Dieser Krieg wird nur einmal geführt

Krieg ist ein sehr sensibles Thema, welches man in heutiger Zeit mit sorgfältig gewählten Worten beschreiben sollte. Zu einem Krieg gehören nicht...

von Korzark am: 01.12.2014

Krieg ist ein sehr sensibles Thema, welches man in heutiger Zeit mit sorgfältig gewählten Worten beschreiben sollte. Zu einem Krieg gehören nicht nur zwei oder mehrere Interessensgruppen, sondern besteht aus einer viel tiefgründiger Materie. In Computerspielen verschlägt es den Spieler oft auf die Seite einer Gruppe. Doch in „This War of Mine“ verschlägt es den Spieler zu einem ganz anderen Schauplatz des Krieges, zu den Zivilisten.

In „This War of Mine“ steuert der Spieler eine Gruppe Überlebender in einer Stadt, in der gerade ein heftiger Bürgerkrieg herrscht. Niemand kann diesem Alptraum entfliehen, so beschließen die verzweifelten Bürger in ein großes Haus zu ziehen und sich dort zu verschanzen, bis sich die Lage beruhigt. Leider ist es nicht immer so einfach. Stopp. Es ist nie einfach. Der Spieler wird jeden Tag mit Problemen, wie Hunger, Krankheiten oder Überfälle durch Banditen, konfrontiert. Eigentlich wird dem Spieler immer das Gefühl gegeben, dass jede einzelne Entscheidung die letzte sein könnte.

Gameplay

Zum Spielbeginn erhält der Spieler 3-4 verschiedene Personen zur Verfügung, die er frei bewegen kann (Durch ein Update darf man nun das Anfangsszenario und damit die Personen, mit denen man startet, auswählen. Einen zufälligen Start darf man trotzdem haben). Diese agieren manchmal auch selbstständig, z.B. legt sich jemand ins Bett, wenn er tierisch erschöpft ist. Die Personen sind nicht zufallsgeneriert, d.h. jede Person ist in Bezug auf Aussehen, Fähigkeit und Attribute festgelegt. Damit kann man sich als Spieler den Figuren näher fühlen und vergisst den einen oder die andere nicht so schnell. Die angesprochenen Fähigkeiten sind ausschlaggebend. Der eine kann z.B. beim Sammeln mehr Sachen tragen, der andere kocht effizienter. Was sich belanglos anhört, kann aber überlebenswichtig sein. Das erwähnte Sammeln ist die eine Hälfte des Spiels, während das Organisieren des eigenen Heims die andere ist. Jeder Tag endet damit, dass der Spieler einer seiner Überlebenden zum Looten schickt. Dabei hat er am Anfang nur wenige Orte, die er aufsuchen kann, jedoch steigt die Anzahl der besuchbaren Locations im Laufe des Spiels. Nachdem der Spieler den „Scavenger“ und die Location ausgewählt hat, kann er bestimmen, welche Items die-/derjenige mitnehmen soll. So ist z.B. zu beachten, ob man mit anderen Leuten handeln will oder ausrauben möchte, Trümmerhaufen wegschaffen oder Türen knacken in der Planung hat. Die Auswahl der Gegenstände ist überschaubar, wobei vieles verallgemeinert wurde. „Components“ ist z.B. ein Item, welches Schrauben, Klebeband und Sachen zum Verbauen vereint. An sich könnte die Itemfülle größer sein, da dadurch ein bedachteres Sammeln möglich geworden wäre. Denn jeder Scavenger hat eine begrenzte Tragmenge. Der Spieler muss sich also gut überlegen, ob er jetzt eher die Konservendosen mitnehmen soll, damit keiner zu Hause hungern muss, oder die Bandagen, sodass die verletzte Mitstreiterin nicht weiter blutet. Natürlich kann er andere Dinge da lassen und zu einem späteren Zeitpunkt wiederkommen, dennoch ist es besser, wenn sich der Spieler Prioritäten setzt und vorausschauend denkt. Neben dem Looten in Orten kann man auch andere Überlebende antreffen. Manche sind freundlich, andere nicht. So „einfach“ ist das in der Welt von „This War of Mine“. Dabei lässt das Spiel dem Spieler alle Möglichkeiten bei einem Zusammentreffen. Da „This War of Mine“ hier tolle Situationen dramatisch darstellt, aber leider viel zu wenige davon eingebaut hat, möchte ich hier nur ein kleines Beispiel nennen:

SPOILER

Der Spieler trifft auf eine Gruppe von Überlebenden, welche es sich in einem Haus gemütlich gemacht haben. Sie sind einem Handel mit Items nicht abgeneigt und bieten uns allerlei Gegenstände. Dennoch können wir uns für die gefährlichere und bösartigere Möglichkeiten entscheiden und sie ausrauben.

VERDAMMT! Wir wurden dabei erwischt. Der Mann rennt aus uns zu und will mit einer Pistole drohen. „Verschwinde!“ schreit er. Möglichkeit A: Wir gehen und probieren es am nächsten Tag. Möglichkeit B: Scheiß drauf! Wir benötigen Essen! Also rennen wir mit gezückten Messer auf den Herren zu. AAAAAAAAAH! Wir bekommen einen Schuss ab, aber wir rappeln uns wieder auf und können den Hünen verletzen. Er torkelt paar Schritte nach hinten, noch ein Stich und noch einer…noch einer und noch einer. Der Mann liegt tot am Boden. Wir bleiben eine Sekunde starr stehen und hören noch die Schritte der Begleiter des Mannes. Das letzte was unsere Figur sieht, ist die Pistolenkugel, die auf ihn zufliegt. (An sich kann es besser laufen, du musst dich nur gut genug anstellen)

