Mein Favorit unter den Schleichspielen...

Stealth Spiele gibt es viele, aber nur die wenigsten machen es richtig: die meisten erlauben es dem Spieler auch als Actionheld tätig zu werden, was...

von - Gast - am: 13.08.2018

Stealth Spiele gibt es viele, aber nur die wenigsten machen es richtig: die meisten erlauben es dem Spieler auch als Actionheld tätig zu werden, was eingentlich nicht Sinn und Zweck dieser Spiele sein sollte, MORORS SCHATTEN und DISHONORED z.B. können überwiegend oder komplett als “Tank” gespielt werden. Ist das dann noch in Stealth Spiel?

Gameplay

Styx, der misanthropische Goblin aus STYX: MASTER OF SHADOWS und OF ORCS AND MEN ist zurück in STYX (2): SHARDS OF DARKNESS. Dieser Goldharz-süchtige Grünhäuter kann – anders als seine Artgenossen – dank seines Goldharzkonsums nicht nur sprechen, sondern auch gewisse magische “Tricks” anwenden, z.B. einen Klon erzeugen den man dann fernsteuern kann um für Ablenkung zu sorgen, oder er kann sich kurzfristig unsichtbar machen.

Styx steuert man in der 3. Person Ansicht, in der schönsten Fullscreen Ansicht, das HUD kommt dabei erfreulich minimalistisch daher: zwei Balken zeigen Styxs Gesundheit (rot) und Goldharz Vorrat (orange) an, letzteres kann man als Manaersatz sehen, daneben sieht man das gerade aktive Tool (z.B. Giftpfeil oder Glasflasche) sowie dessen verbleibender Anzahl und ein winziger Kreis dient als Dezibel-Anzeige der anzeigt wieviel Krach Styx macht.

Ansonsten ist STYX: SHARDS OF DARKNESS das Schleichspiel Eldorado mit Betonung auf Schleichen und Angriff aus dem Hinterhalt. Sowohl Humor als auch Story-telling kommen nicht zu kurz, wobei bei ersterem einem das Lachen oft im Hals stecken bleibt: den zynischen, oft unterhalb der Gürtellinie liegenden Humor muss man mögen.

Präsentation [Gut]

STYX: SHARDS OF DARKNESS trifft mit seinem düsteren Grafikstil genau meinen Geschmack. Die Lichteffekt sehen hervorragend aus, und im Gegensatz zur DISHONORED Reihe sehen die Charaktermodelle ebenfalls wirklich gut aus. Auch in Sachen Levelarchitektur und Abwechslung hat Styxs 2. Abenteuer die Nase deutlich vor der Konkurrenz: ich habe selten solch atemberaubende und wirklich gut durchdachte Schauplätze gesehen wie hier, sogar das ausgelutschte Sumpfsezenario erstrahlt durch innovatives Leveldesign zu neuem Glanz. Abstecher auf ein Luftschiff oder zur unterirdischen Dunkelelfenfestung sorgen für wesentlich mehr Abwechslung als bei DISHONORED und Co. Lediglich die Animationen sind recht steiff. Trotzdem hat sich im Vergleich zum Vorgänger STYX: MASTER OF SHADOWS vor allem grafisch sehr viel getan.

Sowohl die herrlich melancholische Musik und die teilweise hervorragenden (englischen) Sprecher, allem voran Styx, dessen zynischer Humor ihn unvergesslich machen. Beim Ableben durchbricht Styx die 4. Wand und zieht über die Unfähigkeit des Spielers her. Sicher, es wiederholt sich zwar öfters, aber sie gehen kaum länger als die Todesanimationen in DARK SOULS.

Steuerung [Durchschnitt]

Die ungenaue Sprung- und Klettermechanik ist Auslöser für teilweise sehr viel Frust. In niedrigeren Schwierigkeitsgraden ist das Speichern so gut wie immer erlaubt (Ausnahme: wenn ein oder mehrere Feinde “alamiert” sind), Schnellspeicher- und Ladefunktion gibt es ebenfalls. Trotzdem gibt es ab und an einige lästige Trial and Error Situationen. Diese Krankheiten hat man leider aus dem Vorgänger MASTER OF SHADOWS übernommen.

Ansonsten ist die Steuerung in Ordnung, die linke Maustaste führt die per Prompt angezeigten Hautaktionen aus, schleicht man sich z.B. an einen Feind an und ist in dessen unmittelbarer Nähe, führt Styx durch einmaliges drücken dessen schnellere aber dafür auch laute Exekution aus, das Opfer haucht allerdings sein Leben mit einen lauten Todesschrei aus und alarmiert alle in der Nähe befindlichen Truppen. Hält man hingegen die linke Taste gedrückt bis der “Aufladebalken” voll ist, tötet Styx sein ahnungsloses Opfer leise, die Bluttat dauert aber auch länger.

