Der Teufel muss sich warm anziehen!

Im Sommer 2006 kam das Action-Rollenspiel „Titan Quest“ in Deutschland raus mit keinem geringeren Anspruch als den etablierten Platzhirsch „Diablo 2“ vom Thron...

von - Gast - am: 02.01.2009

Im Sommer 2006 kam das Action-Rollenspiel „Titan Quest“ in Deutschland raus mit keinem geringeren Anspruch als den etablierten Platzhirsch „Diablo 2“ vom Thron der Action-Rollenspiele zu stoßen. Dies sollte erreicht werden durch Perfektionierung der alten Tugenden und eine moderne Grafik. Tatsächlich ist „Titan Quest“ ein gelungenes Spiel geworden.

Die spinnen, die Griechen

Vorneweg müssen Sie ihren Charakter erstellen. Entweder als Mann oder Frau dürfen Sie sich durch die Welt von „Titan Quest“ schnetzeln, außerdem können sie zu Anfang die Farbe Ihrer Tunika verändern. Dann beginnt das Spiel richtig.
Sie werden direkt zu Anfang von einer Person angesprochen an einem Fluss in der Nähe des griechischen Dorfes Helos angesprochen. Hilfetexte erleichtern Ihnen dabei den Einstieg. Außerdem ungewöhnlich: „Titan Quest“ hebt sich vom Fantasy-Einerlei anderer Action-RPGs ab, indem es das Spielprinzip in die griechische Mythologie versetzt.
Sie finden heraus, dass das Dorf Helos von Monstern angegriffen wird und Ihre Aufgabe ist es, das Dorf vor Angriffen zu schützen. Jedoch ist Helos nicht die einzige Stadt mit Problemen, auch in anderen Gebieten Griechenlands werden Städte von Kreaturen angegriffen. Außerdem reisen Sie weiter bis nach Ägypten und Asien um dort die Monster aufzuhalten. Dabei bleibt die Geschichte über die Titanen, die die griechischen Götter bedrohen, und die Telkinen schwach präsentiert. Es gibt nur eine Anfangssequenz, ansonsten wird Ihnen die Story in von professionellen Sprechern vorgelesenen Texten präsentiert, auch Quests erhalten Sie nach diesem Muster. Unter der mäßigen Präsentation leidet vor allem das Ende, was deshalb unspektakulär und unbefriedigend wirkt.

Kloppen, kloppen, kloppen

Die Handlung ist aber nicht die Hauptsache in Action-Rollenspielen, sondern die Kämpfe und die Suchtspirale. Hier punktet „Titan Quest“: In den Kämpfen müssen Sie Ihre Spezialfähigkeiten effektiv einsetzen, ansonsten haben Sie gegen die Gegner kaum eine Chance, vor allem später im Spiel, wo der Schwierigkeitsgrad stark ansteigt. Dabei können sie diablotypisch verschiedene Klassen einnehmen: als Sturm-, Erd-, Geist- oder Naturmagier, als angriffs- oder verteidigungsstarker Nahkämpfer, als Bogenschütze oder als Schurke. Der Clou an der Sache ist, dass Sie ab Level 8 zwei Klassen koppeln können, der Nahkämpfer kann sich also noch magische Kräfte verleihen, der Sturmmagier beschwört Erdwesen usw.
Durch die Kämpfe erhalten Sie Erfahrungspunkte und mit genügend Erfahrung steigen Sie ein Level auf. Typisch „Diablo“! Bei einem Levelaufstieg steigern Sie Ihre Attribute (Stärke, Geschicklichkeit, Intelligenz) und Ihre Fertigkeiten (z.B. den Feuerball des Erdmagiers) in dem Talentbaum Ihres Charakters. Also wie in „Diablo“.
Gesteuert wird aus einer isometrischen Ansicht. Dadurch behalten Sie in den Kämpfen oft den Überblick. Nur sehr selten bleibt Ihr Held an Kanten hängen, die Bedienung geht also in Ordnung.

Verkaufen!

