Starship Troopers lässt grüßen

Effektvoll mit WOW-Momenten Titanfall wurde ja ziemlich gehyped im Internet und auch in diversen Printmedien. Und ja, es hat schon was Besonderes an sich. Es...

von - Gast - am: 17.03.2014

Effektvoll mit WOW-Momenten

Titanfall wurde ja ziemlich gehyped im Internet und auch in diversen Printmedien. Und ja, es hat schon was Besonderes an sich. Es hebt sich aus der Masse diverser Taktik-Shooter heraus. Es ist was für alte Quaker und UT-Fans, zumindest was den Speed angeht, den man im Spiel erlebt. Trotzdem ist das Spiel bei weitem nicht der Meilenstein, den man eigentlich schon fast erwarten musste bei all dem, was geschrieben wurde. Deswegen vergleiche ich das Spiel mit dem guten alten Film "Starship Troopers" - beim ersten, zweiten und vielleicht auch dritten Mal findet man den Streifen noch toll und anders. Aber wenn die Effekte mal alle gesehen wurden springen einem die Kritikpunkte massiv ins Auge, und ab dem Moment muss man sie auch erwähnen.

Technik die begeistert?

Naja, man kann es nun so oder so sehen. Auf den 1. Blick sieht Titanfall ziemlich gut aus - besonders wenn man bedenkt, dass die Source-Engine hier ihren Dienst verrichtet. Auf dieser Grundlage muss man den Entwicklern gratulieren, denn sie holen so richtig was raus aus dem alten Code. Auf der anderen Seite ist es ja deren Entscheidung gewesen, welches Grundgerüst sie für ihr Spiel verwenden. Und unter diesem Gesichtspunkt betrachtet hat Titalfall ganz schnell ein Problem, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Gegen das Aussehen von Crysis 3 oder Battlefield 4 sieht das Spiel schlicht kein Land, die tollsten Effekte können das nicht verdecken. Matschtexturen, Clipping-Fehler und durchaus verbesserungswürdige Animationen der Spielfiguren sprechen eine deutliche Sprache. Natürlich, das fällt einem während eines Matches nicht so wirklich ins Auge, man ist damit beschäftigt, wie ein Gestrahlter über die Map zu hetzen und seine Möglichkeiten einzusetzen, den Gegner über den Jordan zu pusten und selbst nicht diese Reise antreten zu müssen. Wenn man sich an den Effekten aber mal satt gesehen hat und auch noch vorhat, eine Rezension zu schreiben, schaut man aber als Gaming-Veteran durchaus mal genauer hin...mit eben erwähntem Ergebnis. Positiv zu erwähnen ist allerdings, dass das Spiel auch auf Mittelklasse-Systemen sehr gut und mit allen Details läuft.

Der Sound des Spiels ist sehr gut, die Action ist gut untermalt. Funksprüche kommen knackig und passend, wiederholen sich aber viel zu oft. Im Großen und Ganzen wird hier aber nichts falsch gemacht, man hält gängige Standards absolut ein.

Gameplay, Atmosphäre und Umfang

Das Gameplay ist absolut in Ordnung, wenn man sich klar macht, dass man hier kein Battlefield spielen wird. Es ist viel schneller, der Tod kommt wesentlich flotter und man kann sich auch nicht mal eben sortieren, weil man in etwa Kenntnis davon hat, aus welcher Richtung der Feind wohl anrücken mag. Ich als Rush-Fanatiker aus BF4 hatte einige Mühe, mich wieder an diese Art "aus allen Richtungen"-Kampf zu gewöhnen. Muss man mögen, ansonsten hat man hier nicht viel Spaß und ist schnell gefrustet. Frust verbreitet auch das nicht so wirklich ausgefeilte Balancing. Angeblich sollen die Titanen ja nicht übermächtig sein - treffen sie einen auf offenen Feld an, ist man aber schneller tot als ein Igel auf der Autobahn. Die Dinger halten nicht megaviel aus, aber zuviel um von einem durchschnittlichen Spieler mal eben aus dem Verkehr gezogen zu werden. Das wäre nicht weiter schlimm, aber leider hat jeder Spieler alle 2 Minuten die Möglichkeit, sich so ein Ding abwerfen zu lassen - das ist einfach zu oft. Es ist erstens nicht realistisch, dass da oben 300 Titanen an einer Stange kleben und darauf warten, bei Bestellung abgeworfen zu werden. Außerdem kommt auf diese Weise schlicht und einfach kein vernünftiger Spielfluss zustande. Teamplay kann man schlicht vergessen - das muss man einfach so beim Namen nennen. Wo Battlefield und sogar Call of Duty noch im Ansatz die Möglichkeit bieten, durch das Setting ein gewisses Teamplay zu erreichen, ist in Titanfall in 9 von 10 Runden wirklich "Jeder für sich selbst" angesagt. Das mag so gewollt sein, macht aber nicht den Spaß, den es machen könnte. Da es keine Klassen gibt, kann man seine Mitspieler nicht heilen, mit Munition versorgen oder gar wiederbeleben. Ergo wird der Spieler nicht belohnt wenn er im Team spielt - und deswegen machen die Leute es auch nicht, ganz abgesehen davon, dass die Hektik auf dem Schlachtfeld dazu ein übriges tut.

