Die venezuelanische Währung Bolivar hat aufgrund einer anhaltenden Hyperinflation so exorbitant an Wert verloren, dass die Einwohner Venezuelas auf eigene Faust eine Ersatzwährung erwirtschaften: Und zwar in Browser Games. Kein Scherz: unter den beliebtesten Spielen rangiert sogar der Regensburger Titel Tibia (erschienen 1997), der sich ganz generell in Südamerika großer Beliebtheit erfreut.
Statt sich auf die extrem entwerteten Löhne in der eigenen Landeswährung zu verlassen, farmen Einwohner fleißig Ingame-Gold in besagten Spielen. Man stelle sich überfüllte Internet-Cafes vor, in denen Familien bis zu 11 Stunden am Tag damit verbringen, Quests anzunehmen, Monster zu verkloppen und die eigenen Chars hochzuleveln. Diese Charaktere verkauft man wiederum auf Marktplätzen gegen US-Dollar oder Bitcoin.
Aber auch die Währung selbst wird gehandelt. Laut den Kollegen von Gameswirtschaft, haben sich ganze Start-Up-Unternehmen darauf spezialisiert, beispielsweise Tibia Coins und Tibia Gold auf Marktplätzen wie Mercadolibre.com zu verkaufen. Die meisten »Goldfarmer« verdienen dabei umgerechnet lediglich ein paar Dollar pro Tag, weil der digitale Markt von Spielern überflutet wird. Trotzdem erschaffen sie damit immer noch mehr Kaufkraft als mit der venezuelanischen Landeswährung.
Apropos »Erschaffen«: Laut Bloomberg Businessweek sei dieser wirtschaftliche Trend eher Teil des Problems als wirksame Lösung. Das Goldfarmen in Spielen funktioniert im Prinzip genauso, als würden die Einwohner selbstständig Geld drucken - ein solches Übermaß an Geld befeuert die Hyperinflation zusätzlich. Der Staat Venezuela führt indes eine eigene Kryptowährung namens Petro ein, um der Situation Herr zu werden.
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