Der neue Survival-Horror?

The Evil Within ist das neue Werk des Resident-Evil Machers Shinji Mikami. Das Spiel wird häufig als Survival-Horror gelistet, doch inwiefern ist das...

von SniperMajor am: 13.07.2015

The Evil Within ist das neue Werk des Resident-Evil Machers Shinji Mikami. Das Spiel wird häufig als Survival-Horror gelistet, doch inwiefern ist das wirklich der Fall? Hat Mr. Mikami ein Spiel erschaffen, dass so gut wie Resident Evil 4 ist, oder verfällt auch der Meister des Horror dem neuen Shooter-Trend? In diesem Review soll gezeigt werden, was das (Haupt)Spiel um den Protagonisten Sebastian Castellanos so alles zu bieten hat.

 Die Spielwelt

Das Geschehen spielt sich in der fiktiven Stadt Krimson City ab, die mich sofort an Chicago erinnerte. Und doch spielt es irgendwie nicht dort – da ich nicht Spoilern will, verrate ich nicht mehr. Trotz der starken Linearität des Level-Design fühlt man sich an einigen Orten, gerade in der zweiten Hälfte des Spiels doch wie in einer wahren Stadt.

Doch wie fast alle (Survival-)Horror-Spiele fährt auch The Evil Within mit den Standardorten dieser Spiele auf: So kämpfen wir uns an einer Stelle durch eine verlassene Kirche, dann erkunden wir ein altes Herrenhaus (das wirklich sehr stark an Resident Evil erinnert – warum wohl?), machen einen großen Abstecher in eine apokalyptische Großstadt und geraten mehr als einmal in eine Nervenheilanstalt. Die Beacon Nervenklinik ist quasi Dreh- und Angelpunkt des Spiels. Nicht nur liegen alle Speicher-Räume in dieser Heilanstalt, sondern wir verbringen gefühlte 20% des Spiels in dieser und die ganze zweite Hälfte des Spiels damit, zu ihr zu kommen. Das heißt es geht in guter alter Resident-Evil 4 Manier darum sich durch die Kapitel zu kämpfen, um an das eine große Ziel zu gelangen.

 

Story

Auch wenn das Spiel in seinen Leveln sehr linear ist, ist die Story alles andere als das. Während man zu Anfangs noch als normaler Cop vor Feierabend einem Notruf nachgeht, verwandelt sich die Situation schnell zu einem Albtraum. Wirklich sehr nett anzumerken ist, dass man nicht direkt im ersten Kapitel gesagt bekommt, dass bzw. wie man Ruvik – der Name des Antagonisten – aufhalten soll, sondern sich das erst im Verlauf der Handlung herausstellt. Auch lernt man sehr viel über Ruvik und Sebastian, wenn man nur schön aufpasst. Dies geschieht meist durch Skriptsequenzen oder durch nicht verpassbare Tagebücher (zumindest, wenn man auf Speichern wert legt), was manchmal etwas aufgezwungen wird. Über Sebastians Partner Joseph und Kidman, sowie die Freunde und Verwandten von Ruvik erfährt man zwar auch einiges, allerdings meist durch verstecktere Hinweise und Collectibles, welche man oft genug leicht verpassen kann. Das wäre zumindest für die nicht-primären Infos über Pro- und Antagonist auch sehr wünschenswert.

Um nochmals auf die Story im allgemeinen zurück zu kommen ist sehr positiv anzumerken, dass es einige Twists gibt. Zwar sieht man alle (bis auf einen) schon von weiter weg kommen, doch in meinen Augen macht das Spiel einen guten Job Leute, die zu viel über die Story nachdenken, aufs Glatteis mit ihren Vermutungen zu führen. In kurzen Worten: Knackig, kurz und gut – so kann man die Story wohl am besten beschreiben. Und das Ende lässt auch einiges an Interpretierbarkeit offen – was nicht nur als »Nachfolger-Druck« empfunden wird.

 

Die Charaktere

Es gibt neben Sebastian und Ruvik, noch einige weitere Charaktere im Spiel, doch bei einigen bekommt man das Gefühl, als ob sich die Entwickler selber keine genauen Gedanken gemacht hätte, was mit den Personen in ihrem Spiel passieren soll. Ein gutes Beispiel dafür ist Sebastians jahrelanger Partner Joseph. Obwohl wir mit ihm einige Kapitel des Spiels mit ihm zusammen kämpfen wissen wir praktisch nichts über ihn, außer dass er seit einigen Jahren Sebastians Partner ist und einige Zeit in Kidman verkallt war – Ende. Dafür sind die Charaktere, die ausgearbeitet wurden wirklich schön detailiert und menschlich gestaltet. Ruvik ist nicht bloß verrückt und/oder böse, es liegen seiner Sache deutlich tiefgründigere Elemente zu Grunde. 

