Spiele-Highlight 2017 - Micha: Das beste Spiel 2017 ist von 2016

Es wäre ja nicht so, dass 2017 keine guten Spiele erschienen sind. Aber dasjenige, das Michael Graf am meisten beschäftigt hat, stammt aus dem Vorjahr.

2016 erschienen, 2017 für Micha immer noch ein Zeitfresser: Stellaris. 2016 erschienen, 2017 für Micha immer noch ein Zeitfresser: Stellaris.

Es ist passiert, sie haben mich erwischt. Die verdammten Service-Games haben mich erwischt. Denn ich habe 2017 längst nicht so viele unterschiedliche Spiele ausprobiert, wie ich eigentlich wollte. Okay, Prey hier, Elex da, ein bisschen Wolfenstein 2 war dabei, und dann gab's auch noch Zelda: Breath of the Wild auf der Nintendo Switch. Aber selbst das fantastische Divinity: Original Sin 2 habe ich viel zu lange vor mir hergeschoben.

Schuld ist Stellaris, ein Spiel von 2016. Immer wieder lockt mich diese Sirene zurück in den Weltraum und weg von all den anderen Spielen, die im Steam-Store sehnsüchtig auf mich warten. In Stellaris kann und will ich nämlich immer wieder mit neuen Kombinationen von Regierungstypen, Ethnien, Schiffsdesigns und Mini-Quests experimentieren.

Der Autor
Michael Graf mag Weltraum-Strategie, seit ihn damals knutschende Tanten von Master of Orion 2 losreißen mussten. Und Imperien errichtet er ohnehin gerne, seit er 1994 Master of Magic gespielt hat, den Fantasy-Nachfolger des ersten Master of Orion. Der DLC-Politik von Paradox steht er durchaus kritisch gegenüber, denn die Updates kosten teils eine Stange Geld für überschaubare Neuerungen. Wie ihm ein Entwickler auf der Gamescom unter der Hand verriet, könnte sich diese Politik jedoch 2018 ändern. Mal sehen, was dann kommt. Wenn es Lootboxen sind, reist Micha mit Fackel und Heugabel nach Schweden.

Lang lebe der Pilzschwarm!

Wo sonst darf ich Kopfsalate mit Schwarmbewusstsein regieren, die unterjochte Lebewesen gepflegt verspeisen? Oder tiefreligiöse Pazifistenvögel, die sich mit ihren friedlichen Nachbarn in einer Föderation zusammenkuscheln? Wo darf ich gezähmte Riesenbestien auf Eroberungsfeldzüge schicken und eine jahrtausendealte Riesenkugel bei ihrer Mission unterstützen, die Unendlichkeit zu berechnen?

Wo darf ich einem interdimensionalen »Wurm« huldigen, der die Vergangenheit manipuliert, meine Heimatsonne in ein Schwarzes Loch und die Bewohner meines Heimatplaneten in hochintelligente Zombies verwandelt? Wenn ich ihn nicht vorher mit meiner Flotte aus dem All blase?

Stellaris ist und bleibt ein Quell schöner Science-Fiction-Geschichten und eines der besten Beispiele für »Emergent Storytelling«, für Geschichten, die aus Spielmechanik entstehen, umrahmt von vorgefertigten Quests. Ja, viele dieser Geschichten finden in meinem Kopf statt, Stellaris lebt von meiner Fantasie. Aber es spielt eben auch so gekonnt mit bekannten Sci-Fi-Motiven, dass es diese Fantasie immer wieder wachkitzelt.

Report: Was ist Emergent Storytelling? - Wenn das Spiel die Story selbst schreibt

Endlich Borg!

Aber das war ja auch schon zum Release so. Was hat sich seitdem geändert? So einiges! Es sind alleine drei kostenpflichtige DLC (Leviathans, Utopia, Synthetic Dawn) erschienen, drei Völkerpakete und einige größere Patches.

Nein, nicht alles, was Geld kostet, ist dieses auch Geld wert (8 Euro für spielbaren Kopfsalat??), unterm Strich hat Paradox Stellaris aber klar verbessert und erweitert. Zuletzt etwa um spielbare Robotervölker. Endlich kann ich Fleischsäcke ins einzig wahre Maschinenimperium assimilieren! Oder als ebensolcher Fleischsack einen Bürgerkrieg gegen aufständische Blechbüchsen führen.

Perfekt ist Stellaris deshalb noch lange nicht. Raketen etwa, eine der drei Waffengattungen, sind nach wie vor relativ nutzlos, weil sie sich zu leicht kontern lassen. Bei Konflikten prallt Riesenflotte auf Riesenflotte; der Sieger der ersten Schlacht hat meist schon den ganzen Krieg gewonnen, muss aber noch gelangweilt Feindwelten besetzen, bevor ein Friedensvertrag entstehen kann. Und die KI - insbesondere die von Verbündeten - ist nicht wirklich zurechnungsfähig.

Endlich Fleischsäcke assimilieren! Endlich Fleischsäcke assimilieren!

Update 2.0 kommt

Aber der Clou an Service-Games ist ja, dass weiter daran gearbeitet wird. Kürzlich hat Paradox für 2018 das Update 2.0 für Stellaris angekündigt, das viele Spielaspekte umkrempelt: Grenzmechanik, Kriegsgründe und -ziele, Flottengröße, Raumstationen, Weltraumreisen - alles funktioniert dann anders. Stellaris wird zu einem neuen Spiel.

Auch zu einem besseren? Das wird sich zeigen. Denn die Änderungen sind sinnvoll und gut begründet, nehmen Stellaris jedoch auch einen Teil seiner Individualität. Beispielsweise schrumpfen die bislang drei Antriebsarten (Warp, Hyperraum, Wurmloch) auf eine einzige.

Zumindest zum Partiebeginn reisen künftig alle Völker entlang von Hyperraum-»Autobahnen« von Sonnensystem zu Sonnensystem, wie man's aus vielen anderen Weltraumspielen kennt. Das bringt aber auch neue taktische Möglichkeiten, die alten Reiseformen waren schlecht ausbalanciert und führten zu chaotischen Kriegen.

Nun, ich bin gespannt. Der Punkt ist ja: Egal, ob das Update 2.0 Stellaris besser (wovon ich ausgehe) oder schlechter macht: Ich werde es 2018 rauf und runter spielen, um genau das herauszufinden. Weshalb Stellaris gute Chancen hat, auch im nächsten Jahr wieder viele andere tolle Spiele zu verdrängen.

Aber wenn ich recht überlege ... bei Diablo 2 und Civilization 2 war das damals auch nicht anders. Sie hatten mich wohl schon immer, diese verdammten Service Games.

zu den Kommentaren (18)

Kommentare(16)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.