PC-Kopie eines Konsolenspiels

Wie so viele Call Of Duty Fans, habe ich auch das neue Modern Warfare 2 sehnsüchtig erwartet. Leider enttäuscht das Spiel auf ganzer Linie, die Dreistigkeiten von Infinity Ward und Activison/Blizzard lass ich mal Aussen vor.

Singleplayer

Den Singleplayer von MW2 zu beschreiben ist sehr einfach. Legen sie bitte die DVD von CoD4:MW ein und spielen sie es. Es ist nichts wirklich neues, nur neu verpackt. Die Story knüpft da an, wo Teil 4 aufgehört hat. Soap McTavish ist jetzt der neue Cpt. Price und es wird alles sehr banal, aber dazu später mehr.
Der Single ist nach CoD-Manier kurz,gut insziniert mit vielen Script-Ereignissen und komplett linearen Schlauchlevels.
Doch anders als bei MW sorgen die Scriptszenen nicht mehr für offene Münder und Speichelfluss - manche sind nur etwas retuschiert komplett aus dem ersten Teil kopiert worden. Z.B. die Szene, wo man vom sinkenden Schiff in letzter Sekunde in den Hubschrauber springen muss. Das war spannend und super umgesetzt. Jetzt ist es ein anderer Hubschrauber über den Dächern der Favellas in Rio und es läuft ein Timer - Langweilig. Es scheint so als würden den einstigen Meistern von IW die Ideen ausgehen.
Da wäre noch die moralisch fragwürdige Szene am Flughafen, wo der Spieler als Doppelagent in die Terrorzelle eingeschläust wurde und nun mit den Terroristen auf Zivilisten feuert (In der detuschen Fassung geändert).
Was das soll und wie schlampig (technisch, wie story-mäßig, wie emotional) die Szene umgesetzt wurde, frage ich mich bis Heute.

IWNet und...

...der Konsolen-Multiplayer. Das war in den Augen vieler PC-Spieler und Fans der Serie vermutlich die Sauerei des Jahrzehnts. Ich schliesse mich dieser Meinung an.
Die Entwickler haben kurz vor dem Release bekannt gegeben, es wird keine Dedicated Server geben und ein neues System wird eingeführt, IWNet. Klingt stark nach Battle.net und funktioniert im Prinzip gleich, mit dem Unterschied: Da es keine D S gibt, wird man per Matchmaking in irgendein Spiel geschmissen, wo grade Platz frei ist. Hinzu kommt noch, dass der, der die stärkste Verbindung hat die Partie hostet. Lags, überdimensionale Pings und Wartereien und Unterbrechungen, weil der Host gewechselt werden muss, sind an der Tagesordnung. Das versalzt den Spielspass ungemein. Grade wenn man sich eingespielt hat und Spass hat kommt eine 10sek Pause und da geht natürlich die Konzentration flöten. Das I-Tüpfelchen ist natürlich der low-ping Vorteil, den der Host hat, sprich ein serienmäßig eingebauter Cheat.
Dass der Multiplayer 1 zu 1 von der Konsole kopiert wurde, sieht man auch daran, dass das Limit auf 18 Spieler gesetzt wurde. Bei 10 - 12 Spielern fingen die Lags an zu nerven, bei 24 Spielern wäre IWNet vermutlich zusammengebrochen.
Da stellt sich unweigerlich die Frage: Wieso etwas ändern, dass so gut funktioniert über Jahre oder gar Jahrzehnte?

Audio-Visual

Es ist schön, wie allen Call Of Duties, diesem Spiel zu zuhören, denn es gibt man wieder was auf die Ohren und wer 5.1 Surround Sound hat, kann seinen Nachbarn gewaltig auf die Nerven gehen mit einer virtuellen Schlatkulisse, die ihres Gleichen sucht. Grafisch ists zwar nett, da das Spiel aber auch für die Konsolen entwickelt wurde (oder sollte ich sagen hauptsächlich) gibts hier eine Grafikstagnation. Hier ein paar Effekte, da bisschen HDR, dort etwas schärfere Texturen. Finito. Schlecht siehts nicht aus, aber mit Spielen, wie Bioshock und den kommenden Bioshock 2, Battlefield Bad Company 2 und ArmA2 kann es nicht konkurrieren, auch wenn zwischen den Spielen Welten liegen (obwohl es das selbe Genre ist). An manchen Stellen machten die Vorgänger CoD: World at War und MW sogar einen besseren Eindruck, MW wirkt teils deutlich realistischer, MW2 ist mir ab und an zu bunt und die Blutspritzer im 'Gesicht' des Spielers wirken wie Capri Sonne Kirsche.
Nervig sind auch technische Schnitzer, wie in der Flughafenszene. Man kommt ans Geländer und 10-15 Figuren fallen gleichzeitig in die gleiche Richtung und fallen auf die gleiche Weise um, das sieht nicht nur lächerlich aus, sondern macht auch irgendwie einen Eindruck, als wären da Anfänger am Werk oder die Szene wäre auf Biegen und Brechen schnell zusammengebastelt worden.

Story und das obligatorische The End

Die Story ist im Gegensatz zu Modern Warfare sehr verwirrend und schlecht erzählt und an mancher Stelle unheimlich dumm, unlogisch und viel zu klischeehaft. Grob erzählt: Da ist ein Terrorist,ein Russe. Russland = böse, USA = die Guten. USA wird angegriffen und schlagen zurück. Ende. Besonders auf amerikanischem Boden trieft die Story gradezu vor amerikanischem Patriotismus. Das gefällt den Amis, gefällt Russland nicht und mir persönlich auch nicht. Die Story von MW war gut, wie ein Roman von Tom Clancy (Hunt for Red October, The Sum of All Fears). Teil 2 hätte genauso gut von George Bush geschrieben sein können.

Sorry, aber wenn sich ein Buch,Film oder Spiel als 'Nachfolger' ausgiebt, dann erwarte ich, dass es alles genau gleich gut oder besser als sein Vorgänger macht und CoD:MW2 enttäuscht in fast allen Aspekten. Wer MW gespielt hat und immer noch spielt, sollte dabei bleiben, denn er verpasst nichts. Wer es nicht gespielt hat, sollte sich CoD4:MW kaufen und MW2 stehen lassen.Ich habe es auch nicht gekauft, sondern bei einem Kumpel gespielt,durchgespielt und dem MP getestet und habe es mir aus Prinzip und Loyalität nicht gekauft und habe es auch nicht vor.

Modern Warfare 2: You are our!