Lara macht mich verrückt

Kein Fleißpreis für Recycling-Raider

von D3nn15_M_10 am: 09.01.2019

Für die Neuen:
Shadow of the Tomb Raider (im folgenden abgekürzt als "SotTR") ist ein Action Adventure mit RPG-Elementen und Lara Croft in der Hauptrolle, die bitte jedem bekannt sein sollte. Es knüpft an die Vorgänger Tomb Raider und Rise of the Tomb Raider an, die sich gegenseitig alle nicht viel nehmen, viele folgende Punkte können also sicher gerne auf die ganze Reihe bezogen werden.

Lara 
Ein Screenshot von Shadow of the Tomb Raider
Von: Angel Castiel



Altbewährtes und Verschlimmbesserungen


Die gute Nachricht:

Die Tomb-Raider-Reihe zeichnet sich in erster Linie durch ihre linearen Kletterpassagen, Parcour-Gebiete und "Gräberrätsel" aus. Mit SotTR zeigt man ein weiteres mal, warum das so ist, da kommt auch kein Assassin's Creed aus früheren Tagen ran.
Das Movement an sich macht einfach Spaß, Lara ist so beweglich wie in ihren besten Tagen und das Erkunden und Meistern der Welt gestaltet sich meißt als kurzweilig und unterhaltsam.

Die Kletterpassagen wirken zwar sehr konstruiert aber machen einfach Spaß und sorgen stellenweise für den ein oder anderen Nervenkitzel. Man kann sich jetzt außerdem abseilen, an Wänden entlanglaufen und an extrem steilen Felswänden gehen, was dem Aspekt noch mehr Tiefe und Abwechslung verleiht.

Dazu freut es mich, dass die Tomb-Raider-Reihe bis heute von der Entscheidung profitiert, eine Adventure-Serie zu sein. Mir kommt es auch in diesem Spiel sehr wichtig vor, dass das Tempo recht schnell ist und man andauernd "Erfolge feiern kann", sprich; sichtbar Fortschritte macht.
Nur beiläufig wird man auf die großartig hergerichteten "optionalen Gräber" hingewiesen und auch nicht mehr gezwungen, etliche Sammelstücke wie Tagebücher oder Andenken direkt zu lesen. Man muss es dem Spiel lassen, dass es ab und zu seine Stärken kennt.

Die Aufmachung ist dieses jahr geprägt von Dschungelarealen in verschiedenen südamerikanischen Ländern. Die Grafik gefällt mir außerordentlich gut, vor allem die Cutscenes punkten sehr stark durch Licht und Schatten und die Umgebung sieht zunächst einmal detailreich und realistisch aus. Hier stört manchmal nur der leinwandartige Hintergrund, der wenig zu der direkten Umgebung passt. 

Die Charaktere sehen sauber aus und Lara ist eh die perfekte Ausrede für ein paar Hundert Screenshots. Besonders gefällt mir die Gesichtsanimation, gerade bei Lara und Jonah kommt die wunderbar realistisch rüber und macht mir Hoffnung auf eine strahlende Zukunft; was diesen Bereich angeht.

Ein Leuchtfeuer der Hoffnung 
Ein Screenshot von Shadow of the Tomb Raider
Von: Angel Castiel



Die schlechte Nachricht:

SotTR ist in vielerlei Hinsicht ein Schatten seiner selbst. Was mal revolutionär und spannend war, ist jetzt alteingesessen und belanglos. Dazu gibt es unnötige Gameplay-Features im Kampfsystem und ein fauliger Hauch von RPG.

Eine gute Story konnte man von Tomb Raider noch nie erwarten. Zu viele Logikfehler und einfach gestrikte Wege verhindern interessante Plot-Twists und emotionale Momente.
Aber Recycling-Raider Teil 2 setzt noch einen drauf und kopiert jegliche storytechnischen Aspekte aus Teil 1 und 2 und vermischt sie miteinander. Heraus kommt belangloser, uninteressanter Müll, der sich selbst viel zu ernst nimmt.

Das Kampfsystem ist mittlerweile nur noch ein Witz. Wo das Spiel mit Dynamik glänzen konnte, verliert es hier jeglichen Bezug zur Realität. Der Nahkampf ist praktisch unspielbar und die Waffen-Upgrades machen gefühlt keinen Unterschied. Dazu macht es einfach keinen Spaß mehr, den Feinden mit dem Bogen Headshots zu verteilen, weil man manchmal einfach überrant wird und viel zu schnell zum Sturmgewehr greift. 

Auch die Stealth-Momente machen kaum Spaß mehr. Man kann sich jetzt in der Wand verstecken, was beim ersten Mal cool aussehen mag, aber aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn macht, weil man den Spieler jeglicher Flexibilität beraubt. Die Illusion eines Fortschritts greift hier einfach nicht, da husche ich lieber von Busch zu Busch. Würden einem die neuen Features nicht so aufgedrückt werden, wäre alles in Ordnung, so aber muss ich damit klarkommen und nervige Situationen ertragen.

Ein Herz für Alpacas 
Ein Screenshot von Shadow of the Tomb Raider
Von: Angel Castiel



Es kommt der Punkt, an dem man auf einmal viele verschiedene Side-Quests annehmen kann. Fühlt sich an wie Nebenquests aus einem RPG, hat aber nicht einen Hauch des Charmes dessen. Leider wirken die Missionen mega langweilig, wodurch ich nach der ersten inhaltslosen Tortur den Hut warf.

Recycling Raider mit Stein im Schuh
Wenn ich mir einen Klettersimulator kaufen möchte, schau ich mich lieber im VR-Bereich um. Ich weiß nicht so recht, es reicht mir einfach nicht mehr. Man sollte mittlerweile mal wieder etwas mehr erwarten können von dieser Reihe.
Der Charme alter Tage ist verloren. Jetzt liegt es an Square Enix, über ihren Schatten zu springen und Lara neu zu erfinden.


Wertung
Pro und Kontra
  • Klettern und Parcourläufe machen Spaß
  • Schöne Rätsel bei den Gräbern
  • Verspielt realistische Grafik und Präsentation der Welt
  • Charaktere mitsamt Gesichtsanimation
  • Kurzweiligkeit
  • große Logiklöcher
  • Langweilige Storyline
  • Zurückgeblieben
  • Undynamisches Kampfsystem
  • Nervige Stealth-Neuerung
  • unnötige RPG-Sidequests

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Häufiger, unregelmäßig

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



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