 

Das Kampfsystem

Um das Kampfsystem von The Evil Within zu verstehen seien zuerst einmal ein paar Dinge gesagt: Man bekommt (wie in Resident Evil) seine Waffen erst nach und nach, was dem Spiel sicher einen guten Wiederspielwert verleiht, da man sich nach dem Ende erst wieder gewöhnen muss, ohne die ganzen Kinkerlitzchen auszukommen. Die Mechanik der Schusswaffen, die quasi Sebastians gesamtes Arsenal ausmachen, ist recht solide, doch für die Häufigkeit des Einsatzes von Schusswaffen, zu der wohl 90 % der Spieler neigen ist sich doch etwas zu ungewohnt, aber keineswegs schlecht.

Neben den Waffen gibt es auch Stealth-Elemente, die gerade zu Anfang und in zwei der späteren Kapiteln stark zum Ausdruck kommen. Da Munition jedoch außerhalb dieser Kapitel nicht sehr selten ist, gerät sie für den Großteil des Spiels doch in Vergessenheit. Da ich den höchsten Schwierigkeitsgrad noch nicht gespielt habe, kann ich leider nicht sagen wie zwingend Stealth dort notwendig ist, aber auf den 3 Schwierigkeitsgraden darunter findet sich meist genug Munition, wenn man nicht zu verschwenderisch damit umgeht.

Das an manchen Stellen eingesetzte Coop-Kampfsystem mit den KI-Partnern funktioniert auch recht gut, vor allem ein nettes Entgegenkommen vom Spiel ist, dass man seinen Partner nicht mit eigenen Heilitems versorgen muss.

Der größte negative Punkt am Kampfsystem ist aber wohl das oft recht schlecht funktionierende Streichholz-System. In The Evil Within kann man einen Gegner nämlich auf 3 Weisen töten: Kopf ab, genug Kugeln in den Körper oder (was oft sinnvoll ist) ein paar Mal ins Bein schießen und dann, wenn er am Boden liegt einfach anzünden. Die Idee ist gut und auch, dass man mehrere Gegner, wenn sie nur nah genug stehen auf einmal auslöschen kann, aber oft funktioniert es in der Praxis doch nicht so gut. Manchmal verbraucht das Benutzen zwar ein Streichholz, aber niemand brennt oder der Gegner liegt da und schlägt aus 5 Metern während er brennt – was so sicher nicht vorgesehen ist. Aber für gute Intentionen gibt es zumindest einen Pluspunkt. 

Natürlich gibt es auch in diesem Spiel Bosskämpfe, die eigentlich alle relativ verschieden sind. Jedoch gibt es viele tierartige Monster, was jedoch nur ein kleiner Kritikpunkt ist.

 

Schlusswort

Alles in allem ist das Spiel ein storyreiches Survival-Horror Spiel, das sich nur leider oft zu viel auf Geballer verlässt. Das liegt aber sicher auch an den Spielern, denn in einer kleinen Testphase habe ich herausgefunden, dass sich doch mehr Stellen als gedacht auch erschleichen lassen. Gerade das letzte Drittel des Spiels macht dann auch so süchtig auf mehr, dass man sich in den letzten 3-4 Kapiteln nicht wirklich gut losreißen kann. Noch ein kleiner Tipp: Trotz guter PC-Steuerung ist ein Controller doch recht nett zu haben.

Ich würde das Spiel auf jeden Fall wieder kaufen, vor allem wenn es Steam mal wieder zum halben Preis anbietet. Vor allem die 16-20 Stunden Spielzeit locker das Dreifache wenn man alle Achievements möchte, und das und das NG+ machen es zu einem echten Hit für Fans von gelungenen Shooter-Horror-Mixes.


Wertung
Pro und Kontra
  • Abwechslungsreiche Umgebungen
  • Interessante Story
  • Viele Bereiche laut oder leise zu bewältigen
  • Einige gut durchdachte Charaktere
  • Abwechslungsreiche Bosskämpfe
  • Shooter-Mechanik oft zu ungenau
  • Für Survival-Horror zu selten Munitionsmangel
  • Streichhölzer oft unzuverlässig

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(2)
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