Start von Origin Access - Das Access-Kalkül

Electronic Arts bietet nun auch auf dem PC ein Spiele-Abo an. Dahinter steckt Kalkül, sagt Michael Graf.

Nach seinem Xbox-Dienst EA Access startet Electronic Arts nun das PC-Pendant Origin Access. Auch hier darf ich für vier Euro monatlich diverse ältere EA-Spiele herunterladen, auch hier bekomme ich zehn Prozent Rabatt auf alle zukünftigen Titel, DLCs und Mikrotransaktionen, auch hier kann ich bei einigen neuen Spielen schon einige Tage vor dem offiziellen Release einige Stunden lang spielen. Es ist dasselbe System - wobei auf dem PC auch ältere Indie-Spiele im Abopaket stecken, den Anfang macht das empfehlenswerte This War of Mine. Auf der Xbox gibt's ausschließlich EA-Eigenware.

Ein faires Angebot:Kolumne zu EA Access für Xbox One

Grundsätzlich finde ich das gar nicht schlecht. Ein Dragon Age: Inquisition etwa ist für mich die vier Euro allemal wert - auch wenn ich die Inquisition-DLCs extra zum Vollpreis (minus zehn Prozent Rabatt) kaufen muss. Die »Game of the Year«-Fassung mit allen Erweiterungen gibt's bei Origin Access nämlich nicht kostenlos dazu, Gewinnmaximierung eben. Am Konzept stört mich jedoch etwas Anderes: EA Access und Origin Access laufen komplett getrennt. Wer beide nutzen will, zahlt doppelt. In wirtschaftlicher Hinsicht ist das clever, und ja, PC- und Konsolenspiele werden auch separat verkauft.

Dragon Age: Inquisition mag zwar liebgewonnene Bioware-Traditionen über Bord werfen, dennoch kann man darin Dutzende Stunden verbringen. Dragon Age: Inquisition mag zwar liebgewonnene Bioware-Traditionen über Bord werfen, dennoch kann man darin Dutzende Stunden verbringen.

Als jemand, der inzwischen gleich gerne auf Rechner, Konsole, und Smartphone spielt (kommt eben aufs Spiel an), als solcher Plattformagnostiker fände ich's grandios, wenn endlich mal jemand eine übergreifende Plattform anböte. Streaming-Dienste wie Netflix, Watchever, Amazon Video & Co. laufen doch auch mit einem Account auf all meinen Geräten. Mag sein, dass die Konsolenhersteller da nicht mitspielen würde, weil sie ihre Plattform-Ökosysteme seit jeher wie tollwütige Wiesel verteidigen - aber mich als Kunden interessiert das herzlich wenig. Einigt euch halt!

Die Frage, warum Electronic Arts überhaupt sowas anbietet, ist hingegen schnell beantwortet: Weil Origin inzwischen über 50 Millionen User hat. Das entspricht der Einwohnerzahl von Südkorea. Und was macht man, wenn man so viele Menschen erreicht? Man verkauft ihnen etwas, liebevoll auch »monetarisieren« genannt. Electronic Arts hat einen weiteren Weg gefunden, seine Community zu Geld zu machen. Und dabei auch gleich etwas zu bekämpfen, was allen Herstellern ein Dorn im Auge ist: den Preisverfall.

Der Autor
Als GameStar-Chefredakteur für Reports und Meinung lässt Michael ungern eine Gelegenheit aus, Letztere zu sagen. Zum Beispiel zu Star Wars: Battlefront, das er - für Zwischendurch - gar nicht sooo schlecht findet. Bei aller berechtigten Kritik natürlich. EA Access hat er auf der Xbox bislang nicht abonniert, weil er darauf gewartet hat, dass der Dienst plattformübergreifend erscheint. Da kann er ja nun noch ein bisschen weiterwarten.

Gegen den Preisverfall

Was früher der Gebrauchthandel war - ein Geschäft, an dem ein Publisher nichts mehr verdient - ist heute der Sale: Vor allem auf dem PC sinken die Spielepreise inzwischen rasant. Ein wichtiger Grund sind die Steam Sales: Wer greift schon noch bei, sagen wir, dem letzten Tomb Raider zum Vollpreis zu, wenn der Preis der Steam-Version schon vier Monate nach Erscheinen um 75 Prozent gesenkt wird? Das befeuert eine Sparmentalität, die sich auch auf andere Plattformen auswirkt - also auf Origin. Im letzten Weihnachts-Sale wurde etwa der Preis für Star Wars: Battlefront um ein Drittel gesenkt - da war das Spiel gerade mal einen Monat alt. Keyseller-Websites, die billig im Ausland eingekaufte Spiele-Keys deutlich günstiger anbieten als die offiziellen Plattformen, tragen ebenfalls zu diesem Preisverfall bei.

Das letzte Tomb Raider wurde radikal im Preis reduziert. Das letzte Tomb Raider wurde radikal im Preis reduziert.


Und das eben auch ein Grund dafür, dass wir immer mehr DLCs, Saison-Pässe sowie Mikrotransaktionen (FIFA Ultimate Team!) in Vollpreisspielen sehen, irgendwie müssen die Publisher ja Geld damit verdienen. Im gleichen Gedanken wurzeln meiner Meinung nach Angebote wie EA Access, aus doppeltem Kalkül. Dass man bereits fünf Tage früher losspielen kann, soll vor allem finanzstarke Spieler ansprechen, die ohnehin gerne zum Vollpreis zuschlagen. Sie können dann nämlich zusätzlich damit angeben, dass sie vor allen anderen an Spiele herankommen, wenn auch nur ein paar Stunden lang. Und ganz nebenbei mit online gestellten Videos und Bildern kostenlose Werbung für das Spiel machen (vorausgesetzt, es taugt etwas).

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Den sparsamen Spielern wiederum macht EA sein Origin-Archiv zugänglich, weil man darauf hofft, dass sie zu Spielen, die ihnen gefallen, zusätzlich Addons und DLCs kaufen. So verdient man auch mit älterer Software noch Geld. Der Gesamtrabatt von zehn Prozent ist schließlich ein Lockangebot für beide Käufergruppen und soll die Kundenbindung stärken: Warum sollte ich für ein paar Euro Rabatt in den nächsten Elektronikmarkt stapfen, wenn ich das Spiel auch auf Origin selbst billiger bekomme - und gleich bequem herunterladen kann? Klar, das ist alles nur meine Theorie. Aber für mich klingt's plausibel.

Damit will ich EA Access nicht verteufeln, im Gegenteil: Man bekommt etwas fürs Geld. Ich glaube, wenn Steam ein ähnliches Programm aufsetzen wurde, wäre die allgemeine Reaktion positiver - EA-Prügelei geht eben schneller von der Tastatur als ein abwägendes Urteil. Klar, mir persönlich wäre ein plattformübergreifendes Angebot noch lieber. Aber vielleicht kommt das ja noch. Irgendwann. Vielleicht ja dann von Activision.

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