Ein Spiel für Masochisten...

Lange genug haben sie ja gebraucht...

...bis sie den Port von Konsole zum PC geschafft haben. Trials 2 hatte mich schon total fertig gemacht, das Spiel wurde nach einer relativ steilen Lernkurve derart schwer für Leute, die auch noch ein Leben haben, dass ich das Schlimmste befürchtet habe. Und in der Tat, manche Level von "Trials Evolution Gold Edition" sind absolut dazu geeignet, einen entspannten, in sich gefestigten Zocker in Windeseile aus der Haut fahren zu lassen...

Worum geht es?

Naja, um TE:GE zu spielen, muss man nicht unbedingt ein Wissenschaftler sein. Man fährt auf einem Motorrad durch mehr oder weniger kompliziert angelegte Kurse und versucht dabei, möglichst schnell ins Ziel zu kommen, sich dabei nicht aufs Gesicht oder ein anderes Körperteil zu legen und vielleicht auch noch relativ cool bei der Fahrt auszusehen. Nach der Fahrt bekommt man je nach Leistung (Zeit) eine Medaille verliehen. Diese Medaillen (bronze, silber, gold) schalten weitere Kurse oder gar Wettbewerbe frei, die sich im Setting und vor allem im Schwierigkeitsgrad unterscheiden. Zusätzlich gibt es noch den einen oder anderen Sonderwettbewerb, wo man schon mal mit Skiern an den Beinen die Strecke absolvieren muss oder ein Ufo landen soll. Völlig sinnlos, total bescheuert und absolut unpassend - aber sehr sehr lustig...

Man ist auch in der Lage, mit den Preisgeldern neue Motorräder zu kaufen - es gibt 4 oder 5 verschiedene - die sich vor allem durch ihren Hubraum und die Bauart unterscheiden, was Auswirkungen auf die "Kletterfähigkeit" des Gefährts hat. Außerdem darf man auch kosmetische Änderungen an seiner Maschine vornehmen, sei es nun eine andere Farbe, Skullsticker oder meinetwegen neue Felgen. Auch der Fahrer kann in gewissem Umfang "verschönert" werden, zum Beispiel mit einer Ritterrüstung - herrlich beknackt sieht das dann aus...

Neben dem recht umfangreichen und vor allem im späteren Verlauf wirklich sehr fordernden Singleplayer-Part hat man beim Hersteller endlich ein Einsehen gehabt und dem Spiel einen Multiplayer-Part verpasst, in dem sich 4 Spieler "direkt" duellieren können. Das macht Laune, vor allem wenn man seine Gegner kennt und sich im Teamspeak während des Spiels gegenseitig  runtermacht und dann zusammen ablacht. Ein absolut wichtiger und sehr entscheidender Part, der die Spieldauer, die man mit dem Game verbringt, extrem verlängert.

Die Technik des Spiels

Grafik und Effekte des Spiels sind sehr gut, hauen aber niemandem vom Hocker. Das liegt einfach daran, dass es sich um ein 2,5 D-Spiel handelt. Man sieht seinen Fahrer von der Seite, und wenn er nicht durch die Streckenführung ab und an ein wenig in die Tiefe der Spielwelt "eindringen" würde, wäre es ein reines 2D-Spiel, wie schon der Vorgänger auch. Trotzdem, die Programmierer haben tolle Strecken gebaut. Seien es nun typische Berghänge, Wüstenabschnitte, mystische Landschaften im Mittelalter oder eine Riesenwelt, wo die Hände der Riesen in die Strecke eingebaut sind - es sieht einfach gut aus. Einmal darf man sogar mit seinem Motorrad den Strand in der Normandie stürmen...einfach nur bekloppt. ;)

Der Sound ist cool, vor allem die Musik im Titel ist absolut klasse. Ein wirklicher Ohrwurm, der da abgeliefert wird. Streckensound und der Klang der Motoren sind auch gut umgesetzt, hier hat man sich der Stärken des Vorgängers bedient und diese konsequent an den richtigen Punkten verbessert.

Das Gameplay

Man muss es einfach sagen: Trials Evolution ist ab einem gewissen Punkt wirklich bullenschwer. Man kommt schon irgendwie durch nach einigen (verdammt vielen) Versuchen. Aber wenn man überall die Goldmedaille haben will, dann sollte man seinen Jahresurlaub gesammelt nehmen und sich von Frau und Freunden verabschieden. Unfaire Stellen habe ich nur sehr wenige gefunden, aber es gibt sie, und sie sind in der Lage, wirklich Frust aufzubauen. Da man nach einem Sturz im Grunde schon eine Goldmedaille vergessen kann, braucht es eigentlich immer einen Neustart des Parcours - und manche Strecken sind ziemlich lang. Auf einer - der Längsten - ist man fast 15 Minuten unterwegs. Da kann eine Unaufmerksamkeit schon zum entscheidenden Fehler führen. Und ich persönlich nutze die Rücksetzung auf die Strecke äußerst ungern - die Zeit ist dann einfach schon im Eimer. Aber das ist Geschmackssache. Die Steuerung der Maschinen ist sehr gut gelungen, mit einem Xbox-Pad kann man sehr genau Einfluss nehmen auf die Gewichtsverlagerungen des Fahrers und so das Motorrad perfekt auf die jeweiligen Kanten absetzen.

Ein Fazit

Also, ich bin nun mal Biker, und deswegen hat alles was zwei Räder hat und brummt bei mir schon von Natur aus einen gewissen Stein im Brett. Das Spiel weiß aber auch ohne meine Affinität was Motorräder angeht absolut zu überzeugen. Es ist im Grunde allein die Frage, ob man sich erstens für diese Art "Geschicklichkeitsspiel" interessiert - und natürlich, ob der Schwierigkeitsgrad abschreckend auf den jeweiligen Interessenten wirkt. Das Spiel ist der erwartete Hit in diesem Sektor der Spielelandschaft geworden, schon deswegen, weil es durch diverse Vorgänger einfach eine breite Fanbasis besitzt. Aber auch neue Zocker werden von dem Spielprinzip angezogen, und meiner Meinung nach absolut zu recht.

Trotz meiner eigenen Begeisterung für das Spiel möchte ich aber trotzdem dazu raten, vor dem Kauf die Demo zu laden und anzuspielen. Es ist einfach sehr speziell und sicher nicht jedermanns Sache. Ich habe neulich bei einem Steam-Sale 2 Exemplare für je 4,99 Euro gekauft und an meine Brüder verschenkt. Einer war total begeistert (er fährt auch Motorrad), der andere hat gesagt ich sei bekloppt, ihm sowas zu schenken. Geschmackssache bis zuletzt.