Erinnert ihr euch noch an Kenshi, die großartige Sandbox-Open-World, in der ihr vom kleinen Bauern bis zum Herrscher eines ganzen Imperiums wirklich alles werden könnt?
Wer sich für ein solches Konzept begeistern kann, sollte einen Blick auf The Matchless KungFu werfen: Das Rollenspiel auf Steam entführt euch in eine Welt, deren Schicksal ihr nicht nur durch eure Taten beeinflusst – ihr baut die offene Welt sogar Stück für Stück nach euren Wünschen zusammen.
Das erwartet euch in The Matchless KungFu
The Matchless KungFu bietet, ähnlich wie das bereits erwähnte Kenshi, eine komplexe Mischung aus Rollenspiel-Elementen und Sandbox-Open-World. Ihr beginnt mit einem einfachen Charakter, der… wirklich gar nichts kann. Ihr landet also in der von chinesischen Mythologien inspirierten Spielwelt und lernt im Tutorial die Grundlagen – etwa Ressourcen zu ernten und Kämpfe zu absolvieren.
Die Spielwelt
Die Spielwelt – in der absurderweise jeder Mann, jede Frau, jedes Kind und jedes Tier Kung Fu beherrscht – ist anfangs noch recht übersichtlich. Doch das ändert sich schnell.
Das Herzstück des Spiels ist nämlich der Aufbau der Welt selbst. Durch das Erledigen bestimmter Aufgaben werden Landstücke freigeschaltet, die der bestehenden Spielwelt hinzugefügt werden können und jeweils unterschiedliche Quests und Ressourcen bieten.
In kleinen Dörfern und Städten könnt ihr etwa Handel treiben und NPCs treffen, in Sumpfgebieten gegen Monster und Banditen kämpfen und im Gebirge warten wertvolle Erzvorkommen darauf, von euch abgebaut zu werden.
Durch eure Entscheidungen und Handlungen könnt ihr langfristige Allianzen schmieden, einen Partner oder eine Partnerin finden, Nachwuchs zeugen oder euch erbitterte Feinde machen. Das soziale Gefüge in The Matchless KungFu reagiert dynamisch auf eure Aktionen und wächst mit jeder neuen Kachel, die ihr an eure Open World klebt.
Die Kämpfe
Der Kampf ist das zweite zentrale Element von The Matchless KungFu – und auf den ersten Blick ziemlich verwirrend. Statt Action erwarten euch hier komplexe Rundenkämpfe, in denen ihr Martial Arts Angriffe aneinanderreiht, um so mächtige Combos und Spezialangriffe auszulösen.
Das Ganze funktioniert nach einer Art Schere-Stein-Papier-Prinzip mit zusätzlichen Nuancen:
- In jeder Kampfrunde zieht ihr Schläge, Tritte, Waffenangriffe und Handflächenstöße aus eurem Deck.
- Nun könnt ihr diese Grundangriffe aneinander ketten, allerdings lassen sich im Normalfall nur dieselben Angriffe miteinander verbinden.
- Jede Runde stehen jedoch mehrere
Omni-Moves
zur Verfügung – die ermöglichen etwa, Tritte in Schläge zu verwandeln oder verschiedene Grundangriffe zu kombinieren. - All diese Bewegungen können nach einem Schere-Stein-Papier-Prinzip gekontert werden. Nutzt ihr etwa einen Schlag, während euer Feind zutritt, gewinnt ihr den Schlagabtausch und teilt Schaden aus.
- Da jeder Teilnehmer in der Regel sechs oder mehr Angriffe aneinanderreiht, entstehen so am Rundenende kleine Kung-Fu-Kämpfe, wie in einem Fighting Game.
- Zu guter Letzt lösen bestimmte Kombos Spezialangriffe aus. Verkettet ihr vier Tritte hintereinander, könnt ihr anschließend eurem Feind für besonders viel Schaden in den Unterleib treten.
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Zwischen Meisterwerk und Kuriositätenkabinett
The Matchless KungFu ist eine absolut absurde Mischung aus innovativen, genialen, aber gleichzeitig merkwürdigen Spielmechaniken. Das führt zu einem faszinierend absurden Spielerlebnis, bei dem ihr nie wisst, was als Nächstes passiert.
Natürlich kann man einfach nur seine Landstücke platzieren und die Quest des neuen Gebietes erfüllen, um danach das Nächste platzieren zu können. Viel spannender ist es aber, sich selbst ein Ziel zu setzen und seine eigene Geschichte zu schreiben.
