Indiana-Jones-Spiel - Der Atlantis-Nachfolger scheiterte u.a. an zu vielen Nazis

Indiana Jones and the Fate of Atlantis hätte mit Iron Phoenix einen direkten Nachfolger erhalten sollen. Interne Probleme bei Lucas Arts, ein Versagen beim Outsourcing-Versuch und ein abschließendes Scheitern an der deutschen Rechtslage sorgten jedoch für eine Einstellung.

Indiana Jones and the Fate of Atlantis hätte mit Iron Phoenix einen echten Nachfolger erhalten sollen. Extreme Probleme bei der Entwicklung und mit den deutschen Rechtslage sorgten aber für ein vorzeitiges Ende während der Entwicklung. Indiana Jones and the Fate of Atlantis hätte mit Iron Phoenix einen echten Nachfolger erhalten sollen. Extreme Probleme bei der Entwicklung und mit den deutschen Rechtslage sorgten aber für ein vorzeitiges Ende während der Entwicklung.

Indiana Jones and the Iron Phoenix - so hätte der Nachfolger zum Kult-Adventure Indiana Jones and the Fate of Atlantis heißen sollen. Der Titel war 1993 und 1994 bei Lucas Arts in der Entwicklung, sah jedoch nie das Licht der Welt. Über die Entstehungsprobleme und die letztendliche Einstellung von Iron Phoenix findet sich ein umfassender und ausgezeichneter Report auf der Fanseite mixnmojo, auf den zuerst die Kollegen von Kotaku gestoßen sind.

Die Story: Nazis in Südamerika jagen

Die Story von Iron Phoenix hätte direkt an Fate of Atlantis angeschlossen und im Jahr 1947 gespielt. Nach dem Zweiten Weltkrieg versuchen in Südamerika untergetauchte Nazis, den Stein der Weisen zu finde. Mit dem soll Hitler wiederbelebt werden - Indy muss intervenieren. Unterstützung gibt es von einer Sowjet-Agentin, die mit dem Nazi-Regime nach dem Krieg noch eine Rechnung offen hat.

Wieso Iron Phoenix nie erschien

Für die Einstellung des Spiels gab es mehrere Gründe. Projektleiter Joe Pinney verließ in der frühen Entwicklungsphase das Team und sorgte so bereits für ein immenses Problem: Wer kümmert sich nun um das Spiel als Hauptverantwortlicher?

Andere Lucas-Arts-Profis wie Ron Gilbert, Dave Grossman und Tim Schafer hatten die Firma entweder verlassen, oder waren bereits an anderen Projekten beschäftigt. Schließlich erklärte sich der Engine-Guru Aric Wilmunder bereit, seine Arbeit an SCUMM zugunsten von Iron Phoenix an Kollegen abzugeben.

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Outsourcing sorgte für Probleme

Danach gab es schwere Probleme bei der Entwicklung, die auf die Management-Struktur von Lucas Arts zurückzuführen sind. Statt einen beständigen Präsidenten wechselten sich unzählige Mitarbeiter in schneller Folge an der Spitze ab, irgendwann war ein nicht näher genannter Betriebswirt an der Reihe. Dessen Ziel war vor allem ein finanzielles: die Senkung der Betriebskosten.

Iron Phoenix wurde daher als Testbett benutzt, um Outsourcing von Grafiken und Animationen auszuprobieren. Der Plan stellte sich als Katastrophe heraus: Die beauftragte kanadische Firma hatte keine nennenswerte Erfahrung, das Lucas-Arts-Team erhielt statt Assets in erster Linie leere Versprechen.

Nazis brechen Iron Phoenix das Genick

Der finale Nagel im Sarg von Indiana Jones and the Iron Phoenix war das wenig durchdachte und nicht auf den Markt abgestimmte Setting: Die Story fokussierte sich extrem stark auf Nazis, die Nazi-Vergangenheit des Zweiten Weltkriegs und natürlich Adolf Hitler. Deutsche Spieler wissen, dass entsprechende Bildnisse wie das Hakenkreuz und Namen in Filmen und Büchern okay sind. Für Spiele gilt aber auch bis heute eine rechtlich schwierige Lage, auf die sich Entwickler und Publisher nicht einlassen wollen.

Der GameStar-Report:Das Kreuz mit dem Haken

Während in anderen Titeln ohne Probleme Nazis gegen »Deutsche« und Hakenkreuze gegen normale Kreuze ausgetauscht werden, basierte das Setting von Iron Phoenix ausschließlich auf dem Thema und der Rückkehr Adolf Hitlers. Bei einer Änderung hätte die Geschichte keinen Sinn mehr ergeben, den Entwicklern waren die Hände gebunden. Zu Release hätte Lucas Arts dann eine Beschlagnahmung riskiert, 1994 war ebenfalls das Jahr des berüchtigten Wolfenstein-3D-Urteils.

Damals hatte der zuständige Richter ein Gelten des Kunstbegriffes bei Computerspielen noch nicht einmal in Erwägung gezogen. Der Präzedenzfall ist bis heute der Grund, warum Entwickler und Publisher bei entsprechenden Spielen vorab Selbstzensur üben oder vom Release komplett absehen, auch wenn Rechtsexperten das Urteil aus heutiger Sicht nicht mehr als haltbar einstufen.

Aufgabe und Nazi-Zombies in Comics

Und damit scheiterte das Projekt schließlich: Deutschland war bereits damals der weltweit wichtigste Markt für Point&Click-Adventure, die hiesigen Verkaufszahlen waren für Lucas-Arts-Adventures höher als in den USA. Mit einem Wegbrechen des Marktes und den internen Schwierigkeiten bei der Entwicklung wurde Indiana Jones and the Iron Phoenix schließlich eingestellt.

Comic-Publisher Dark Horse Comics griff die Story später auf und veröffentlichte eine vierteilige Comic-Reihe mit Indiana Jones and the Iron Phoenix. Die Adaption wurde aber deutlich abgeändert und hat nur die Grundidee mit dem von Lucas Arts geplanten Adventure gemein, spätestens bei der Einführung von Nazi-Zombies driften die Comics ins Lächerliche ab.

Zumindest das 60-seitige Design-Dokument ist noch hier verfügbar. Nachdem Indiana Jones and the Fate of Atlantis 1992 erschien, mussten Fans bis 1999 warten, um das nächste, offizielle Indy-Abenteuer von Lucas Arts spielen zu können: Indiana Jones und der Turm von Babel, ein Action-Adventure in der Machart von Tomb Raider.

Indiana Jones and the Fate of Atlantis - Entwickler-Video von der Special-Edition Video starten 12:10 Indiana Jones and the Fate of Atlantis - Entwickler-Video von der Special-Edition

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