Raues Westernepos, episch top, technisch flop !

Jeder kennt die Tony Hawk´s-Serie, im Guten wie im Schlechten.Und jeder weiß : 'Schuster bleib bei deinen Leisten'Oftmals ist dieser Spruch eine gute...

von - Gast - am: 22.06.2008

Jeder kennt die Tony Hawk´s-Serie, im Guten wie im Schlechten.
Und jeder weiß : 'Schuster bleib bei deinen Leisten'
Oftmals ist dieser Spruch eine gute Empfehlung, wer anders handelt, bekommt oft einen Denkzettel, der an dieses Sprichwort erinnert.
So ist es im wahren Leben.
'Gun' ist der Beweis , in der virtuellen Welt kann das ganz anders aussehen !

Das Leben ist schön...oder auch nicht !

Colton White, ein junger und noch relativ unerfahrener Cowboy aus Montana, hat keinen weiteren Grund sich abseits der Jagd nach Mittagessen
irgendwie zu bewegen.
Faulenzend am Ufer des Missouris, unter Tannen und Kiefern zu liegen und den Abendhimmel zu beobachten ist sicherlich der Traum des ein oder anderen naturverbundenen Menschen.
Doch auch wenn der Cowboy-Neuling dort wohnt, wo andere Urlaub machen heißt das nicht, dass dort nicht auch ordentlich Action sein kann - im Guten wie im Schlechten .
Mit der tollen Tatsache in Sicht, sich im frühen Erwachsenenalter schon die Rente und die Ohren zu schlagen, denkt Colton White an nichts schlimmes, zum Ende des 19. Jahrhunderts war sowas bestimmt noch stressfrei möglich.
Doch auch wenn Colton ein nahezu sorgenfreies Zeitalter erwischt hat, kann er sein Glück nicht auskosten, denn wer er seine Geschichte im Vorfeld gekannt hätte, würde er es wohl eher Glück im Unglück nennen...

Eine Seefahrt dies ist lustig...oder auch nicht !

Das Abenteuer des jungen Cowboys beginnt mit einem durchaus sehr stimmungsvollen Tutorial in Form eines Jagdausflugs mit Colton´s Großvater Ned White.
Zuerst erinnert Ned Colton an den Umgang mit dem Gewehr, dabei demonstriert Ned die Kunst des Schießens en einem streunenden Elch auf einer Wiese. Nach erfolgreichem Erlegen des Tiers wird Colton aufgefordert, einen Schwarm Wachteln die einem Wirt zum Abendessen versprochen hat.
Doch das daraus wohl erstmal nicht wird, sehen Colton und Ned kurze Zeit später. Nach Abschluss des Jagdausflugs erwähnt Ned einen Dampfer, auf diesem ist er mit einer Prostituierten namens Sadie verabredet, wenn auch nicht aus dem Grund, aus dem man eine Prostituierte aufsucht.
Es geht nicht um Sex, sondern um ein Teil eines alten Relikts.
Diese Relikthälfte ist in einem Safe auf diesem Dampfer gebunkert.
Natürlich läuft in einer solchen perfekten Situation irgendwas schief.
Und ganz im Stile solch rauer Westernkrimis geht im Laufe der Situation jemand flöten, ausgerechnet die schöne Sadie trifft der harte Schlag.
Natürlich muss ein Sündenbock her, dieser nennt sich Reverend Reed, ein geistlicher Prädiger, so scheint, nach dem Angriff auf Sadie platzt seine Tarnung, schließlich tötet er Sadie mit einer Wurfaxt vor der versammelten Mannschaft.
Diese Mannschaft sind allerdings weder Besatzung noch Gäste sondern eine am Ufer lauernde Gruppe Abtrünnige.
Diese 'Gruppe', die ihren Namen quantitativ gar nicht verdient, sondern ein ausuferndes Maß an Mitglidern verzeichnet, steht unter Reeds Kommando.
In den folgenden Spielminuten ist man damit beschäftigt, die Abtrünnigen die zum Dampfer übergesetzt haben, abzuwehren.
Dabei wird der Spieler erstmals in aktiven Kämpfen gefordert.
Nach der 'Verteidigung' des Dampfers, bei der er zu schwer beschädigt wurde und am Ufer aufläuft, wacht Colton 3 Tage später wieder auf - weit weg vom Dampfer und vom Relikt ans Ufer gespült.
Nachdem das Spiel mit einem Tutorial wesentlicher Spielelemente eröffnet wurde, folgt ein Reiter-Tutorial mit 'honestly Tom', also dem 'ehrlichen Tom'.
Nach einem kurzen Rennen um eine Wiese und die Einweisung in das Kämpfen hoch zu Ross offenbart Tom sein wahres Gesicht. Er und zwei verbündete attackieren Colton, der Spieler muss gegenhalten. Nachdem Colton die Burschen abgefertigt hat, geht es südwärts weiter. Nach einem kurzen Ritt zur kleinen Fähre an einer Ausläuferader des Missouri, setzt Colton nach Dodge City über.