Aufbaufans haben etwa die Möglichkeit, in unberührter Natur einen Bauernhof mit Hofladen oder gar eine blühende Siedlung aus dem Boden zu stampfen. Vielleicht gründet ihr sogar euren eigenen Kung-Fu-Clan. Kombiniert all diese Elemente und lockt die stärksten Kämpfer der Spielwelt an – mit leckeren, selbst gekochten Mahlzeiten, die aus den Produkten eures eigenen Hofes zubereitet werden.
Wer seiner kriminellen Energie freien Lauf lassen will, wird stattdessen zum Meisterdieb und räumt nachts ganze Städte aus – oder verprügelt als Bandit einfach jeden Wanderer, der ihm in der Spielwelt über den Weg läuft. Die Möglichkeiten für coole Geschichten sind fast endlos.
So spannend das auch alles klingen mag, The Matchless KungFu schrammt immer wieder knapp an der Grenze zum Trash vorbei. Die Präsentation ist höchstens zweckmäßig und die englische Übersetzung stellenweise komplett unbrauchbar.
Kassiert ihr etwa zu viele Tritte in den Schritt, kann es sein, dass euer Baby
kaputtgeht … was weitestgehend bedeutet, dass euer bestes Stück buchstäblich abgefallen ist und ihr keinen Nachwuchs mehr zeugen könnt, wenn kein Arzt das Teil wieder annäht. Schwer zu sagen, ob hier die Übersetzung oder die Tatsache, dass dies überhaupt möglich ist, absurder ist.
Einige kuriose Highlights aus meinen knapp zehn Stunden Spielzeit:
- Ich habe unzählige wilde Pferde (die ebenfalls KungFu beherrschen) zu Tode geprügelt. Pferde lassen haufenweise Misthaufen fallen, die ich in der lokalen Auktion für viel Geld verkaufen konnte, weil die Bauern damit ihre Felder düngen wollen.
- Eine junge Frau hat sich in mich verliebt und ist zu mir auf meinen kleinen Bauernhof gezogen. Um uns die Zeit zu vertreiben, haben wir uns ein Trainingsduell geliefert – bei dem sie mir den Schädel eingeschlagen hat und ich das Zeitliche gesegnet habe.
- Wenn ihr sterbt, müsst ihr einen neuen Charakter erstellen. Dieser ist allerdings kein Unbekannter wie euer erster Charakter, sondern hat Verbindungen in die von euch erstellte Spielwelt. Ich habe mich also als Sohn eines Schmieds wiederbeleben lassen und meine trauernde Witwe einfach erneut verführt.
- Ich habe mich mit einer Schlange geprügelt und wurde dabei vergiftet. Weil ich das nicht rechtzeitig bemerkt habe, bin ich später erblindet. Der einzige Arzt in der Stadt wollte mir allerdings nicht helfen, weil er mich zuvor dabei erwischt hat, wie ich Medizin aus seinem Laden gestohlen habe.
- Nachdem ich einen Banditen verprügelt hatte, nahm ich ihn mit nach Hause und sperrte ihn in einen Käfig. Kurze Zeit später stand seine Mutter vor meiner Tür, schlug mich bewusstlos und brach mir die Beine.
Alles in allem ist The Matchless KungFu eine bunte Mischung aus genialen Möglichkeiten und einigen der seltsamsten Ideen, die ich je gesehen habe. Das Spiel fordert eure Kreativität und Anpassungsfähigkeit heraus und bietet euch eine absolut außergewöhnliche Erfahrung, die ihr garantiert nicht vergessen werdet.
Trotz aller Skurrilitäten und der manchmal holprigen Präsentation gibt es in dieser chaotischen Welt immer etwas Neues zu entdecken. Ob ihr nun eine prächtige Dynastie aufbaut, als friedlicher Schmied Waffen verkauft oder als legendärer KungFu-Meister in die Geschichte eingeht, bleibt ganz euch überlassen.
The Matchless KungFu ist sicher nicht jedermanns Sache, aber es ist ein einzigartiges Experiment und hat trotz seines frühen Entwicklungsstadiums enormes Potenzial. Wer sich nicht vor unkonventionellen Ideen scheut und schon in anderen Spielen wie Kenshi oder Rimworld gerne eigene Geschichten geschrieben hat, sollte unbedingt einen Blick riskieren.
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