Schon im Oktober 2010 erblickte »Enslaved: Odyssey to the West« das Licht der Spielewelt. Finanzieller Erfolg war dem Jump&Run-Action-Mix trotz guter Kritiken der Fachpresse nicht gegönnt. Seit Oktober 2013, also mit genau 3 Jahren Verspätung, ist diese Perle von Ninja Theory endlich auch für den PC erschienen.
Warum »Enslaved« zu Unrecht floppte, versuche ich mit diesem Test zu erklären.
Gameplay
Wie schon erwähnt, ist »Enslaved« ein Jump&Run-Action-Mix. Die meiste Zeit springt und hangelt die Spielfigur sich durch die schön designten Level oder prügelt sich mit einem Kampfstab durch seine Gegner. Dies funktioniert mit dem Gamepad zumeist sehr gut und flüssig. Ab und zu gibt es aber auch Situationen, in denen der Stab als Schusswaffe benutzt werden muss, um Gegner aus der Ferne zu eliminieren. Hierbei stößt das Gamepad dann an seine Grenzen. Zielen ist mit der Maus eben doch wesentlich einfacher und präziser, aber wirklich gut spielen lässt es sich mit Maus und Tastatur durch die schlampige Portierung kaum.
Trotz der gelegentlichen Zielschwächen lässt sich »Enslaved« mit einem guten Gamepad aber trotzdem sehr angenehm spielen. Der Schwierigkeitsgrad hält sich hierbei eher in Grenzen, was Profis sicher etwas unterfordert. Als jemand, der sich in diesem Genre sonst eher nicht so zu Hause fühlt, habe ich dies jedoch wohlwollend zur Kenntnis genommen.
8/10
Story
Unser Held, der auf den ungewöhnlichen, aber doch treffenden Namen Monkey hört, erwacht zunächst an Bord eines Sklavenschiffs. Als das Schiff abstürzt, gelingt ihm mit knapper Müh und Not die Flucht – nur um anschließend gleich wieder versklavt zu werden. Dieses Mal sind es jedoch nicht die Sklavenhändler mit ihren todbringenden Mechs, sondern die junge, attraktive Tripitaka, die ihm durch ein Stirnband ihren Willen aufzwingt.
So ist es nun Monkeys Aufgabe, das hübsche Mädel sicher wieder nach Hause zu bringen, doch keiner von ihnen ahnt, was sie dort erwarten wird.
Während ich mit Monkey nie so richtig warm werden konnte, was wohl hauptsächlich daran liegt, dass er wie ein rasierter Gorilla aussieht und sich auch affenartig bewegt, kann Tripitaka – kurz Trip – auf ganzer Linie überzeugen. Sie ist mehr als nur schmückendes Beiwerk, sondern auch der große Aufhänger für die Story und zudem durchaus nützlich. Sie kann Gegner ablenken, Monkeys Ausrüstung verbessern und liefert immer wieder wertvolle Tipps.
Sehr angenehm ist vor allem ihre charakterliche Ausgestaltung, durch die sie sich auch wirklich wie ein Mensch anfühlt und zu keinem Zeitpunkt zum Sexobjekt verkommt.
Die zarte Liebesgeschichte zwischen ihr und Monkey ist ebenfalls gut gelungen, wirkt nicht gezwungen oder aufgesetzt und wird auch nicht mit der Holzhammermethode in Zwischensequenzen vorangeprügelt. Leider fehlt mir gerade hier aber ein wenig der Abschluss.
9/10
Atmosphäre
Auch hier hat »Enslaved« einiges zu bieten. Die post-apokalyptische Welt wird sehr stimmungsvoll und glaubwürdig präsentiert. Die alten, von Pflanzen überwucherten Ruinen erinnern an die Dokumentationsreihe »Zukunft ohne Menschen« und die Mechs, die hinter jeder Ecke lauern, bleiben eine ständige Bedrohung.
Die Soundkulisse ist passend und unaufdringlich und sorgt besonders in den ruhigeren Szenen zwischen Trip und Monkey für eine sehr dichte Atmosphäre.
Grafisch kann das Spiel nicht mehr mit aktuellen Titeln mithalten. Die Umgebungstexturen kommen oftmals matschig daher, Kantenglättung gibt es gar nicht und muss über den Grafiktreiber erzwungen werden. Schade, dass Namco Bandai hier nicht wenigstens ein wenig nachgebessert hat. Bei einem Spiel, das 3 Jahre nach dem eigentlichen Release doch noch portiert wird, hätte man dies durchaus erwarten dürfen.
Dafür sehen die Charaktere aber wirklich sehr schön aus. Sowohl Trip, als auch Monkey sind mit sehr detaillierten und liebevoll gestalteten Texturen versehen, was der Atmosphäre sehr gut tut.
Schade ist jedoch, dass die meisten Grafikeinstellungen nur durch das Bearbeiten der ini-Datei möglich ist. Wer in Full-HD und mit maximalen Grafikdetails spielen möchte, wird da nicht drumherum kommen.
8/10
Balance
Der Schwierigkeitsgrad steigt im Spielverlauf kontinuierlich an. Auch die Bosskämpfe werden immer kniffliger. Die Sprünge sind dabei angenehm niedrig, einen plötzlichen, steilen Anstieg des Schwierigkeitsgrads erlebt man nicht.
Profis werden sicher etwas unterfordert sein, Genreneulinge oder Spieler, die nur ab und zu ein solches Spiel in Angriff nehmen, bekommen aber ein sehr schönes und frustloses Spielerlebnis.
8/10
Umfang
Mit 11 – 12 Stunden Spielzeit für das Hauptprogramm, ist »Enslaved« nicht allzu lang, aber auch nicht allzu kurz geraten. Als Bonus ist ein DLC enthalten, der für zusätzliche 2 Stunden Spielzeit sorgt.
Eine Retail-Version gibt es nicht, die drei zusätzlichen Skins sind überflüssig.
Für einen Startpreis von 19,99€ ist dieser Umfang jedoch durchaus in Ordnung, auch wenn man am Ende schon das Gefühl hat, dass es auch etwas länger hätte sein können.
8/10
Fazit
41/50 -> 82%
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