Door Kickers - Wenn das SEK zweimal klingelt...

Vorsichtig schiebt sich die kleine Spezialkamera unter der Tür durch und offenbart das, was ich befürchtet habe: die letzten Terroristen befinden sich...

von der.Otti am: 14.10.2015

Vorsichtig schiebt sich die kleine Spezialkamera unter der Tür durch und offenbart das, was ich befürchtet habe: die letzten Terroristen befinden sich in dem Raum, der nur einen Zugang besitzt, mitsamt ihrer Geisel. Jetzt muss es schnell gehen! Sorgsam gehen meine beiden Einsatzkräfte neben der Tür in Deckung. Der Befehl zum Zugriff fällt! Der erste tritt die Tür auf, der zweite schmeisst eine Blendgranate, beide stürmen den Raum und erschiessen die überraschten Verbrecher. Aber plötzlich kommt hinten aus dem toten Winkel noch ein weiterer Terrorist und eröffnet das Feuer. Bevor meine beiden SEK's reagieren können liegen sie auch schon am Boden und ich starte die Mission neu, nicht zum ersten mal.

 

Bekanntes Thema in neuem Gewand

Ja. "Door Kickers" ist beileibe kein leichtes Spiel, es kann sogar gerne mal etwas frustig sein. Trotzdem ist dem kleinen rumänischen Entwickler KillHouse Games mit ihrem Debütwerk eine kleine Spieleperle gelungen, die Taktikfans für Stunden vor den Monitor fesseln wird. Die Entwickler verleihen der altbekannten Räuber-und-Gendarme Thematik nämlich eine neue Perspektive, indem sie ebendiese einfach mal ändern.

Noch ahnen sie nichts...

Noch ahnen die Verbrecher nicht, was sie gleich erwartet...

Im Gegensatz zu "Rainbow Six" oder "SWAT" ist "Door Kickers" nämlich nicht im 3D-Shooter-Genre angesiedelt, sondern man findet sich in einem 2D-Taktik-Spiel wieder, bei dem man das Geschehen aus der Vogelperspektive beobachtet.

Mit der Tür ins Haus

Zu Beginn jedes Einsatzes gibt es ein kurzes Briefing, welches den Grundriss des Gebäudes, die ungefähre Anzahl an Bösewichten sowie eventueller Geiseln aufzeigt. Danach geht es auch schon in die Spielansicht. Mit der linken Maustaste lässt sich nun einfach von der angewählten Einheit aus ein Pfad ziehen, den diese dann gewissenhaft abläuft. Mit der rechten Maustaste wiederum kann unter anderem die Blickrichtung vorgegeben werden. Dies ist sehr wichtig, sehen wir doch nur die Gegner, wenn sie sich auch im Sichtbereich unserer Einheiten befinden.

Briefing

Die Missionsbriefings fallen sehr knapp aus.

An Schlüsselstellen wie z.B Türen kommen dann weitere Optionen hinzu, bei denen wir uns unseren Spielstil aussuchen können. Möchten wir das Schloss knacken, was zwar leise ist, aber auch länger dauert, oder sprengen wir die Tür mitsamt der dahinter stehenden Wache weg, riskieren aber, dass uns jeder Feind im Umkreis von einem Kilometer hört? Zum Glück lässt sich das Geschehen jederzeit per Leertaste pausieren, damit wir neue Befehle verteilen oder gegebene anpassen können, sodass keine Hektik aufkommt.

Während die ersten Missionen noch auf kleinen Karten stattfinden, auf denen wir nur zwei "Pointman" (leichte Panzerung und nur mit einer Pistole bewaffnet) platzieren können, ziehen Komplexität und Schwierigkeitsgrad bald an. So bestehen spätere Karten nicht selten aus mehreren Gebäuden und Stockwerken, zudem ziehen wir mit sechs oder noch mehr Einheiten los, die auch noch von mehreren Stellen starten können.

Late Mission

Die Missionsgebiete werden mit zunehmender Spielzeit immer weitläufiger.

 

Jedem das seine

Jede Einheit steigt dabei durch erfolgreich absolvierte Einsätze im Rang auf, wodurch sich ihre Werte im Umgang mit Waffen und Einsatzgeräten verbessern. Dies sorgt für eine starke Bindung an seine Leute, da ein Verlust schwer wiegt, möchte man in seinem nächsten Einsatz doch nicht auf lauter Anfänger setzen. So nimmt man eher einen Neustart einer Mission in Kauf und man lernt, vorsichtig vorzugehen.

