Windows 8 im Testtagebuch - Teil 5: Chancen, Risiken und unser Fazit

Im fünften und letzten Teil beleuchten wir die Hintergründe für Microsofts radikalen Design-Wechsel und ziehen ein finales Testfazit unseres mittlerweile alltäglichen Umgangs mit Windows 8.

Windows 8 im Test Video starten 7:37 Windows 8 im Test

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Seit dem Release von Windows 8hat Microsoft den gesamten Firmenauftritt inklusive Internetseiten und Messeauftritten auf die neue »Metro«- beziehungsweise »Modern UI«-Designlinie abgestimmt. Selbst das jahrzehntealte Firmenlogo musste sich dem unterordnen. Chef Steve Ballmer bezeichnete Windows 8 als das größte Risiko, dass das Unternehmen jemals eingegangen sei. Denn wenn es Microsoft nicht gelingt, sich mit Windows 8 im Smartphone- und Tablet-Markt zu etablieren, wird die langfristige Windows-Dominanz ernsthaft bedroht. Gegen Apple und Samsung (beziehungsweise Android) konnte sich Microsoft auf dem Smartphone-Markt bislang nicht als ernsthafter Konkurrent positionieren, und bei Tablets dominiert Apple gar mit über 80 Prozent. Einzige Ausnahmen sind höchstens das Amazon Kindle Fire HDin den USA und demnächst eventuell Googles wachsende Nexus-Serie.

Dass es bis heute kein Hersteller geschafft hat, eine starke (Windows-)Konkurrenz zum Apple iPad auf die Beine zu stellen, hat Microsoft dazu bewogen, mit dem eigenen Surface-Tablet eine seiner wichtigsten strategischen Leitlinien zu durchbrechen, die seit der Lieferung von DOS an IBM in den 1980er Jahren galt: Microsoft verkauft immer nur die Software, aber niemals den Rechner selbst.

Bewusst nimmt Microsoft diesmal den Ärger mit seinen angestammten Partnern in Kauf, die sich einem unfairen Wettbewerb ausgesetzt sehen: Während sie für jedes Tablet-Windows Lizenzen bezahlen müssen, subventioniert Microsoft sein eigenes Produkt und verschafft sich damit einen Preisvorteil.

Microsofts Surface-Tablet verärgert die traditionellen Hardware-Hersteller, denn sie müssen für jedes installierte Windows Lizengebühren bezahlen, während Microsoft dieses Geld in bessere Hardware stecken kann. Microsofts Surface-Tablet verärgert die traditionellen Hardware-Hersteller, denn sie müssen für jedes installierte Windows Lizengebühren bezahlen, während Microsoft dieses Geld in bessere Hardware stecken kann.

Risiken für Windows

Die Wachstumszahlen bei den mobilen Geräten sind aber einfach derart enorm, dass die vielen Anwender, die außer einem Browser und einer Hand voll Apps keine weiteren Ansprüche stellen, über kurz oder lang womöglich ganz auf PC oder Notebook verzichten. Ohne ein attraktives Angebot würde Microsoft hier langfristig auf der Strecke bleiben. Ein vergleichbares Risiko droht zunehmend auch auf dem Feld der klassischen PC-Spiele. Die Flut an kostenlosen Browser und Social-Spielen macht es den Vollpreistiteln zunehmend schwerer und könnte so langfristig auch Microsoft als einzigen Betriebssystemanbieter für ambitionierte Spieler treffen.

Wer aufwändige Spiele am Rechner spielen möchte, braucht auch heute noch Windows. Je mehr Titel sich jedoch im Browser spielen lassen, desto irrelevanter wird das Betriebssystem. Vermutlich auf dem Hintergrund der steigenden Bedeutung von Apple und der möglicherweise sinkenden von Windows bietet Valve seine Steam-Plattform mittlerweile auch für Mac OS an und hat die Beta-Phase der Linux-Version bereits eröffnet.

Noch sind die Casual- und Browser-Games keine ernstzunehmende Gefahr für Windows als dominierende Spiele-Plattform. Noch sind die Casual- und Browser-Games keine ernstzunehmende Gefahr für Windows als dominierende Spiele-Plattform.

Einige Publisher wie Electronic Arts stellen ebenfalls verstärkt Mac-Versionen ihrer großen Titel her. Und mobil wird mittlerweile wie bekloppt gespielt – aber nicht auf dem Windows-Notebook oder klassischen Handheld-Konsolen wie Sony Playstation Vitaoder Nintendo 3DS. Längst geben iPhone und Android hier den Ton an.

Chancen für Windows

Risiken bergen die aktuellen Entwicklungen für Microsoft also zu Hauf, aber natürlich auch Chancen. Windows ist immer noch so gut wie auf jedem PC oder Notebook installiert und mit der Microsoft Xbox 360hat sich Microsoft im Konsolenmarkt eine Position erarbeitet, die mit der kommenden Xbox 720 vermutlich noch ausgebaut werden kann. Außerdem soll die Microsoft Xbox 720wohl auch mit Windows 8 als Betriebssystem kommen – eventuell heißt sie sogar Xbox 8. Genug Anwender bleiben zudem gerne bei Altbewährtem, und hier sind die teureren Tablets mit Intel- oder AMD-Prozessoren eine echte Alternative zum iPad, weil sie gängige Windows-Programme ausführen können.

Und obwohl Smartphones, Tablets und die Cloud gerade alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, verkaufen sich Desktop-PCs weiter auf einem stabilen Niveau. Für fortgeschrittene Nutzer bieten sie große Vorteile wie einfache Aufrüstbarkeit, höhere Spieleleistung und niedrigere Preise, die geschlossene Plattformen bauartbedingt nicht bieten können. Nur beim klassischen PC sind wir Herr über unsere eigene Hard- und Software – ein Vorteil, der für die breite Masse aber kaum noch eine Rolle spielt.

Mit Windows Phone 8 versucht Microsoft, den immensen Rückstand auf Android und iOSs aufzuholen – einer der unserer Meinung nach gewichtigsten Gründe, auch Desktop-Nutzern die Kacheloberfläche aufzuzwingen. Mit Windows Phone 8 versucht Microsoft, den immensen Rückstand auf Android und iOSs aufzuholen – einer der unserer Meinung nach gewichtigsten Gründe, auch Desktop-Nutzern die Kacheloberfläche aufzuzwingen.

Mit Windows 8 nutzt Microsoft seine (noch) dominante Marktposition aus und gewöhnt die Nutzer zwangsweise an die neue Oberfläche (und den App Store), die sich vor allem für mobile Geräte eignen. Der Vorteil für die Zukunft ist klar: Wer Windows 8 bereits von seinem neuen PC zuhause oder im Büro kennt, wird sich beim nächsten Kauf eines Smartphones oder Tablets natürlich eher für das gewohnte System entscheiden als bislang. Durch das Anbieten einer einheitlichen Plattform vom Smartphone über den Tablet-PC bis hin zur nächsten Xbox und natürlich dem klassischen PC und Notebook versucht Microsoft, seine traditionell dominante Position zu sichern und auch auf die neuen Geräteklassen hin auszudehnen. Nachdem die bisherigen Versuche nicht erfolgreich waren, stehen die Chancen mit Windows 8 in jedem Fall besser.

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