Seite 2: Interview mit Danny Ledonne - »Zensur von Spielen ist eine bedenkliche Entwicklung«

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GameStar: Das Flughafen-Massaker in Activisions Modern Warfare 2 heizte die Diskussion über Gewalt in Videospielen weiter an. Schadet das der Branche oder ist es Teil der Meinungsfreiheit?

Danny Ledonne: Diskussionen über Gewalt in Videospielen wird es so lange geben, wie sie als Kinderspielzeuge und Realitätsflucht betrachtet werden. Gewalt existiert in Medien, weil die ein Spiegelbild der Gesellschaft sind. Konflikte werden auch weiterhin zentrale Bestandteile von Filmen, Büchern, Musik, Theater, Comics, und anderen bildenden Künsten sein.

Journalisten, die ihre Geschichten mit Skandalen würzen wollen, oder andere Moralapostel haben der Spielebranche noch nie geschadet. Sie zeigen nur, dass Videospiele eine tragende Säule der Popkultur und damit verteidigenswert sind.

GameStar: Deutsche Spieler erleben Zensur oder gar Verkaufsverbote für gewalthaltige Spiele und sehen in den USA daher oft das »Videospiele-Wunderland«. Ist es das etwa nicht?

Danny Ledonne: Die staatliche Zensur von Videospielen in Deutschland, Australien und anderen Ländern ist eine zutiefst beunruhigende Tendenz. Persönliche Freiheiten werden unter dem Deckmantel der öffentlichen Sicherheit oder dem vermeintlichen Schutz von Kindern eingeschränkt.

Das ist ein weltweites Problem, sogar in den Vereinigten Staaten gibt es immer wieder Versuche, den Verkauf von gewalthaltigen Spielen zu verbieten oder zu beschränken. Wie es der Zufall will, wird ein solcher Fall gerade vor dem Obersten Gerichtshof verhandelt. Das Urteil gibt höchstwahrscheinlich die künftige Marschrichtung vor, inwieweit Videospiele unter den Schutz der freien Meinungsäußerung fallen. Ich bin aber überzeugt, dass sich die Diskussion auch so wie bei Filmen und Comics irgendwann einfach auflösen wird, wenn immer mehr Menschen, die mit Spielen aufgewachsen sind, Posten mit politischem Einfluss innehaben.

GameStar: Dein Dokumentarfilm »Playing Columbine« ist bisher nur in Englisch verfügbar. Wird es irgendwann eine Version mit deutschen Untertiteln geben?

Playing Columbine (2008). Playing Columbine (2008).

Danny Ledonne: Nur falls ein deutscher Filmverleih Interesse zeigt, alleine kann ich das nicht schaffen. Ich bin sehr gerne bereit, alle Texte und Unterlagen bereitzustellen, damit eine deutsche Version möglich wird. Das liegt aber nicht in meiner Macht.

GameStar: Du hast eine Produktionsfirma gegründet, Emberwilde Productions. Bist du in der Lage, mit dem Erfolg von »Playing Columbine« deinen Lebensunterhalt zu verdienen?

Danny Ledonne: Nein, bestenfalls wird der Film seine Kosten wieder einspielen. Ich habe jahrelang daran gearbeitet, ohne Geld zu verdienen. Die Einnahmen aus den DVD-Verkäufen habe ich sofort wieder investiert, auch um Profis zu engagieren. Dokumentation sind zwar die Kernaufgabe meiner Firma, leben kann ich davon aber nicht. Das trifft übrigens auf die meisten Dokumentarfilmer zu. Michael Moores sind in der Branche rar gesät.

GameStar: Was sind deine Pläne für die Zukunft? Können wir weitere Spiele oder Dokumentarfilme von Danny Ledonne erwarten?

Danny Ledonne: Viele Leute beschränken mich auf diese ganze Columbine- und Videospielgeschichte. Das ist aber vollkommen falsch. Gerade arbeite ich an der Postproduktion meines nächsten Dokumentarfilms: Einer Umwelt-Komödie namens »Duck!« über Wasservögel. Es ist also eine »Duckumentary«. Sie wird im Herbst auf etlichen Filmfestivals zu sehen sein. Mein nächstes Projekt wird eine lustiger und kritischer Blick auf das Phänomen des Weihnachtsmannes sein.

Ich habe keine Pläne, ein weiteres Videospiel zu machen. Die Computerprogrammierung ist einfach zu mühsam und langweilig im Vergleich zur Arbeit an Filmen, wo ich viel reisen kann. Tut mir leid, aber als ich angekündigt hatte, ich würde keine Spiele mehr machen, war es mein voller Ernst.

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