Der Screenshot-Simulator

Kleine Mystery-Horror Adventures sind im Moment voll im Trend. Ob »Slender«, »Outlast«, »Among the Sleep« oder...

von Geron1985 am: 20.10.2014

Kleine Mystery-Horror Adventures sind im Moment voll im Trend. Ob »Slender«, »Outlast«, »Among the Sleep« oder »Daylight«, sie alle verbinden vor allem 2 Merkmale: Sie sind kurz und sie sind erfolgreich.

»The Vanishing of Ethan Carter« ist da keine Ausnahme und dennoch hebt es sich wohltuend von der Masse ab. Statt auf simple Jumpscares und ewig dunkle Grafik zu setzen, geht Ethan Carter den subtileren Weg, ist eher ein Mystery-Adventure, als ein Horror-Adventure. Zudem bietet es etwas, was allen vergleichbaren Spielen fehlt: Eine herausragende Grafik.

 

Gameplay:

Das Gameplay fällt simpel, aber effektiv und abwechslungsreich aus. Der Spieler wird immer wieder vor neue Aufgeben gestellt, in denen er einen Schauplatz untersuchen und Tathergänge rekonstruieren muss. Aus der Ego-Perspektive begibt er sich auf Spurensuche, findet Beweisstücke und setzt die Geschichten, die sich an den verschiedenen Orten ereignet haben, Stück für Stück wieder zusammen.

Die Aufgabenstellung variiert ständig. Mal geht es darum, den Tathergang eines Mordes zu rekonstruieren, mal geht es darum in einer alten, verlassenen Gruft die richtige Kombination für ein Portal herauszubekommen und mal geht es darum, in einer wilden Verfolgungshatz durch den Wald verdächtigen Personen auf den Fersen zu bleiben.

Auch kleinere Rätsel gilt es zu lösen, zum Beispiel die richtige Anordnung von Räumen in einem geheimnis- und unheilvollem »Geisterhaus« festzulegen.

Durch diese ständige Abwechslung wird das Spiel nie langweilig und vermeidet die häufig gemachten Fehler der Konkurrenz.

Leider verbringt man dabei aber einen guten Teil der Spielzeit auch bloß mit reinem Absuchen der Umgebung, ohne Hinweis darauf, wo eigentlich die nächste Aufgabe wartet.

8/10

 

Story:

Die kurze Kriminalgeschichte von »The Vanishing of Ethan Carter« birgt einiges an Spannung. Das Geheimnis um das Verschwinden des Jungen fesselt von der ersten Minute an. Was ist bloß geschehen? Und was hat der mysteriöse »Schläfer« mit der Sache zu tun?

Nach und nach kommt man der Sache näher, mit jedem gelösten Rätsel fügt sich das Gesamtbild ein Stück näher zusammen. Hierbei folgt man nicht bloß stur dem Hauptplot, sondern erfährt zwischendurch auch immer wieder ein bisschen was über Ethans Leben, was diesem Charakter sehr gut tut, da es ihn lebendiger macht. So wird der Wunsch des Spielers, den Jungen zu finden und zu retten deutlich verstärkt und das Spiel gewinnt an Emotion. Auch die übrigen Charaktere, Ethans Familie wird ein wenig beleuchtet. Die Figuren agieren glaubwürdig und werden ebenso lebendig wie Ethan.

Die Auflösung am Ende ist etwas ungewöhnlich, und auch ein bisschen ärgerlich, da die Handlung in gewisser Weise kurz vor dem Ziel abgeschnitten wird. Es ist nicht möglich, dies genauer zu erläutern, ohne dabei enorm zu spoilern, darum muss ich es an dieser Stelle einfach mal so stehen lassen, ohne genaue Begründung. Es trübt aber so ein wenig die ansonsten sehr schöne, kleine Geschichte.

