Schulamokläufe in den USA - Gouverneur von Kentucky gibt Videospielen die Schuld

Bei einem Amoklauf an einer Schule im US-Bundesstaat Florida kamen vor Kurzem 17 Menschen ums Leben. Nun kommt wieder einmal die Debatte auf, inwiefern Videospiele Schuld an solchen Gewalttaten sind.

Matt Bevin, der Gouverneur von Kentucky, kritisiert gewalthaltige Videospiele. (Bildquelle: Gage Skidmorel / Lizenz: Wikimedia Commons cc-by-sa-2.0) Matt Bevin, der Gouverneur von Kentucky, kritisiert gewalthaltige Videospiele. (Bildquelle: Gage Skidmorel / Lizenz: Wikimedia Commons cc-by-sa-2.0)

Am vergangenen Mittwoch, dem 14. Februar sind im US-Bundesstaat Florida 17 Menschen Opfer eines Schulamoklaufs geworden. Ein 19-Jähriger war mit einem halbautomatischen Gewehr bewaffnet in seine ehemalige Highschool eingedrungen und hat dort das Feuer auf Schüler und Erwachsene eröffnet. Inzwischen ist der Täter gefasst und während in den USA noch getrauert wird, hat bereits die Debatte begonnen, wer oder was Schuld an dem Amoklauf war.

Für den Gouverneur des US-Bundesstaats Kentucky Matt Bevin von den Republikanern ist der Fall klar: Ihm zufolge sind gewaltverherrlichende Videospiele hauptverantwortlich für die zunehmende Zahl an Amokläufen an Schulen und den Verlust des moralischen Kompass in der gesamten Nation.

In einem Interview in der Leland Conway Show auf dem Radiosender WHAS, das von Ars Technica zusammengefasst wurde, behauptete Bevin einen Tag nach dem Amoklauf, dass Videospiele zu einer "Kultur des zelebrierten Todes" beitragen würden:

"Es gibt Videospiele, die eigentlich nur für Erwachsene geeignet sind und trotzdem spielen Kinder sie und jeder weiß das. Es gibt nichts, was ein Kind davon abhalten könnte, sie zu spielen. Diese Spiele zelebrieren das Abschlachten von Menschen. Es gibt Spiele, die es tatsächlich nachstellen und Menschen die Möglichkeit geben, Punkte dafür zu verdienen, was diese Schüler in Highschools anrichten. Darin bekommt man noch Extrapunkte, wenn man jemanden umbringt, der am Boden liegt und um sein Leben bettelt."

Medien sollten mehr Verantwortung übernehmen

Ein Verbot solcher Spiele ist laut Belvin allerdings nicht unbedingt die richtige Lösung für das Problem. Stattdessen sollten die Hersteller von entsprechenden Medien mehr Verantwortung für ihre Werke übernehmen:

"Warum brauchen wir Videospiele, die Menschen dazu ermutigen, andere umzubringen? Ganz egal, ob es Liedtexte, Fernsehsendungen oder Filme sind. Ich will alle Produzenten solcher Videospiele und Filme darum bitten, sich selbst die Frage zu stellen, welchen Wert ihre Werke haben. Können sie mehr, als nur schockieren und hoffentlich ein wenig Geld abwerfen? Und wenn, dann zu welchem Preis?"

Bevin erinnerte sich außerdem daran, dass in seiner Kindheit regelmäßig Kinder nach Weihnachten Waffen mit in die Schule gebracht hätten, ohne Folgen. Die Gesellschaft hätte sich nun aber so gewandelt, dass diese Kinder ihre Waffen heute auch einsetzen.

Das aktuelle Interview ist nicht die erste Gelegenheit, bei der Matt Bevin Videospiele heftig kritisiert. Nachdem Ende Januar bei einem Amoklauf an einer Schule in Kentucky zwei Schüler von einem 15-Jährigen erschossen wurden, bezeichnete Bevin die gesamte Unterhaltungsindustrie als "Schmutz", der "junge Menschen desensibilisiert."

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"Videospiele sind genau wie Pornografie"

Auch Bevins Gesprächspartner Leland Conway sprach sich in aller Deutlichkeit gegen Computerspiele aus und kritisiert in dem Interview, dass solche Spiele "uns unter dem Deckmantel des Rechts auf Rede- und Ausdrucksfreiheit aufgezwungen werden".

Nach einem Beschluss des Supreme Courts der Vereinigten Staaten aus dem Jahre 2011 dürfen Spiele nämlich nicht aufgrund ihres Inhalts verboten werden. Conway sagte dazu:

"Das ist Müll. Es ist genau dasselbe wie Pornografie. Sie [die Videospiele, Anm. d. R.] haben die Leute desensibilisiert, sowohl für den Wert des menschlichen Lebens, als auch für die Würde von Frauen und des menschlichen Anstands. Nun ernten wir, was wir gesät haben."

Studie der Universität von York widerspricht Videospielgegnern

Im absoluten Widerspruch zu Bevins und Conways Aussagen steht dagegen eine aktuelle Studie der Universität von York. Bei Experimenten mit insgesamt 3.000 Teilnehmern haben die Forscher keinerlei Hinweise darauf gefunden, dass Videospiele über Gewalt tatsächlich zu gewalttätigem Verhalten führen.

Auch in Deutschland wurde in den letzten Jahren immer wieder über Gewaltspiele diskutiert. Nach dem Amoklauf im Olympia-Einkaufszentrum in München im Jahr 2016 forderte etwa Innenminister Thomas de Maizière von der CDU eine erneute Debatte über die sogenannten "Killerspiele".

Aktuell steht die deutsche Politik Videospielen allerdings sogar sehr positiv gegenüber. Sollte die Große Koalition zwischen SPD, CDU und CSU zu Stande kommen, wäre eine bessere Förderung der deutschen Games-Branche sogar Teil des Koalitionspapiers. Außerdem will sich die GroKo dafür einsetzen, dass E-Sport als richtige Sportart anerkannt wird.

Plus-Report: Gewalt in Spielen - Auf der Suche nach der wahren Gewalt