Auch aus „Diablo“ übernommen: Gegner lassen Gegenstände wie Rüstungen, Heiltränke und Gold fallen. Außerdem lassen sich diese Gegenstände in Truhen finden. „Titan Quest“ legt die Latte aber sehr hoch, denn jeder bewaffnete Gegner lässt seine Waffe beim Ableben fallen, die Sie dann aufheben können. Außerdem können kleine Tiere keine großen Lanzen fallen lassen. Andererseits bedeutet das, dass Sie jede Menge Gegenstände aufheben können. Auch hinter Zwischengegnern gibt es immer reichlich gefüllte Truhen zum Ausräumen, in denen sich meistens Rüstungen und Waffen mit besonders starken Werten befinden.
Das führt jedoch zu einem Problem. Das Inventar ist zum einen für die Menge an Gegenständen viel zu klein (Tipp: die grauen oder weißen Gegenstände liegen lassen und nur die gelben, grünen oder blauen, sowie Heil- und Manatränke aufnehmen) und es fehlt ein Button um das Inventar automatisch zu sortieren. Ärgerlich und nervig.
Trotzdem motiviert das Prinzip: Monster kloppen, Gegenstände finden, Fertigkeiten verbessern, noch mehr Monster kloppen, usw. Das hat auch in „Diablo“ funktioniert.

Einmal durch, und dann?

Der größte Unterschied im Vergleich zu „Diablo 2“ ist aber, dass die Welt von Hand gebaut ist. Dies hat mehrere Folgen: erstens wirkt die gesamte Welt echter und realistischer. Man erkennt einzelne Schauplätze wie die Große Mauer in China oder die Pyramiden von Gizeh. Dadurch wird die Motivation beim ersten Durchspielen gefördert. Andererseits ist der Wiederspielwert geringer, weil man alle Schauplätze kennt. Durch die verschiedenen Charakterklassenkombinationen und freischaltbare Schwierigkeitsgrade wird es trotzdem nicht schnell langweilig. Der Multiyplayerteil, in dem Sie sich zusammen mit Freunden via Internet oder LAN ins Getümmel stürzen können, rundet das Paket ab.

Grafik und Sound

„Titan Quest“ sieht gut aus, was vor allem an den hoch aufgelösten Texturen liegt. Damit ist es eines der bisher schönsten erschienenen Action-RPGs. Außerdem gibt es Raucheffekte bei Feuer, die sehr gut aussehen. Insgesamt wirkt die Welt auch sehr stimmungsvoll gebaut. Andererseits bricht an manchen Stellen die Performance ein, wenn Ihr Rechner schon etwas älter ist. Außerdem gibt es sehr, sehr selten Grafikbugs, z.B. dass ein Arm oder Bein eines toten Gegners extrem lang wird.
Der Sound ist ebenfalls gut gelungen. Außer den guten Sprechern gibt es dezente, passende Musik im Hintergrund. Von der technischen Seite ist „Titan Quest“ deshalb nicht überragend, aber sehr gut.

Fazit

„Titan Quest“ ist bis auf kleiner Macken ein herausragendes Action-Rollenspiel geworden, das nicht enttäuscht. Wer seit „Diablo 2“ keine Action-Rollenspiele mehr sehen konnte, der sollte mal wieder hinschauen, ansonsten verpasst er eines der besten Rollenspiele aus dem Jahr 2006.


Wertung
Pro und Kontra
  • Grafik: detaillierte Welt, scharfe Texturen, Raucheffekte
  • Sound: stimmige Musik, gute Sprecher, Kampfgeräusche
  • Balance: leichter Einstieg, Hilfetexte
  • Atmosphäre: perfekte Suchtspirale
  • Bedienung: Hack&Slay-Standard, einfache Menüs
  • Umfang: große Spielwelt, Multiplayer
  • Quests: erzählen kleinere Geschichten, Belohnungen
  • Charaktere: acht Charakterklassen, koppelbar
  • Kampfsystem: gute Abstimmung der Fertigkeiten
  • Items: unendlich viele Gegenstände, Set-Items
  • Grafik: sehr seltene Bugs, seltene Leistungseinbrüche
  • Sound: erst mit Patch deutsche Sprecher
  • Balance: gegen Ende sehr schwierig
  • Atmosphäre: leblose Städte
  • Bedienung: Komfortfunktionen
  • Umfang: nach erstem Durchspielen alles gesehen
  • Quests: schwache Präsentation, Standardquests
  • Charaktere: wenig Individualisierungsmöglichkeiten
  • Kampfsystem: teilweise Klickorgien
  • Items: -

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(4)
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