Todd Howard will uns alle auf einen neuen Planeten schießen und im besten Fall verbringen wir dort den Rest unseres Lebens. Oder zumindest genug Zeit, um auf The Elder Scrolls 6 zu warten - was gefühlt mittlerweile durchaus der Rest meines Lebens sein könnte.
Doch während alle schon gebannt auf Besthesdas nächste Rollenspiel-Rakete namens Starfield warten, war ich mir lange gar nicht sicher, ob ich darin überhaupt Platz nehmen möchte. Will ich wirklich dutzende Stunden in einem Spiel versenken, das für mich bislang so wenig konkrete Reize versprüht? Das sich mir vor allem deshalb aufdrängt, da ich alle anderen großen Bethesda-Rollenspiele hunderte Stunden genießen konnte?
Das aber auch auf ein Sci-Fi-Setting im Nasa-Punk-Stil setzt, mit dem ich persönlich so gar nichts anfangen kann? Ich mach's kurz: Ja, das möchte ich! Denn nachdem Bethesda im Zuge des Xbox Showcases 45 Minuten lang alle meine Gehirnwindungen mit jedem noch so kleinen Detail aus Starfield zustopfte, hat sich in mir etwas verändert.
Ich sehe endlich klar, was dieses Rollenspiel mir bieten kann, und damit bin ich nicht allein.
Vorfreude statt Langeweile
Der Beginn der Starfield-Präsentation löste in mir gemäßigte Emotionen aus. Ich sah dabei zu, wie jemand mit einem Laser auf einem kargen Planeten einen Felsbrocken beschießt. Guter Anfang. Es folgte ein etwas unspektakuläres Feuergefecht, der Charakter sammelte Waffen und Essen ein und ich akzeptierte einfach, dass ich mir im Menü ein Toastbroat genauer ansehen darf. Als nächstes sprachen die Entwickler über das Weltraum-Setting, wie sie ihre Raumschiffe designen und dass man ja von Planet zu Planet reisen kann.
Das war dann der Punkt, wo ich wohl das erste Mal herzhaft gähnen musste. Es sah alles immer noch ziemlich bieder aus und ich war gerade dabei zu denken, dass ich mit diesem Bethesda-RPG wirklich nicht mehr warm werde. Zum Glück war die Präsentation hier noch lange nicht vorbei.
Je länger die Präsentation anhielt, umso deutlicher trat das Setting in den Hintergrund, während ein anderes Detail an Kontur gewann: Starfield nimmt sich als Rollenspiel extrem ernst. Vielleicht sogar ernster, als es Elder Scrolls oder Fallout jemals getan haben. Dieses Universum darf ich auf meine Weise erschließen und dabei eine Rolle verkörpern, wie ich sie mir selbst zurechtlege.
Meine größte Sorge bestand in der Vergangenheit oft darin, dass meine Figur in jedem Fall eine Art Weltraum-Kundschafter sein soll, der Planeten scannt, hier und da ein paar Quests erfüllt und dann im klobigen Raumanzug durch die Gegend hüpft.
Doch jetzt hat Bethesda endlich klargemacht, dass hinter Starfield deutlich mehr steckt. Das Universum hält ein paar wirklich aufregende Ecken für mich bereit und befeuert damit alle möglichen Charakter-Ideen!
Ein galaktischer Sandkasten
Meine Synapsen begannen sofort zu feuern, als die verschiedenen Städte und Kolonien auf der Bildfläche erschienen. Mein Charakter muss nicht einfach nur irgendein Weltraum-Hanswurst werden, der für menschliche Organisationen auf Entdeckertour geht. Ich kann mich auch einfach in die Regionen außerhalb des Einflusses der Kolonien absetzen und betrete dann eine Welt, die schon eher meinen Geschmack trifft.