SPOILDER ENDE

Die Figur sollte vor einer bestimmten Uhrzeit zurückgehen, da es sonst zu hell wird und es länger dauert, bis dieser heimkommt.  Angekommen, kann der Spieler alle anderen Figuren steuern und ihnen Befehle geben und sich um diese kümmern. Im Haus kann man Möbel bauen, Fallen stellen, einen Garten einrichten und vieles mehr. Die beim Looten gesammelten Materialien kommen hier zum Einsatz und schwinden merklich schnell. Neben Materialien gibt es noch Nahrung, Werkzeuge, Medizin und Bandagen, Waffen und Alkohol (JAAAA). Alles wird benötigt, um ein sicheres Leben und Überleben zu gestalten. Es gibt sogar ein Radio, das das Wetter ankündigt und den Kampf zwischen Rebellen und Armee kommentiert. Das Wetter und der Krieg haben Auswirkungen auf besuchbare Locations und Überfälle auf die Basis. Auch berichtet das Radio darüber, ob eine Itemklasse heiß begehrt ist oder leicht zu haben ist. Neben einem Händler, der sporadisch auftaucht, besuchen den Spieler allerlei Gestalten. Z.B. können Rebellen an der Tür klopfen und fragen, ob die Nachbarn an einem Raufüberfall Schuld waren. Sollten wir bejahen, erhalten wir Ressourcen, wenn nicht, waren wir keine Kameradenschweine. Alle Entscheidungen haben Einfluss auf die Werte der Spielfiguren, welche sogar noch verschieden reagieren. Wie beim Looten gibt es ein Ende des Tages, wo die Nacht anfängt und der Kreis sich schließt.

Grafik/Audio

Die Grafik ist atmosphärisch top gelungen und ist durch schöne, dunkle Farben untermalt. Obwohl alles in 3D gehalten ist, bewegen wir uns nur in 2D. Manchmal stören einzelne Clipping-Fehler und Animations-Fehler, die die Atmosphäre stören. Das gesamte Spiel wird durch hervorragende Sounds und Melodien begleitet, welche den Spieler in die Situation einleben lassen.

Kritik + Eigene Erfahrung:

Ich habe gelernt, meine Entscheidungen zu bereuen. Mal sind meine Spielfiguren gestorben, weil ich einfach zu riskant gehandelt habe, mal ist mein Scavenger gestorben, weil ich zu unvorsichtig war. Diese Figuren lernt man zu lieben, da alle eine individuelle Geschichte erzählen. Nachdem ich 5 Spiele verloren habe, lernte ich, dass jeder einzelne Schritt von enormer Wichtigkeit ist. Ob ich jetzt den eingegrabenen Leuten helfe oder zu Hause bleibe, ob ich mich um meine Kranken kümmere oder dem Krankenhaus etwas spende. All das hat mich nachdenken und mich manchmal schlecht fühlen lassen, weil ich Anderen Unrecht getan habe.

Die Kritikpunkte kann ich nur am Gameplay äußern. Zumal das Spiel irgendwann doch zu eintönig und einfach wird, da man alles gesehen (das geht innerhalb von 10 Stunden) und die Tricks und Kniffe gelernt hat (innerhalb 8 Stunden). Der Wiederspielwert liegt bei mir bei 0, nachdem ich das Spiel durchgespielt hatte.

Wichtige Sache

Am Spiel beteiligte sich „War Child“, welche ein Teil der Kosten fürs Spiel an Organisationen spendet, die sich speziell um Leute kümmert, die aus solchen Ländern kommen, wo das Szenario „This War of Mine“ tatsächlich passiert.

Fazit

Ein tolles Spielerlebnis, welches nach dem Rumprobieren doch langweilig wird. Das Szenario ist relativ neu und interessant, die Grafik ist toll und Musik/Sound sind sehr gut getroffen. Ebenfalls tut ihr der Welt etwas Gutes, solltet ihr das Spiel kaufen.

Warum nachträglich herunterstufen?

Ich habe "The War of Mine" beim ersten Durchgang der Pro- und Contrapunkte 86 Punkte gegeben. Die meisten Punkte gab es für die innovative Storyidee, als auch für das Gameplay. Im Nachhinein beurteile ich aber das Gameplay als zu durchschaubar. Zwar habe ich das schon als Minuspunkt angeführt, aber es stört gewaltig. Die Personen werden zu Spielobjekten des Gameplays und sind bald nichts weiter als Namen.

Hinter Spielen steckt immer die Mathematik. Funktionen und Formeln bestimmten das Spiel für den Spieler. Bei "This War of Mine" erkennt man Regeln der Spielmechanik viel zu schnell. Die verschiedenen Stufen des Hungers im Spiel sind zum Beispiel ausschlaggebend dafür, ob eine Spielfigur etwas vom Spieler zu essen bekommt. Wie entscheidet er? Dadurch ob "Very hungry" oder "hungry" dasteht. Für mich überflüssig. Man hätte hier den Schwierigkeitsgrad hochdrehen können, indem man Statuseffekte nicht wie Stempel behandelt. 

Durch den Patch sind einige Komfortpunkte hinzugekommen, wodurch einige neue Pluspunkte entstanden sind.

Insgesamt: 82

 

Liebe Grüße

Korzark

 


Wertung
Pro und Kontra
  • interessante Idee
  • abwechslungsreich
  • tolle Musik/Sounds
  • gute Atmosphäre
  • spricht den Spieler auf einer emotionalen Ebene an
  • wird irgendwann eintönig und einfach
  • Gameplay viel zu durchschaubar
  • verliert ihren Effekt, wenn man oft gestorben ist
  • Clipping- und Animationsfehler

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.