I´ve been looking for freedom !

Ab diesem Punkt ist endgültig Schluss mit der Linearität in Gun.
Abgesehen davon, dass die Brücke, die zur 'Außenwelt' führt noch nicht fertiggebaut ist, kann man in Dodge schon tun und lassen was man will.
Diese Tätigkeiten sind allerdings die gleichen wie in der Stadt 'Empire City' am anderen Ende der Landeszone oder wie an anderen Orten, die in der Welt verteilt sind.
In Dodge kann man lediglich erste Pony-Express/- oder Poker-Missionen erledigen.
Allerdings sind beide Missionstypen eher unspektakulär, in den Pony-Express-Missionen sind nur Tastenakrobatik gefragt, hier gilt es in knappen Zeitrahmen bestimmte Orte zu erreichen um Dinge zu holen oder zu bringen. In den Poker-Missionen ist hingegen nur (Achtung kluggeschissen !) tja...äh halt pokern angesagt.
Dabei spielt sich alles nur in einem simplen, zweckmäßigen Bildschirm ab, glaubwürdige Pokerathmosphäre gegen 'echte' Menschen sucht man vergebens - sehr langweilig !
Also geht es an die Story-Missionen, die in ihrer Qualität, nicht aber in ihrer Inszenierung schwanken.
Das liegt an der großartigen Geschichte, deren Erzählweise und die interessanten Charaktere, die dem Spiler von Anfang an die Geschichte näherbringen.

Es war einmal...

Doch wovon handelt die Story eigentlich ?
Es geht, abseits von Colton White um Quivira, die Stadt des Goldes.
Der typische Bösewicht heißt nicht etwa Kane oder ähnlich generisch, sondern Thomas Magruder.
Wohl einer der brutalsten Spielebösewichte.
Er ist ein ehrgeiziger, impulsiver, egoistischer und selbstsüchtiger Greis, der im Bürgerkrieg einiges zu melden hatte, so ähnlich beschreibt es Clay, einer von Colton späterer Freunde und Mitglied einer Widerstansbewegung gegen Magruder.
Die Geschichte ist recht komplex und spannend, deshalb will ich hier keinerlei Details aufdecken.
Das Spielprinzip erinnert stark an GTA, hat in Sachen Umfang aber deutlich weniger zu bieten.
Wer alles sehen will, braucht maximal 20 Stunden, für ein Spiel mit 54 Nebenmissionen und etwa zwischen 10 und 15 Hauptmissionen samt offener Spielwelt recht mager.
Denn gleich nach Fertigstellung der Verbindungsbrücke von Dodge City und den ersten Schritten außerhalb der Stadt, macht sich Ernüchterung breit.
Die Größe der Spielwelt entspricht etwa der Hälfte von Liberty City aus GTA 3. Wer damit auch nichts anfangen kann, teilt Cyrodiil aus Oblivion durch 4.
Selbst dabei ist diese Angabe schwammig, die eigentlichen betretbaren Zonen sind oftmals nur wenig Meter breit, für diesen Schuhkarton ist die Bezeichnung 'Welt' doch etwas übertrieben, zumal die Füllung dieser Welt mit Missionen erstaunlich schwach ist.
Hier hätte ein lineares Leveldesign kaum Unterschiede aufgewiesen.
Die grafische Leistung des Spiels mag auf den Last-gen-Konsolen stark sein, auf der XBOX360 und dem PC im besonderen ist sie eine Frechheit.
Was sich Neversoft bei der Skybox, der Himmelstextur gedacht hat ist mir schleierhaft.
Dennoch, wenn Gun technisch auf dem PC und der XBOX360 enttäuscht, kann es spielerisch trotzdem königlich unterhalten.
Zwar sind die Nebenmissionen leider oft sehr abwechslungsarm und langgezogen designt, die Hauptmissionen überzeugen aber auf ganzer Linie.
Das eine muss Colton arbeitende chinesische Konstrukteure vor anstürmenden Indianern retten, das andere Mal soll ein Attentat auf einen Zug mit Indianischen Gefangenen verübt werden, dabei sind die Missionen und Aufgabenstellungen immer schön mit den Geschehnissen und Charakteren verstrickt.
Die Handlung packt von Anfang bis zum Ende.
Insgesamt spielt Gun sich sehr gewöhnlich, einzig und allein der 'Schnellziehmodus' ,eine Kopie der 'Bullet-Time' aus Max Payne lockert die Gefechte auf.
Alles in allem ist Gun also ein technisch schwaches, spielerisch gutes, und erzählerisch mächtiges GTA-Abbild im Western-Szenario.
Wer also Action abseits von Gangstern, Homies und Schlägereien sucht, ist mit Gun bestens beraten.


Kommentare(2)
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