Die Maps sind interessant gestaltet, sehr abwechslungsreich und auch in entsprechendem Umfang vorhanden. Auf einem guten Dutzend Karten darf der Spieler sich austoben, das ist in jedem Fall ein echter Pluspunkt des Spiels, schnell langweilig wird es nicht was die Umgebung angeht. Die Spielmodi sind am üblichen Standard ausgerichtet und spielen sich auch relativ "normal". Hier durfte man aber auch keine Wunder erwarten wie ich finde.

Die möglichen Freischaltungen sind eher limitiert, vor allem im Bereich der Waffen ist hier nicht viel geboten. Die Burncards sind eine witzige Sache, wirklich ersetzen können sie "Hardware" im Kampf aber nicht.

Alles in allem wird eine gute, stimmige Atmosphäre geschaffen, die der Welt in der das Spiel angelegt ist gerecht wird. Die Entwickler wussten in jedem Fall, was sie tun.

Da steht der Stürmer vor dem Tor...

...und schießt vorbei - das kommt schon vor. Titanfall ist ein wirklich gutes Spiel, das seinen Reiz aus der Tatsache zieht, dass es auf dem Sektor der "Speed-Shooter" seit Quake und UT eigentlich nicht mehr wirklich was gab, dass sich in das Gedächtnis der Spieler eingebrannt hat. Trotzdem wird man dem eigenen Anspruch nicht gerecht. Denn man wollte laut den Entwicklern eine "Revolution" erreichen, und dieses Ziel wird klar verfehlt. Zu altbacken ist die Technik, zu gewöhnlich die Spielmodi. Trotzdem wird Titanfall seine Fans finden, es gibt genug Spieler, denen die etablierten Multiplayer-Shooter inzwischen zu lahm, zu gewöhnlich und vor allem zu langweilig geworden sind. Hier trifft das Spiel einen Nerv, und deswegen wird es seinen Erfolg haben.

Man merkt aber auch in sehr sehr vielen Momenten, dass das Game von den Call of Duty-Erfindern gemacht wurde. Leider haben sie eine alte Stärke der ersten CoD-Spiele nicht für sich genutzt: eine starke Einzelspieler-Kampagne fehlt dem Spiel. Das ist verzeihlich - aber bedauerlich. Hier lässt man Sympathiepunkte liegen. Von dem nervigen Seasonpass-Gedöns mal abgesehen. Zu gerne hätte ich gesehen, dass endlich mal wieder ein gutes Spiel in einem Stück an die Spieler abgegeben wird. Chance vertan, hier Kundenbindung zu betreiben. Der Preis des Spiels ist ohnehin ein kleiner Witz: 59 Euro bei Origin, 55 Euro bei Media Markt...in der Standard-Version. Die Deluxe-Variante schlägt mich 80 Kröten zu Buche - ein schlechter Witz, aber wenigstens ist in Letzterer der Seasonpass gleich dabei. Für den will EA nämlich auch nochmal 25 Euro sehen. Ich empfehle Kinguin... 

Für Leute, die mal was Neues erleben wollen, ist Titanfall einen Blick wert. Ein bisschen resistent gegen Frust sollte man aber sein, denn den wird man vermutlich erleben am Anfang. Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung kann ich aber nicht geben, wie kaum ein anderes Spiel ist Titanfall "Geschmackssache" - probespielen oder zumindest Gameplay-Videos gucken ist einfach Pflicht.


Wertung
Pro und Kontra
  • Die Entwickler holen echt was aus der Source-Engine raus...
  • Viele Maps
  • Spiele laufen flüssig
  • Sound ist gut und passend
  • Hardware-Anforderungen sind moderat
  • ...die Grafik ist aber trotzdem nur "gut" - Top ist was anderes
  • Die KI-Soldaten nerven
  • Titans zu oft verfügbar >> Balancing verbesserungswürdig
  • Teamplay eigentlich nicht vorhanden
  • Kaum Waffen

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

genau richtig

Bugs:

Nein

Spielzeit:

Mehr als 10, weniger als 20 Stunden



Kommentare(3)
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