Hier stromere ich als Outlaw durch die Straßen von deutlich raueren Pflastern wie Akila City, verbringe meine Feierabende in verrauchten Saloons und beschäftige mich als Ranger, Schmuggler oder Großwildjäger. Vielleicht folge ich aber auch dem lieben Geld nach Neon, wo ich meine Moral verkaufe und dafür ein Leben im reinsten Luxus führe?
Was konkret überall möglich ist, das weiß ich natürlich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Doch endlich regt Starfield meine Fantasie an! Auch, weil dieses Spiel so viele kreative Ventile bietet! Mein Charakter und sein Hintergrund muss sich etwa nicht nur in meinen Entscheidungen, dem Aussehen oder den genutzten Waffen widerspiegeln.
Ich kann mir über Perks und Skills Vor- oder Nachteile erkaufen, mit denen die Galaxie anders auf meinen Charakter reagiert. Manche Quests lassen sich komplett umgehen, während andere überhaupt erst verfügbar werden. Schon jetzt spiele ich mit dem Gedanken, gleich drei oder vier verschiedene Figuren zu erstellen.
Alles lässt sich nach meinen Vorstellungen anpassen! Welche Crew begleitet mich auf meiner Reise? Mit wem gehe ich eine romantische Liaison ein? Welches Raumschiff passt optisch und funktionell am besten zu dem, was mein Charakter in diesem Universum eigentlich darstellt? Die Aussicht auf derlei Gestaltungsfreiheit lässt mich ganz hibbelig werden.
Und damit bin ich bei weitem nicht allein! Auch Kollegen wie Natalie sind plötzlich ganz verzaubert von Starfield. Auf Reddit ploppt ein euphorischer Thread nach dem nächsten auf und selbst in der Star Citizen-Community regen sich Stimmen, die womöglich bald Starfield den Vorzug geben.
Bethesda hat hier endlich eine Seite angeschlagen, die vielen da draußen bislang offenbar noch zu leise erklang.
Das Bethesda der Zukunft
Ehrlich gesagt gibt es aber noch einen weiteren Grund für meine neu gefundene Ekstase. Starfield hat mir jetzt endlich gezeigt, wie sich Bethesda seine Rollenspiele in Zukunft eigentlich vorstellt und wo ihre Entwicklungs-Schwerpunkte liegen. Und ich kann nicht anders als mir ein Elder Scrolls vorzustellen, in das der gleiche Anspruch an rollenspielerische Freiheit fließt wie in Starfield.
Wenn ich hier schon dazu ermutigt werde, wirklich abenteuerliche Raumschiffe zu erschaffen, einen Außenposten zu errichten oder meinen Charakter über zahlreiche Hintergründe in der Welt zu verankern, wie sähe das dann in Tamriel alles aus?
Ich will nicht länger ein hintergrundloser Gefangener sein, der ohne Vergangenheit in die Welt geschubst wird und als Auserwählter die Welt rettet. Ich will jemand sein, der zur Welt gehört, seinen eigenen Weg geht und sich höchstens freiwillig dazu berufen fühlt, all sein Talent in die Bezwingung des Bösen zu stecken.
Vielleicht ist mir das aber auch einfach egal und ich baue stattdessen meine eigene Burg ins weite Land, schmiede Waffen aus aufgeklaubten Einzelteilen oder verdinge mich als Wegelagerer, der Handelskarawanen überfällt.
Natürlich sind das aktuell vor allem sehr viele gut gemeinte Fantasien, die sich in meinem Kopf ausbreiten, und es kann sehr gut sein, dass Starfield dieses Rollenspiel-Versprechen gar nicht zur Gänze einlöst. Vor allem dann, wenn es keine unterhaltsamen Geschichten erzählen sollte. Das muss sich alles noch zeigen, gerade in einem Spiel dieser Größenordnung, das auch auf allerlei automatisch generierte Inhalte setzt.
Doch aktuell genieße ich fürs Erste den Moment, dass mich Starfield überhaupt von einer großen Zukunft träumen lässt. Denn das ist ein Gefühl, das mir bislang viel zu oft bei diesem Spiel gefehlt hat.
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