Seite 2: 3 Days To Kill - Jason Bourne für Arme

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Ein Actionfilm ohne Action

Sämtliche Actionszenen in 3 Days To Kill werden gerade mal angedeutet. Wann immer unser Held einen Raum betritt, um darin seine Kung-Fu-Künste unter Beweis zu stellen, folgt ein Schnitt, der dann erst NACH dem eigentlichen Akt wieder einsetzt. »Mann, hier liegen überall Leichen - du bist so gut«, sagt dann einer der Komplizen, Costner schaut stoisch zurück und das Publikum freut sich für alle Beteiligten. Auch die Leichen. Für die war wenigstens etwas los.

Im Ernst: wer auch immer die Idee hatte, eine Actionklamotte zu drehen, in der die Action einfach ausgelassen wird, soll sich doch bitte zum Wohle aller bei der nächsten Buletten-Wendestelle seines Vertrauens bewerben gehen. Es gibt zwar im ersten und letzten Drittel von 3 Days To Kill zwei kleine Actioneinlagen inklusive einer durchaus ansehnlichen Explosion, aber gemessen an der Laufzeit passiert hier deutlich zu wenig, um die Erwartungen zu erfüllen, die der Trailer und die Werbekampagne wecken.

Nicht täuschen lassen: Actionszenen wie diese gibt es im Film fast keine. Nicht täuschen lassen: Actionszenen wie diese gibt es im Film fast keine.

Das erscheint umso skurriler, wo doch mit McG ein Mann auf dem Regiestuhl sitzt, der mit Drei Engel für Charlie ein unterhaltsames Stück Kino abgeliefert hat. Am Geschick der Beteiligten scheint es nicht zu liegen, was den Schluss nahe legt, dass Costner hier einfach seinen Kopf durchgesetzt hat. Eine Rolle als alternder Actionstar, der sich endlich nur noch um die Familie kümmern möchte - das klingt fast zu verdächtig nach persönlicher Agenda.

Dabei wäre gegen so ein Konzeptprojekt ja grundlegend nichts einzuwenden, im Fall von 3 Days To Kill treibt dieser Ansatz aber bisweilen absurde Blüten. Mr. Super-Agent will auf den letzten Drücker endlich zum Papi des Jahres gewählt werden und ist dabei derart gewissenhaft, dass er mehrfach vor oder sogar IN den wenigen Action- bzw. Suspense-Momenten seine Arbeit abbricht und zu Töchterchen eilt.

Echter Telefonterror

Langsam knüpfen Vater und Tochter wieder zarte Bande…zu schade, dass der Film dadurch ständig unterbrochen wird. Langsam knüpfen Vater und Tochter wieder zarte Bande…zu schade, dass der Film dadurch ständig unterbrochen wird.

Die junge Rotzgöre hat ihm vorher einen speziellen Klingelton installiert, der natürlich immer genau dann losschallt, wenn Papa gerade in einem Verhör steckt oder - einer der hirnrissigsten Momente des Films - direkt vor der Tür seines Auftragsziels steht. Während die Zuschauer also gerade in der Hoffnung aufjauchzen, da würde sich jetzt endlich mal was tun auf der Leinwand, wird jede einzelne dieser Szenen einem miesen Running Gag ähnlich durch Costners Handy abgebrochen.

Man stelle sich eine Nacht mit einer adretten Dame vor, heiße Küsse werden ausgetauscht und kurz bevor die Hände am Bund des BHs sind, ertönt eine Kuhglocke, Madame zieht sich an und geht…Satz mit x. So funktioniert 3 Days to Kill: Konsequente Unterminieren sämtlicher Erwartungshaltungen, das aus einer eigentlich nicht unspannenden Ausgangslage eine zweistündige Tour de Farce macht.

Dabei ist 3 Days to Kill im Ansatz nicht einmal schlecht. Der deutlich selbstironische Ton, der schon From Paris with Love (auch von EuropaCorp) durchzog, funktioniert auch hier ganz gut. Die zwei kurzen Action-Momentchen im Film darf man schon allein deshalb nicht schlecht finden, weil sie nun mal eben die einzigen sind. Und Costner, der wirkt trotz seiner antiken Spielweise doch wieder irgendwie vertraut. Zumindest für jene, die ihn schon mit dem Wolf haben tanzen sehen.

Fazit

David Hain: Für das Action-verwöhnte Publikum in der Zielgruppe um 16 Jahre wird Zugpferd Kevin Costner kaum funktionieren. Und in einer Zeit, in der die Bourne-Filme oder Taken als inszenatorische Messlatte gelten, mit mauer Action aufzulaufen, die teils gar nicht erst gezeigt wird, kann man durchaus lächerlich finden - egal, ob man nun Zielgruppe ist oder nicht.

Unter den von Luc Besson produzierten Kinofilmen (Taxi, Transporter, Taken) ist 3 Days To Kill einer der schwächsten Titel. Was eigentlich als Thriller startet, kann sich irgendwann nicht mehr entscheiden, ob es nun launige Familienkomödie oder Agentenspaß sein möchte. 3 Days To Kill findet nie seinen Faden und entlässt den Zuschauer damit völlig ratlos. Fun-Fact am Rande: Selbst der Titel ist irreführender Quatsch - wenigstens das zieht sich konsequent durch.

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