Mit WASD Steuer man Styx wie in Ego-Shootern gewohnt, E ist wie (fast) immer die “Aktionstaste” und Q benutzt den gerade aktivierten Tool.

Komplexität / Spieltiefe [Gut]

Im Vergleich zur Konkurrenz legt STYX: SHARDS OF DARKNESS Wert auf den Stealth Aspekt: Styx ist kein unbezwingbarer Schwertmeister: wird er in einen Nahkampf verwickelt hat er sehr schlechte Chancen, bei mehr als nur einem Gegner ist die Situation auswegslos. .

Die Architektur der Levels ist sehr gut durchdacht und erlaubt mehrere Lösungswege, da kann kein DISHONORED, DEUS EX oder THIEF mithalten! Eine Kartenfunktion gibt es jedoch nicht, die Ziele werden per Wegpunkt und Distanz in der Spielwelt vorgegeben, den Weg dorthin muss man allerdings selber finden. Ich hatte keine wirklichen Orientierungsprobleme, da es oftmals mehrere Wege zum Ziel gibt.

Für Profis gibt es – neben den auswählbaren 4 Schwierigkeitsgraden – noch zusätzlicheBonusmissionen, die weitaus schwieriger zu bewältigen sind als die Hauptmission(en), sowie die Möglichkeit optionale Auszeichnungen am Missionsende zu erhalten für das Einhalten eines Zeitlimits, das Unerkannt bleibens während der gesamten Mission sowie das nicht Töten von Feinden. Um letzteres zu erhalten muss man sich allerdings an den Feinden vorbeischleichen, im Gegensatz zu Corvo hat Styx nicht die Option seine Feinde schlafen zu legen. Töten muss man allerdings niemanden, es ist durchaus möglich das Spiel als Pazifist durchzuspielen, es gibt sogar Bonuse dafür..

Finden die patrollierenden Feinde Leichen, so lösen sie Alarm aus, es sei denn die Todesfälle sehen aus wie “Unfälle”, Styx kann z.B. den Wachen in’s Essen kotzen (Goblinkotze wirkt toxisch) oder die Alarmanlage manipulieren, dass sie beim auslösen zur tödlichen Falle wird, oder Kronleuchter auf Gegner stürzen lassen. Alternativ hat Styx noch die Möglichkeit zu craften: Säure löst Leichen sofort auf, alternativ kann man ein Talent freischalten um Säurefallen zu basteln die Feinde töten und auflösen. Oder man tritt einen über den Abhang pinkelnden Soldaten einfach von hinten in die Tiefe, herrlich!

Auch Skillbäume (Assassine, Stealth, Alchemie, Infiltration, etc.) mit nützlichen Talenten für jeden Spielstil lassen sich mit Skillpoints zwischen den Missionen erkaufen – Skillpoints erhält man durch das Absolvieren von Missionen und Bonusmissionen und ersetzen rollenspiel-typische Erfahrungspunkte. Dadurch sind mehrere verschiedene Builds möglich und erfreuen das experimentierfreudige Rollenspielherz.

Glücklicherweise konzentrierte sich Cyanide Studios auf die Schleich-Aspekte des Spiels und verzichtete auf das einbringen von unpassenden Puzzles und unnötigen “Zeitstreckern”, auch die Zwischensequenzen zwischen den Missionen sind nicht übermässig in die Länge gezogen, sondern genau richtig um die Story voranzutreiben.

Taktik ist teilweise ebenso vonnöten: Feinde in voller Rüstung kann Styx auf herkömmlicher Weise nichts anhaben, denn weder sein Dolch noch sein Giftpfeil können die dicke Rüstung durchdringen, hilft also nur das sabotieren eines Alarmes in der Hoffnung dass dieser Ritter eben jenen auslöst oder eben ein Tritt in den Allerwertesten in den Abgrund…

Einige Bossgegner gibt es (leider) auch, diese sind es dann auch letztendlich die bei mir die Wertung ein bisschen nach unten drücken sonst wäre bei mir definitiv eine 90 drin gewesen! Diese Bossgegner fordern einem Einiges ab, und sind natürlich nicht mit herkömmlichen Mitteln (Hauf-drauf) beizukommen… ich empfand diese aber eher als alsolut unnötiges Beiwerk (ich hasse Bossgegner in Spielen generell!).

Glücklicherweise kommt STYX: SHARDS OF DARKNESS aber ganz ohne Quick Time Events aus, von denen TOMB RAIDER und Konsorten leider überhäuft wurden.

Atmosphäre [Sehr Gut]

Sowohl Spielwelt und Anti-Held Styx treffen genau meinen Geschmack und haben mich – im Gegensatz zu DEUS EX und DISHONORED – sofort und für lange Zeit vor den Monitor fesseln können.

