Bereits seit 2012 steht in allen neuen Verträgen von Kabel Deutschland, das mittlerweile zu Vodafone gehören, eine Klausel zur Drosselung der Download-Geschwindigkeit, sobald bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Im Jahr 2014 änderte Kabel Deutschland zudem auch Altverträge um, so dass auch hier ein Absatz direkt auf die Drosselmöglichkeit des Providers hinweist:
"Lädt ein Kunde an einem Kalendertag ein Gesamtdatenvolumen von mehr als 10 GB herunter, ist Kabel Deutschland berechtigt, die ihm zur Verfügung stehende Übertragungsgeschwindigkeit ausschließlich für Filesharing-Anwendungen bis zum Ablauf desselben Tages auf 100 Kbit/s zu begrenzen. Alle anderen Anwendungen (Internetsurfen, Social Networks, E-Mails, Video-Streaming, Video-on-Demand, Chat etc.) sind davon zu keiner Zeit betroffen und bleiben unverändert nutzbar."
In den letzten Jahren hat Vodafone tatsächlich auch schon gedrosselt, allerdings meist erst ab 60 Gigabyte täglichem Datenvolumens und auch nicht bei jedem Nutzer. Erst in den letzten Tagen sorgt Vodafone für Aufsehen mit der Ankündigung, die vertraglich vereinbarte Drosselung konsequent und ab 10 Gigabyte am Tag durchzusetzen.
Daraufhin gab es unter Kabel-Kunden nicht nur eine große Unsicherheit bezüglich der Drosselungen, sondern auch erhitzte Gemüter und heftigen Widerstand in Foren gegen diese Einschränkungen. Letztlich war der Unmut der Kunden so groß, dass Vodafone kurzerhand alle entsprechenden Pläne beendet hat und die bisherigen Bemühungen als Feldversuch bezeichnet.
Wie ein nicht näher genannter Sprecher von Vodafone gegenüber Spiegel Online betonte, habe es sich um ein Pilotprojekt gehandelt. Bei einem Erfolg wäre die Volumendrosselung im Kabelinternetbereich ausgeweitet worden. Die bisherigen Ergebnisse dieses »Tests« sorgen nun aber dafür, dass Vodafone die Drosselungs-Maßnahmen nicht weiterführen wird - das gilt laut Firmensprecher sowohl für die Drosselung ab einem Verbrauch von 10 Gigabyte am Tag als auch für die Regelung mit 60 Gigabyte am Tag.
Drosselung nur für Filesharing?
Die Pläne Vodafones lauteten, nach dem Erreichen eines täglichen Downloadvolumens von 10 Gigabyte ausschließlich die Nutzung von Filesharing-Diensten massiv einzuschränken. Dabei war es egal, mit welchen Inhalten diese 10 Gigabyte am Tag erreicht wurden, ab der 10-GBYte-Grenze sollten gewisse Dienste nur noch mit 100 Kilobit pro Sekunde angesprochen werden können (100 KBit/s sind etwa 12 KByte pro Sekunde).
Ein Grund für die Proteste gegen die Durchsetzung der Drosselung war allerdings die schwammige Umschreibung, was denn überhaupt ein Filesharing-Dienst sei. Eindeutig benannt wurden One-Click-Hoster (OCH) wie Uploaded.to oder Mega. Das erschwert zwar auch die Nutzung einiger darauf basierender Cloud-Dienste, ist aber von vielen Nutzern nachvollziehbar gewesen.
Kniffliger sieht es bei der Drosselung von Peer-to-Peer-Verbindungen (P2P) aus. Solche P2P-Verbindungen nutzen zwar auch für Filesharing eingesetzte Netzwerke wie Bittorrent, es finden sich jedoch auch unzählige eindeutig legale Anwendungsbereiche. Neben der Verteilung von Open-Source-Software wie etwa Linux-Distributionen via Torrent setzen beispielsweise auch einige Spieleclients auf P2P-Übertragungen, um Spieldateien oder Updates zum Nutzer zu transportieren.
Spiele im Schneckentempo?
Vor allem die fehlende Transparenz, welche P2P-Dienste nun gedrosselt werden sollten, führte zu großer Unsicherheit bei vielen Kabel-Nutzern. Gilt die Grenze nur für Bittorrent oder auch für den Launcher von Star Citizen? Und werden mittlerweile nicht auch Windows-10-Updates per P2P-Protokoll verteilt? Tatsächlich setzen vor allem Free-to-Play-Spiele und Indie-Titel auf das Torrent-Protokoll, lassen sich so doch Serverkosten sparen. Zwar bieten viele Spiele-Clients normalerweise auch eine alternative Downloadmöglichkeit ohne P2P-Netzwerke, eines der zahllosen per P2P verteilten Updates für Star Citizen hätte einen gedrosselten Kabelnutzer allerdings wohl einige Tage lang beschäftigt.
Große Distributionsdienste wie Steam, Origin oder Uplay wären von der Drosselung jedoch nicht betroffen gewesen. Gleiches gilt für Videostreaming via Netflix, Amazon oder Watchever. Gerade Streaming wurde von Vodafone Kabel immer wieder als Beispiel für ungedrosselte Inhalte erwähnt.
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