8,5/10

 

Atmosphäre:

Grafisch ist »The Vanishing of Ethan Carter« über jeden Zweifel erhaben. Dank der Photogrammetrie ist die Optik schlichtweg atemberaubend und stellt selbst große AAA-Titel in den Schatten. Und somit hat sich dieses Spiel innerhalb der Communities von GOG und Steam inzwischen auch den Spitznamen »Screenshot-Simulator« erworben. Dass es trotzdem auch auf Mittelklasse-PCs noch auf hohen Grafikeinstellungen flüssig läuft, verdankt das Spiel hauptsächlich den wenigen »Special-Effects«. Als Adventure, in dem es nunmal überwiegend ruhig zugeht, nicht geballert wird, nichts explodiert und dergleichen, kommt es mit wenigen dynamischen Effekten aus, die in anderen Spielen den Hardwarehunger nach oben treiben. Dies soll aber keine Schmälerung der Leistung sein, die der Entwickler The Astronauts hier vollbracht hat. Gerade für ein kleines Indie-Unternehmen ist diese Optik, bei gleichzeitig geringen Hardwareanforderungen aller Ehren wert.

Auch die Soundkulisse weiß zu überzeugen und trifft in jeder Situation den richtigen Ton. Die Sprecher sind hervorragend ausgesucht und machen einen erstklassigen Job. Besonders die Rolle des Paul Prospero – der Spielerfigur – kann vollends überzeugen.

Die Welt, durch die uns das Spiel führt, wirkt glaubwürdig, nicht nur wegen der starken Optik, sondern auch in ihrem ganzen Aufbau.

Wie schon im Vorwort erwähnt setzt »The Vanishing of Ethan Carter« nicht auf simple Jumpscares, wie die Horror-Konkurrenz. Dafür wird der Horror viel unterschwelliger eingebracht, die bedrohliche Grundstimmung spielt in gewisser Weise mit dem Spieler und weckt Erwartungen an ein bevorstehendes Unheil.

Somit ist die Atmosphäre ganz klar die große Trumpfkarte des Spiels.

10/10

 

Balance:

Der Schwierigkeitsgrad ist von The Astronauts sehr niedrig angesetzt und die größte Herausforderung besteht im bloßen Absuchen der Umgebung. Etwas kniffligere Rätsel wären da schon wünschenswert gewesen. Auf der anderen Seite bleibt genau dadurch die Spielzeit so gering, dass »The Vanishing of Ethan Carter« ein genau abendfüllendes Spielvergnügen ist. Wer sich früh genug an den PC setzt, kann das Spiel gut an einem einzelnen, verregneten Abend durchspielen. Bei kurzen Spielen wie diesem hier ist es einfach ärgerlich, wenn man am Abend abspeichert und ausmacht und am nächsten Abend weiterspielt, nur um dann am zweiten Abend nach einer halben Stunden durch zu sein. Sowas stört die Atmosphäre und das wiederum rechtfertigt dann auch wieder den geringen Schwierigkeitsgrad.

»Ethan Carter« schafft es gerade so, an einem Abend durchspielbar zu sein, was mir persönlich lieber ist, als ein Spiel mit ca. 5 Stunden Spielzeit, wo ich nach 4 Stunden aufhöre und am nächsten Tag bloß noch eine Stunde bis zum Ende brauche.

Leider verbringt man tatsächlich viel Zeit damit, einfach nur die Gegend abzusuchen, ohne irgendwelche Hinweise darauf zu haben, wo man nun eigentlich suchen muss, um zur nächsten Aufgabe zu gelangen.

8/10

 

Umfang:

Auch wenn sich die sehr kurze Spielzeit von etwa 4 Stunden positiv auf die Atmosphäre und Balance auswirkt (siehe Punkt »Balance«), so ist sie eben doch auch ein großer Kritikpunkt. Mit einem regulären Preis von 18,99€ bei GOG und Steam sind 3-4 Stunden Spielzeit einfach zu wenig. Wie schon erwähnt ist es besser als eine etwa 5 stündige Spielzeit, aber rund 8 Stunden dürfte man zu diesem Preis dann schon erwarten, zumal von den 3-4 Stunden wenigstens eine Stunde nur für das Durchstreifen und Absuchen des Waldes und des Dorfes drauf geht.

Hinzu kommt, dass es keine deutsche Sprachausgabe gibt und auch sonst keine Zusatzinhalte oder Bonusmaterial.

4/10

 

Fazit:

38,5/50 Punkten -> 77%  


Wertung
Pro und Kontra
  • Herausragende Grafik
  • Spannende Geschichte
  • Stimmungsvolle Atmosphäre
  • Abwechslungsreiche Aufgaben
  • Zu kurz
  • Keine deutsche Synchronisation
  • Häufiges Absuchen der Umgebung

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Weniger als 5 Stunden



Kommentare(2)
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