Goblin Styx ist kein strahlender Held in weisser Rüstung, sondern ein Schuft, mit der passenden Persönlichkeit: Gold-geil, egoistisch, zynisch, mysanthropisch und somit kein Stereotyp wie man ihn in der Konkurrenz vorgesetzt bekommt, und auf Grund seiner (nicht vorhandenen) Grösse auch dementsprechend schwach wenn es zur direkten Konfrontation kommt aber ein Meister aus dem Hinterhalt. Wer als Corvo gerne in die direkte Schlacht zog und bergeweise die Leichen hinter sich lies muss jetzt umdenken, anonsten kommt man hier selbst auf dem einfachsten der vier (jederzeit anpassbaren) Schwierigkeitsgrade nicht weit.

Sowohl Styxs Talente als auch sein Werkzeug sind perfekt auf ihn abgestimmt und allesamt nützlich – je nach Spielstil. Szenario und Story wirken wie aus einem Guss und passen hervorragend zusammen.

Handlung (ohne Spoiler) [Gut]

Ignoriert die Kritiker, die Story von STYX: SHARDS OF DARKNESS ist ganz gut ohne aufdringlich zu sein. Sie bietet die eine oder andere Wendung und einige wirklich interessante Nebencharaktere und erhält die Spannung,man will wissen wie es weiter geht, eine Mission noch… der Spannungsbogen wird konsequent über die 9 Missionen gehalten und diese sind sehr gut in die Story integriert.

Styxs Motivation ist durchaus nachzuvollziehen und es ist auch mal erfrischend nicht unbedingt die Welt retten zu müssen: Styx ist kein Held - und will es auch nicht sein!

Umfang [Sehr Gut]

Mit 20-30 Stunden ist man bei STYX: SHARDS OF DARKNESS gut dabei, je nachdem ob man die riesige Spielwelt auch erkundet, alle Nebenquests löst oder einfach nur stur den Hauptquest verfolgt. Dank vieler verschiedener Lösungswege lädt STYX: SHARDS OF DARKNESS auch zum erneuten Durchspielen ein ohne Ermüdungserscheinungen, die bereits erwähnten optionalen Nebenquests können hier definitiv als zusätzliche Motivation dienen, ebenso ein paar Abstecher ferner abseits der Questmarker.

Ein umfangreicher Prolog dient hier als Tutorial und wurde gut umgestetzt, neun sehr umfangreiche und interessante Missionen an unterschiedlichen Schauplätzen bieten auch genug Abwechslung.

Ebenso haben Cyanide Studios (passender Firmenname für so ein herrlich makaberes Spiel) einen Multiplayer Co-Op Modus eingebaut, der auch für etliche Spielstunden begeistern kann.

Fazit

Für mich ist STYX: SHARDS OF DARKNESS das beste Stealth Spiel bisher. Weder MITTELERDE: SCHATTEN VON MORDOR noch einer der drei DISHONORED Teile noch einer der HITMANS und ASSASSIN’S CREED Teile können da mithalten.

Vor allem der Antagonist, Styx lässt Talion, Corvo, Emily und Bayek, etc. wie stereotype 08/15 Figuren aussehen. Die düstere Dark Fantasy Atmosphäre der Umstand, dass eine direkte Konfrontation fast immer zum Tode führt und man wirklich – statt wie bei der Konkurrenz – auf das Schleichen angewiesen ist haben mich vollends überzeugt. Ich jedenfalls war von Corvo & Co. nach ca. einer Stunde etwas gelangweilt, der kleine Goblin hat mich stattdessen sofort gepackt und bis Spielende nicht mehr losgelassen. Und das ganze zum Preis von gerade mal 39,99 Euro!

So ganz ohne Schwächen kommt STYX: SHARDS OF DARKNESS zwar nicht daher, aber für meinen Geschmack lässt es Konkurrenten wie ASSASSINS CREED und DISHONORED weit hinter sich und verpasst knapp den Sprung in die Referenzklasse auf Grund von Defiziten bei der Steuerung und den Bossgegnern.

Nichtsdestotrotz kommen Hardcore Schleichfans aber nicht um den grünen Kobold herum!


Wertung
Pro und Kontra
  • Leveldesign und Grafikstil
  • grosse Spielwelt und Umfang
  • mehrere Lösungsmöglichkeiten
  • Betonung auf Schleichen, Nahkampf fast unmöglich
  • keine QTEs!
  • Anti-Held Styx
  • Styxs Humor
  • nützliche Skills und Tools
  • Taktik stellenweise notwendig
  • vier jederzeit änderbare Schwierigkeitsgrade
  • Steuerung (vor allem beim Platforming)
  • Bosskämpfe
  • Giftpfeil etwas übermächtig

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 20, weniger als 40 Stunden



Kommentare(0)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.