Totgeglaubte leben länger

Mit einer Mordserie an Obdachlosen beginnt »Der Fall John Yesterday«, das bisher neueste Adventure des spanischen Entwicklerteams Pendulo Studios....

von Geron1985 am: 09.09.2013

Mit einer Mordserie an Obdachlosen beginnt »Der Fall John Yesterday«, das bisher neueste Adventure des spanischen Entwicklerteams Pendulo Studios. Der junge, in eine wohlhabende Familie hineingeborene Student Henry White engagiert sich für die Organisation Die Kinder des Don Quichotte und möchte den Obdachlosen helfen. Zusammen mit seinem besten Freund, dem etwas tumben Sportler Cooper, macht er sich auf den Weg zu einer alten, verlassenen U-Bahn Station. Doch was die beiden dort erwartet übersteigt selbst ihre schlimmsten Erwartungen...

 

Rätsel

 

Das Rätseldesign bewegt sich in »Der Fall John Yesterday« leider nicht mehr auf dem überwiegend hohem Niveau der »Runaway« Serie. Dies mag vor allem daran liegen, dass dieses Spiel einen deutlich ernsteren Charakter hat, als die kultige Serie um Brian Basco. Ernstere Geschichten erfordern ernstere und realistischere Rätsel. Zumeist sind diese aber durchaus logisch, immer wieder schleichen sich aber auch welche ein, die doch recht stark ins Abstruse und Unlogische abdriften. So zum Beispiel, wenn unser Charakter mit einem einfachen Sägeblatt ein Loch in eine massive Steinwand schlägt oder ein Sicherheitsschloss mit Inox-Bügel mit einem ausgeschnittenem Dosenstück öffnet.

Der Schwierigkeitsgrad ist eher niedrig und damit eher für Genre-Neulinge ausgelegt. Profis hingegen werden sie vermutlich als etwas zu einfach empfinden.

7,5/10

 

Story

 

Die Handlung von »Der Fall John Yesterday« erfindet das Rad zwar nicht neu, ist aber außerordentlich spannend. Die Geschichte um John und Henry, in die auch ihre Freunde Cooper, Boris und Pauline hineingezogen werden, ist ein wahrer Thriller, der so manches Geheimnis bereit hält.

Mit Ausnahme von Henry White bleiben die Charaktere leider etwas flach und oberflächlich, was ich hauptsächlich auf die sehr kurze Spielzeit schiebe. Auch der Titelheld John bleibt relativ blass.

Trotzdem überwiegt in der Story der positive Eindruck der überaus spannenden Handlung bei weitem und man verzeiht den Entwicklern die nicht ganz so gelungenen Charaktere gerne. Das Erzähltempo ist hoch und die Geschichte zieht den Spieler von der ersten Minute an in seinen Bann.

Positiv ist auch, dass das Spiel verschiedene Enden bereit hält. So kann man sich ganz am Schluss für eine von drei Personen entscheiden, die die letzte Handlung ausführen soll. Je nachdem, für wen man sich dabei entscheidet, verläuft der Schluss anders.

Leider kommt das Ende jedoch ziemlich abrupt und egal für welches Ende man sich entscheidet, es ist sehr kurz gehalten und ein wenig unbefriedigend.

9/10

 

Atmosphäre

 

Atmosphärisch gehört »Der Fall John Yesterday« trotz ein paar Macken zum Besten, was das Adventure-Genre zu bieten hat. Vor allem die Soundkulisse ist großartig gelungen und schafft es, die Spannung der Handlung einzufangen und zu unterstreichen. Auch die Sprecher sind großteils sehr gut und die Rollen passend besetzt.

