohne One-Piece-Wissen.

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