Ebenfalls schaltet man neue Klassen und Ausrüstungsgegenstände frei, so gibt es neben dem erwähnten "Pointman" noch den "Breacher" (Schrotflinte), "Assaulter" (Sturmgewehr), "Stealth" (setzt auf schallgedämpfte Waffen) sowie den "Shield", der mit einem grossen Einsatzschild Deckung spendet. Schön: wir können Klassensets speichern, um sie im Bedarfsfall schnell einer Einheit zuweisen zu können. So müssen wir nicht jedem Charakter die Gegenstände immer neu anlegen, gibt es doch zig verschiedene Waffen und Ausrüstungsgegenstände, die alle unterschiedliche Werte und Eigenschaften haben.

Loot

Eine klitzekleine Auswahl der unterschiedlichen Waffen und Ausrüstungsgegenstände.

Hinzu kommen dann noch wie in einem Rollenspiel Fertigkeitenbäume, die hier "Doktrinen" genannt werden. Dort können wir in den Kategorien Hand- und Langfeuerwaffen sowie Schrotflinten Punkte investieren, durch die unsere Einheiten dann etwa schneller zielen oder die Genauigkeit erhöht wird.

Doktrinen

Die Doktrinen ermöglichen es uns noch weiter zu spezialisieren

 

Nur die Harten kommen in den Garten

Haben wir einige der Einzelszenarios durch und sind ein paar mal im Rang aufgestiegen, schalten wir dann die erste von mittlerweile sechs Kampagnen frei. Dahinter verbergen sich immer mehrere miteinander verknüpfte Missionen, die nochmal im Schwierigkeitsgrad anziehen, da hier auch Verwundungen relevant werden. So kann es sein, dass einer unserer Veteranen in einer Mission verletzt wird und dann für den nächsten oder sogar mehrere Einsätze nicht mehr zur Verfügung steht. Hobbymasochisten gehen das ganze dann noch im "Iron-Man-Modus" an, bei dem wir eine begonnene Mission nicht neu starten dürfen!

Leider wird in den Kampagnen ein wenig Potenzial verspielt, gibt es doch keine wirkliche Story, geschweige denn Zwischensequenzen oder ähnliches. So wirkt das ganze nur wie eine Aneinanderreihung von Einsätzen. "Door Kickers" verlässt sich ganz und gar auf das Gameplay, das dafür aber perfekt funktioniert und von dem das Spiel dann auch eine ganze Menge bietet.

Ein wahres Umfangmonster

So kann man in den 111 Einzelszenarios noch zusätzliche Challenges bestreiten, wie etwa "Bestreite den Einsatz mit nur einer Einheit" oder "Schliesse den Einsatz ab, ohne die Pausefunktion zu nutzen". Neben den Einzelmissionen und den sechs Kampagnen, die ebenfalls je aus einem halben bis ganzen Dutzend Einsätzen bestehen, gibt es noch einen Missionsgenerator, der uns jedesmal anhand einiger einstellbarer Parameter neue Szenarios generiert. Und zu guter letzt gibt es auch noch einen Editor, mit dem wir eigene Level basteln bzw. uns in den Level anderer Spieler beweisen können. Ausserdem gibt es immer wieder neue Inhalte und Kampagnen vom Entwickler selbst, die dieser netterweise gratis per Updates integriert. Für genug Nachschub ist also gesorgt.

Fazit:

"Door Kickers" ist definitiv kein Spiel für Leute, die Wert auf eine ausgefeilte Story oder auf frustfreies spielen nach Feierabend legen. Das Tutorial erklärt nur das Nötigste, danach ist man auf sich allein gestellt. Wer aber über einen fehlenden narrativen Faden hinwegsehen kann und gerne stundenlang am perfekten Plan herumtüftelt, der findet hier sein Taktik-Eldorado.

Das Spiel ist über Steam, GOG oder die Website des Herstellers erwerbbar und kostet ca. 19€.


Wertung
Pro und Kontra
  • jeder Einsatz verlangt andere Herangehensweisen
  • riesiger Umfang
  • Editor und Steamworkshop-Anbindung
  • von Beginn an hoher Schwierigkeitsgrad
  • keine wirkliche Geschichte

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher schwer

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 40, weniger als 100 Stunden



Kommentare(11)
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