Abzüge gibt es leider bei der Grafik. Die Hintergründe sind zwar sehr stilecht in einem schönen Comiclook gehalten, dafür aber auch recht arm an Details und die Charaktere erinnern irgendwie an Knetfiguren aus »Wallace and Grommit«. Die große Schwäche sind aber die Animationen. Immer wenn die Spielfigur irgendwo hinlaufen soll, läuft er quasi mit ein oder zwei Schritten in die falsche Richtung an, ohne sich dabei zu fortzubewegen. Das heißt, wenn die Figur gerade nach rechts schaut und nun nach links laufen soll, macht die Figur erstmal ein oder zwei Schritte nach rechts, ohne sich dabei aber zu bewegen, bevor sie sich dann nach links dreht, um in die richtige Richtung zu laufen.

8,5/10

 

Balance

 

Wie bereits erwähnt sind die Rätsel eher für Adventure-Einsteiger ausgelegt und überwiegend relativ einfach. Wenn man doch mal an einer Stelle hängt, gibt es eine Rätselhilfe, von der man sich Tipps holen kann. Leider erzählt diese einem schon etwas zu viel. Wenn ich die Rätselhilfe benutze, möchte ich eigentlich nur einen Hinweis, einen kleinen Schubs in die richtige Richtung bekommen. Hier wird einem die Lösung aber schon fast auf dem Silbertablett serviert.

Ebensfalls störend ist die Steuerung. Um Gegenstände aus dem Inventar benutzen zu können, muss man sie anklicken und die linke Maustaste gedrückt halten, um sie aus dem Inventar rausziehen zu können. Mit einem einfachen Klick der linken Maustaste betrachtet man den Gegenstand nur. So kommt es gerade zu Beginn häufig vor, dass man sich einen Gegenstand zum X-ten Mal betrachtet, obwohl man ihn eigentlich benutzen wollte. Dies strapaziert die Nerven mehr, als man es von Point&Click Adventures gewohnt ist.

Auch die Hotspot-Anzeige funktioniert bloß suboptimal. In anderen Adventures kann man einfach eine Taste auf dem Keyboard drücken und diese so lange gedrückt halten, wie man sich die Hotspots ansehen möchte. In »Der Fall John Yesterday« funktioniert dies nicht. Hier kann man nur am unteren Bildschirmrand auf einen Button drücken, um sich die Hotspots anzeigen zu lassen. Eigentlich kein großes Problem, doch leider blinken die Hotspots nur sehr kurz und sehr schwach auf, sodass man die Anzeige häufig mehrmals nacheinander benutzen muss.

Dafür unterliegt der Schwierigkeitsgrad der Rätsel nur geringen Schwankungen im Spiel. Er zieht sanft an und wird dann immer ein bisschen schwieriger. Gerade für unerfahrene Abenteurer dürfte dies sehr angenehm sein.

6,5/10

 

Umfang

 

Mit einer Spielzeit von 4-5 Stunden ist »Der Fall John Yesterday« ein ziemlich kurzes Vergnügen. Auch Genre-Einsteiger dürften nach 6-7 Stunden bereits eines der drei verschiedenen Ende zu sehen bekommen.

Damit liegt die Spielzeit auch für Adventureverhältnisse deutlich unter dem Durchschnitt. Sehr schade, denn die hervorragende Story hätte sicher noch so manche Stunde zusätzlich hergegeben.

Für Neulinge ist »Der Fall John Yesterday« definitiv eine Empfehlung, um sich mit dem Spielprinzip des Genres vertraut zu machen. Für Profis ist es ein spannendes Abenteuer für Zwischendurch.

Alles in Allem ist es ein Game voller Widersprüche. Die Geschichte ist so spannend, wie das Spiel kurz ist. Die Musikuntermalung ist so genial, wie die Animationen schwach sind. Die Sprecher sind so klasse, wie die Bedienung umständlich ist.

6/10

 

Fazit

37,5/50 -> 75%


Wertung
Pro und Kontra
  • Spannende Geschichte
  • Tolle Atmosphäre
  • 3 verschiedene Enden
  • Sehr kurz
  • umständliche Bedienung

Zusätzliche Angaben

Schwierigkeitsgrad:

eher leicht

Bugs:

Nur sehr wenige

Spielzeit:

Weniger als 5 Stunden



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