Das bis vor Kurzem noch schwer Vorstellbare könnte schon im kommenden Jahr Realität werden: AMD soll auf dem besten Weg sein, nach Intel bei den Desktop-Prozessoren nun bei den Grafikkarten auch Nvidia vom Performance-Thron zu stoßen.
Das zumindest will der für seine in der Vergangenheit bereits immer wieder zutreffenden Informationen und Leaks bekannte Tech-YouTuber RedGamingTech in Erfahrung gebracht haben.
Demnach soll AMD in einem entscheidenden Punkt klar gegenüber Nvidia im Vorteil sein, genauer gesagt durch das so genannte Chiplet-Design. Das ganze Video könnt ihr euch hier ansehen:
Link zum YouTube-Inhalt
Was ist ein Chiplet-Design?
Bei einem Chiplet-Design (auch Multi-Chip-Modul- oder MCM-Design genannt) besteht ein Prozessor (egal welcher Art) nicht aus einem einzelnen, monolithischen Chip, sondern wird aus mehreren kleineren Chiplets zusammengesetzt. Die Vorteile dieses Architektur-Konzepts:
- Ausbeute: Gesteigerte Ausbeute pro Silizium-Wafer (die Wafer sind rund, kleinere Chips füllen die Fläche besser aus) und geringere Anfälligkeit für Fehler in der Produktion.
- Skalierbarkeit: Grafikeinheiten lassen sich mit Chiplets mit Blick auf die Größe besser skalieren.
Das Konzept ist dabei nicht völlig neu. AMD nutzt es bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich mit seinen Ryzen-Prozessoren wie dem Ryzen 9 5900X aus dem folgenden GameStar-Test:
Warum wird das Chiplet-Design nicht längst bei GPUs eingesetzt?
Bei Grafikchips ergibt sich eine Reihe Problemstellungen, die sich von Prozessoren unterscheidet. So ist es im Vergleich zu CPUs beispielsweise viel wichtiger, die Latenzen möglichst gering zu halten, um den für die Grafik so wichtigen schnellen Bildaufbau nicht auszubremsen.
Wie will AMD das lösen? Dazu kommen laut RedGamingTech sogenannte »Active Bridges« zum Einsatz, welche die einzelnen Chiplets untereinander verbinden. Gleichzeitig sollen alle Chiplets auf denselben Cache zurückgreifen.
Der YouTuber geht davon aus, dass die Spitzenmodelle der Radeon-RX-7000-Reihe aus bis zu drei Chiplets bestehen: Zwei mit den Recheneinheiten der Render-Pipeline und eines mit den I/O-Funktionen.
Worin besteht der Vorteil gegenüber Nvidia?
Im Moment deutet vieles darauf hin, dass Nvidia mit der kommenden Grafikkarten-Generation, die auf den Codenamen Lovelace hören soll und vermutlich die Bezeichnung RTX 4000 tragen wird, weiterhin auf ein monolithisches Design setzt. Erst mit RTX 5000 (vermutlicher Release: 2024) soll Nvidia aktuellen Gerüchten zufolge ebenfalls auf ein MCM-Design wechseln.
AMD wäre demzufolge in der Lage, größere Chips kostengünstiger fertigen zu lassen als Nvidia. Gleichzeit soll laut RedGamingTech auch die Effizienz deutlich gesteigert werden, was im Umkehrschluss noch einmal höhere Taktraten bedeuten könnte. Hier kann AMD Nvidia bereits mit der aktuellen GPU-Generation in die Schranken verweisen, wie auch unser Test zur RX 6700 XT belegt:
Nvidia ist nicht völlig hilflos
Auch wenn AMD mit Blick auf die Rasterisierungsleistung Nvidia tatsächlich ein Schnippchen schlagen können sollte, gibt es Teilbereiche, in denen Nvidia weiterhin die Nase vorn haben dürfte:
- DLSS: Der KI-Renderer DLSS in so manchem Szenario ein echter Game-Changer, wie wir zuletzt im Loot-Shooter Outriders gesehen haben. AMD hat mit FidelityFX Super Resolution zwar ebenfalls einen KI-Renderer in Entwicklung, der wird aber erst gegen Ende 2021 erwartet und es dürfte zudem einige Entwicklungszeit benötigen, um an das hohe Niveau von DLSS zu erreichen.
- Raytracing: Außerdem liegt Nvidia mit Blick auf die Echtzeitstrahlenberechnung Raytracing im Moment noch deutlich vor AMD. Ob dieser Vorsprung seitens AMD bis zum Start der RX-7000-Reihe aufgeholt werden kann, bleibt abzuwarten.
Für uns Spieler ist das neue Kräfteverhältnis bei den Grafikkarten sehr erfreulich, was wir im Vergleich zwischen AMD Radeon RX 6800 XT und Nvidia Geforce RTX 3080 bereits feststellen konnten.
Der große Haken bei diesen Generationen ist aber bekanntermaßen die sehr schlechte Verfügbarkeit beziehungsweise die extrem hohen Preise. Wie lange diese Probleme vermutlich noch anhalten werden und was die Gründe dafür sind, erfahrt ihr im folgenden Artikel.
Es ist demnach durchaus denkbar, dass auch die nächsten Grafikkarten-Generationen von AMD und Nvidia noch mit solchen Problemen zu kämpfen haben werden, wenn auch in hoffentlich abgeschwächter Form.
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